Nach der Explosion vor dem Balkon eines Mehrfamilienhauses in Köln-Bilderstöcken in der Nacht zu Sonntag gehen die Ermittler Hinweisen zu einem Streit in der Drogenszene nach.
"Nach ersten Erkenntnissen kommt als Hintergrund eine Auseinandersetzung im Drogenmilieu in Betracht", sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Die Ermittlungen richteten sich allerdings weiter gegen Unbekannt.
Anwohner von Explosion wenig überrascht
Gegen 1.30 Uhr hatten Anwohner der Straße "Am Bilderstöckchen" die Polizei gerufen, nachdem sie einen Knall gehört hatten. Durch die Explosion wurde eine Scheibe und ein Balkon beschädigt, verletzt wurde niemand. Es habe "glücklicherweise nur einen geringen Sachschaden" gegeben, sagte ein Polizeisprecher.
Am Montagvormittag sind die Spuren der Explosion hinter Jalousien verborgen. Aber auch in diese hat die Detonation stellenweise Löcher gerissen. Allerdings: Im Vergleich zu ähnlichen Explosionen in den vergangenen Monaten wirkt der Schaden deutlich geringfügiger. Mit dem Reporter des "Kölner Stadt-Anzeiger" wollte eine Bewohnerin der Wohnung nicht sprechen.
In der Nachbarschaft sorgt die Explosion zwar für Verunsicherung: "Ich bin im Schlaf hochgeschreckt und konnte die ganze Nacht nicht mehr schlafen", sagt eine Anwohnerin etwa. Wirklich überrascht über den Vorfall sind hier aber nur die wenigsten: "Hier knallt es immer wieder. Dass hier irgendwann auch eine Bombe hochgeht, überrascht mich nicht", so die Frau. Ein weiterer Anwohner und seine Mutter, die direkt gegenüber des Explosionsortes wohnen, stimmen der Frau zu. Am Montagvormittag wirkt die Wohngegend, nicht weit entfernt von der Bahnhaltestelle Geldernstraße/Parkgürtel, ruhig. Neben vereinzelten Neubauten ist die Straße von in die Jahre gekommene Reihenhäusern und einer verwitterten Hochhaussiedlung geprägt. Eine Frau, die in der Wohnung lebt, wollte nicht mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sprechen.
Um was für Auseinandersetzungen es sich genau handelt, dazu halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft noch bedeckt. Nur so viel: Einen Zusammenhang zwischen der Tat und dem Verfahrenskomplex "EG Sattla" gebe es nicht, so Bremer weiter. Mit den Schüssen auf ein Haus in Köln-Höhenhaus am vorvergangenen Wochenende lasse sich ebenfalls keine Verbindung herstellen, so Bremer weiter. Auch nach diesem Vorfall prüfen die Ermittler Verbindungen zum Drogenmilieu. Die Methode, Gegner aus der Szene mit Explosionen oder Schüssen vor Wohnungen und Geschäften einzuschüchtern, scheint offenbar in Mode gekommen zu sein.

Hintergrund des Verfahrenskomplexes "EG Sattla" ist eine Reihe von Sprengstoffanschlägen, Gewalttaten und einer Geiselnahme in Rodenkirchen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei ist ein Streit innerhalb einer Drogenbande aus dem Rechtsrheinischen eskaliert. Dabei geht es um den Raub von ungefähr 300 Kilo Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth. Insgesamt laufen mittlerweile 46 Ermittlungsverfahren gegen 35 ermittelte Tatverdächtige, 19 von ihnen befinden sich in Untersuchungshaft. © Kölner Stadt-Anzeiger