Mett fürs Raclette. Den Baum mithilfe der Drehleiter geschmückt. Geschenke zwischen Melder, Fahrzeugen und Schläuchen.

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Weihnachten bei der Feuerwehr in Euskirchen ist doch etwas anders als bei vielen Menschen im Kreis Euskirchen.

Oder doch nicht? "Der Weihnachtsdienst ist ein besonderer Dienst", sagt Alexander Berger, Leiter der Euskirchener Feuerwehr. Grundsätzlich sei der Dienst ruhiger als an den anderen 365 Tagen im Jahr. Auch bei den hauptamtlichen Kräften gehe es besinnlich zu. Allein schon, weil der eigentliche Arbeitsdienst in der Werkstatt wegfalle. Lediglich der Fahrzeugcheck kurz nach Dienstbeginn um 7 Uhr sei so wie im restlichen Jahr auch.

Euskirchen: Feuerwehr startet Dienst an Heiligabend mit Brunch

Aber sobald alle Fahrzeuge kontrolliert und mögliche tagesaktuelle Straßensperrungen verinnerlicht worden sind, tauchen auch die sieben hauptamtlichen Feuerwehrmänner, die an Heiligabend Dienst haben, in das besondere Gefühl von Weihnachten ein. Aus dem Frühstück wird am 24. Dezember traditionell ein Brunch. "Unter meiner Aufsicht nimmt hier keiner ab", sagt Karsten Kienast. Der Feuerwehrmann kümmert sich an Heiligabend um die essenstechnische Versorgung der Kollegen.

In diesem Jahr steht der Brunch unter dem Motto "Biscuits and Gravy". Die Idee kommt aus den US-amerikanischen Südstaaten: Die Biscuits sind nicht etwa Kekse, sondern eher eine Art herzhafte Brötchen. Sie bestehen aus einem Backpulverteig, der zudem Buttermilch, Butter und Käse enthält. Die Biscuits sind üppig und gehen beim Backen auf. Gegessen werden sie mit einer herzhaften Soße auf der Basis von Hackfleisch, Hühnerbrühe und Sahne – als Grundlage für den Dienst dürfte das reichen.

Feuerwehr: Familien besuchen Einsatzkräfte an Heiligabend

Wer an den Weihnachtstagen Dienst hat, steht bei der Euskirchener Feuerwehr bereits mit einem Jahr Vorlauf fest. "Es gibt Kollegen, die schieben gerne an Weihnachten oder Silvester Dienst", sagt Berger. Gerangel um freie Tage gebe es eigentlich nie. "Wir nehmen aufeinander Rücksicht", sagt Feuerwehrmann Dominik Schick. Der Nöthener hat in diesem Jahr an Heiligabend Dienst, obwohl er zweifacher Vater ist.

Da auch das vorkommen kann, wird in der Feuerwache beschert. "Im Laufe des Tages und Abends besuchen uns die Familien. Spätestens dann kommt richtig Weihnachtsstimmung auf", sagt Schick: "Es ist schön, so viele Kinderaugen glänzen zu sehen. Dieses Glänzen, das Strahlen von einem Ohr zum anderen. Das ist Weihnachten." Meistens sei es so, dass die Kollegen, die Heiligabend Dienst schieben, an Silvester freihaben – und umgekehrt.

Wir haben einen Kollegen, der besonders gut Nachtisch machen kann. Klar, dass ich ihm da nicht reinrede.

Karsten Kienast, Feuerwehrmann

Und was landet auf den Tellern, wenn der Brunch verdaut und es dunkel geworden? Still ruht das Plätzchen? Nicht bei der Euskirchener Feuerwehr. Die Feuerwehrleute fahren weihnachtlich auf. Es gibt Raclette und Fondue. Das sei allein schon der Tatsache geschuldet, dass man beim Raclette nur acht Pfännchen zur Verfügung habe – bei sieben Feuerwehrleuten sei das einfach zu wenig, so Schick augenzwinkernd.

Beim Befüllen der Pfännchen gebe es keine kulinarischen Tabus. So habe im vergangenen Jahr ein Kollege ein Kilo Mett mitgebracht. "Das hatte ich noch nie gemacht", sagt der Nöthener. Auf die Frage, wie das Ganze denn geschmeckt habe, antwortet er wie aus dem C-Rohr geschossen: "Geil."

Das sei das Schöne an Raclette, aber vor allem am Weihnachtsdienst – jeder könne sich einbringen, und die "Schnippelarbeit" im Vorfeld werde eh gemeinsam erledigt. "Wir haben einen Kollegen, der besonders gut Nachtisch machen kann. Klar, dass ich ihm da nicht reinrede", sagt Organisator Kienast. Ein Vorteil des Raclettes gegenüber dem Weihnachtsbraten sei, dass im Falle eines Einsatzes maximal ein Pfännchen über die Wupper gehe und nicht gleich das ganze Essen, so Schick.

Allerdings: Sollte eine Alarmierung in der hauptamtlichen Wache einlaufen, während gerade der Raclettegrill unter Volldampf läuft, heißt es aufpassen. "Die Küche wird automatisch stromlos geschaltet, wenn die Leitstelle einen Einsatz auslöst. Wenn man die elektrischen Geräte an Weihnachten in eine normale Steckdose steckt, gehen sie nicht automatisch aus", so Alexander Berger.

Den einen oder anderen Kaffee habe er sich im Laufe eines Tages auch schon mal viermal warm gemacht, sagt Kienast. An Weihnachten sei das Einsatzaufkommen geringer als an den anderen Tagen im Jahr. Auch der Brand eines Weihnachtsbaums komme praktisch nicht mehr vor, weil längst LED die Echtwachskerzen abgelöst hätten. Und auf den Straßen sei weniger los.

Fingerfood bei der Polizei: Essen muss auch kalt zu genießen sein

Und was macht den Dienst an Heiligabend aus? "Du lernst die Kollegen an einem solchen Abend auch immer noch mal auf eine andere Art und Weise kennen. Das finde ich auch wichtig. Wir sind eben hier eine Art Zweitfamilie", so Dominik Schick.

Bei der Euskirchener Polizei ist ebenfalls Weihnachtsstimmung eingekehrt. Die Beamten haben den Aufenthaltsraum geschmückt und organisieren zusammen für den Weihnachtsabend eine Art Buffet. "Häufig bringt jeder Kollege etwas mit, wie Plätzchen, Fingerfood oder andere Kleinigkeiten. So können sich die Kollegen zwischen den Einsätzen, wenn die Zeit da ist, an dem Essen bedienen", sagt Franz Küpper, Pressesprecher der Euskirchener Polizei: "Der einzige Unterschied zu Weihnachten daheim ist nur, dass das Essen oft auch kalt schmecken muss."

Der Dienstplan werde weit im Voraus erstellt. "Dabei wird, soweit möglich, Rücksicht auf familiäre Verpflichtungen genommen. Weiter wird darauf geachtet, dass die Schichten so fair wie möglich verteilt werden", so Küpper.

Meist wechsele man sich innerhalb der Dienstgruppen an Weihnachten auch jährlich ab. Die Dienste an den Weihnachtsfeiertagen seien häufig emotional geprägt. Als Beispiel nennt Küpper Einsätze wegen Familienstreitigkeiten.

"Gerade an solchen Tagen ist es besonders wichtig, den Menschen mit Ruhe und einer großen Portion Empathie entgegenzutreten. Ein dankbares Lächeln von einem Bürger oder ein freundlicher Gruß schaffen immer wieder Lichtblicke", so der Polizeisprecher.

Einsamkeit spielt bei den Einsätzen des Rettungsdienstes eine große Rolle

Für die Disponenten der Leitstelle im Kreishaus wird es ein besonderer Weihnachtsdienst – es wird der letzte sein. Für das erste Quartal 2025 ist der Umzug in die neue Leitstelle im Kreishausanbau geplant. "Die Weihnachtstage sind vom Einsatzaufkommen ein bisschen ruhiger", sagt Markus Neuburg, Chef der Leitstelle.

Dafür sei mitunter noch ein bisschen mehr Feingefühl gefordert. "Das Besondere in der dunklen Jahreszeit ist das Thema Einsamkeit", sagt Martin Fehrmann, Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen. Da bilde Weihnachten keine Ausnahme, weil man während der Festtage verstärkt merke, dass man einsam ist. Und einsam könne man durchaus auch zu zweit sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind, ihr eigenes Ding machen und man als Eltern zu zweit zu Hause sitze – und den Trubel der vergangenen Jahre vermisse.

Während in der Leitstelle die Notrufe über die Weihnachtstage weniger werden, hat der Rettungsdienst durchaus mehr zu tun – allerdings vor allem vor Weihnachten. "Die Krankentransportfahrten nehmen dann zu, weil möglichst viele Menschen Weihnachten zu Hause verbringen wollen", sagt Sebastian Nüsgen, Teamleiter des Rettungsdienstes. Auch wenn sich die Stadt und die Straßen an Weihnachten leeren würden, die Einsätze hinter den Türen gebe es weiterhin. "Die psychischen Notfälle nehmen zu", so Nüsgen. Einsamkeit sei ein nicht zu unterschätzender Faktor während der Feiertage.

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Für die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes sei der Dienst durchaus doppelt belastend. "Jemand während der Bescherung ins Krankenhaus bringen zu müssen, fühlt sich nicht gut an", sagt Nüsgen. Die zehn Rettungswachen seien rund um die Uhr besetzt. Wenn kein Einsatz einlaufe, werde dort in kleiner Runde Weihnachten gefeiert. Zudem hat beispielsweise der Leitende Notarzt Bereitschaft. "Das ist für die Familien durchaus belastend. Schließlich kann jede Sekunde das Weihnachtsfest vorbei sein, weil der Mann oder der Familienvater in den Einsatz muss."   © Kölner Stadt-Anzeiger

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