Handgemachte Lampen, eine Holzbank mit selbst gewebter Sitzfläche oder flexible Möbel, die Stuhl, Bett oder Regal sein können: Die Welt des Designs vereint handwerkliches Geschick, künstlerische Ästhetik und lebenspraktische Ansätze.
Mit über 100 Ausstellungen zeigen die Passagen vom 10. bis 16. Januar aktuelle und zukünftige Entwicklungen des Designs. Ausstellungen finden in Galerien, Shops, in Studios, aber auch in Cafés statt. Traditionell sind das Belgische Viertel sowie Ehrenfeld stark vertreten.
Mit der Design Post in Deutz und dem Machwerkhaus in Kalk gibt es aber auch zwei rechtsrheinische Spots, die jeweils mehrere Designer zeigen. Traditionell fanden die Passagen parallel zur Internationalen Möbelmesse in Köln statt. Die Absage der IMM werde sich weiter auf die Passagen auswirken, sagt Sabine Voggenreiter, die die Passagen im Jahr 1990 gegründete. "Als die Absage kam, waren wir in unserer Planung schon fortgeschritten. Wir haben unsere Grafik etwas verändert und wollen damit zeigen: Seht her, wir sind da und stark."
Der Januar-Termin sei eigentlich ein guter, da er international noch nicht besetzt sei. Und dennoch werde man auch über den Termin nachdenken, wenn die IMM dauerhaft abgesagt bleibt. Die Möbelbranche habe es nicht nur in Deutschland schwer. Doch die Passagen setzen weiterhin auf ihr eigenes Publikum. "Das sind nicht Händler, schon gar nicht Großhändler, sondern Hersteller, (Innen-) Architekten sowie interessiertes, breites Publikum." Köln sei nach wie vor eine wichtige Design-Stadt mit einer gewachsenen Szene, neue kommen immer nach, auch weil es hier Hochschulen mit Design-Studiengängen gibt.
Passagen in Köln: Nachhaltig? Selbstverständlich
Seit Jahren hält sich der Supertrend Nachhaltigkeit. Ressourcensparende Produktion sowie nachwachsende Materialien, lokale Herstellung der Objekte – der grüne Gedanke hat Priorität: "Der Nachhaltigkeits-Trend geht nicht mehr zurück. Designerinnen und Designer sind an Entwicklung interessiert, reagieren auf die veränderten Lebensumstände. Man kann sagen: Design möchte das Leben verbessern und vereinfachen. Nachhaltigkeit ist daher das neue Normal", sagt Voggenreiter. Wenn Designer sich zusammenschließen und sich Maschinen und/oder Handwerker teilen, was immer öfter geschehe, werde die Produktion auch preiswerter.
Zudem: Soziale Standards werden anders als in Entwicklungsländern gewährleistet, so Voggenreiter. Felix Angermayer präsentiert im Haus auf der Ehrenstraße 69 zum Beispiel minimalistisches Möbeldesign, aus 100 Prozent recyceltem Plastik. Im Atelier Colonia in der Körnerstraße 37 stellt die OS2 Designergroup Möbel aus ausrangierten Alltagsgegenständen her. Im Pop-Up-Store "Nest und Rest" an der Mittelstraße gibt es multifunktionale Möbel von "Pappe.Fichte.Fertig", die mal Bett, mal Regal, mal Bank sind.
Home-Office als Herausforderung
Wie kann man möglichst wenig Raum gut nutzen? Auch solche Gedanken haben etwas mit einem nachhaltigen Ansatz zu tun, so Voggenreiter. Für weniger Fläche braucht man weniger Energie. In Zeiten, in denen das Wohnen in Großstädten immer teurer, gleichzeitig Arbeit aber auch immer öfter in die eigenen vier Wände verlagert wird, stellt das Phänomen Home-Office Designer, aber auch (Innen-)Architekten vor neue Herausforderungen. "Heute ist alles offen gestaltet: Wohnen, Kochen, Arbeiten findet alles zusammen statt. Da muss man sich entsprechend einrichten. Da gibt es auch noch Bedarf und beim Angebot Luft nach oben", sagt Voggenreiter. An diesen Fragen zu arbeiten, gebe den Designern für die Zukunft Arbeit.
Seltener Einblick in die Studios während der Passagen
Design-Studios sind keine Galerien: Was in ihnen an Neuem entsteht, bekommt das breite Publikum für gewöhnlich nicht zu sehen. "Die Cartes blanches sind eine starke Einheit, da gibt es so viel Auswahl und es wachsen immer welche nach. Dass man die Studios zeigt, ist innovativ als Format", sagt Voggenreiter. Manche Studios arbeiteten für die Industrie, also stellen Entwürfe her, produzieren aber nicht selbst. Andere wiederum sind gestaltende und produzierende Designer, die Grenzen zwischen Design und Handwerk sind fließend und es gibt viele Abstufungen zwischen diesen beiden Bereichen.
Das Programm wird von KölnBusiness gesponsort. Mit dabei sind Alexander Dombois und Peter Vosding im Designers Tower in der Hahnstraße 8. Dombois zeigt funktionale Alltagsmöbel aus heimischen Ressourcen, Vosding zeigt eine Auswahl seiner Prototypen, darunter die Leuchtenserien "Up-Light" sowie experimentelle Objekte. Pia Bonnens flexible Vasen mit austauschbaren Aufsätzen können für unterschiedliche Blumen und Sträuße verwendet werden; Farben und Formen variieren je nach Aufsatz. Die gibt es in der Brüsseler Straße 67 zu sehen.
Machwerkhaus auf dem ehemaligen KHD-Gelände in Kalk
Das Machwerkhaus ist einer von zwei rechtsrheinischen Spots bei den Passagen. Es wurde 2023 in der Dillenburger Straße in Kalk gegründet. Der Ort soll immer mehr zum Zentrum für urbane Produktion werden. Was das konkret heißt? "Hier werden Möbel, aber auch andere Gebrauchsgegenstände wie Schuhe vor Ort hergestellt, nicht irgendwo in China, in großer Auflage, sondern eben lokal gestaltet und produziert. Das ist neu für Köln", sagt Voggenreiter. Zwölf Aussteller präsentieren ihre Objekte: Es gibt handgemachte Lampen aus der Schweiß von der Baltensweiler AG und modulare, smarte Lichtsysteme von Buschfeld zu sehen. Außerdem zeigt Plakatkünstler Götz Gramlich seine Poster. Vor Ort gibt es frisch gedruckte kleine Editionen. Die Kölner Licht-Künstlerin Regine Schumann zeigt ihre Installation "Hidden Gems".
Junges Design im Stoff-Pavillon Moeller
Wer junges Design entdecken möchte, kann im Stoff-Pavillon Moeller fündig werden. Hier zeigen Hochschul-Absolventen aus Köln, NRW und ganz Deutschland ihre Ideen. Viele haben schon im Studium Ideen entwickelt, die sie nach ihrem Abschluss weiterverfolgen. Präsentiert werden insgesamt 70 Entwürfe. Ein Vortrag von sowie eine Talkrunde mit Sascha Peters widmen sich dem 3D-Druck bio-zirkulärer Materialien im Bereich der Inneneinrichtung. Zu sehen ist unter anderem der mit einem 3D-Druck hergestellte Bounce Chair von Philippe Bietenholz aus recyceltem Plastik.
Auch in der Pattenhalle in Ehrenfeld gibt es Design von jungen, aber auch schon aufstrebenden und etablierten internationalen Designern zu sehen.
Luxus-Segment
Das "High-End"-Segment habe es derzeit schwer, so Voggenreiter. Die aktuelle Kaufzurückhaltung sei hier besonders ausgeprägt, die Firmen stünden unter Druck. Ein paar Aussteller findet man dennoch auf den diesjährigen Passagen. Jan Kath mit seinen hochwertigen Teppichen an der Venloer Straße 16 etwa. Gehobene Design-Objekte von Memphis Milano oder Gufram zeigt der Store Qvest an der Albertustraße 18. Die Ausstellung präsentiert 80er-Jahre Design-Ikonen: Entwürfe von Studio 65, Michele De Lucchi, Ettore Sottsass, Matteo Thun und andere.
voggenreiter.com/passagen2025/ © Kölner Stadt-Anzeiger
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