Als es galt, aus Anlass ihrer heutigen Diamanthochzeit, ein Foto zu machen, rückte Semun Dayan (81) nahe an die Seite seiner Frau Feride (76), schob seine Hand unter die seiner Frau und blickte stolz in die Kamera.
Das Paar stammt aus Nusaybin, einer Stadtgemeinde im gleichnamigen Landkreis der Provinz Mardin in der türkischen Region Südostanatoliens.
Beide sind Aramäer, syrisch-orthodoxe Christen. Seit 60 Jahren gehen sie gemeinsam durchs Leben und sind glücklich über zehn Kinder, 30 Enkelkinder (12 Mädchen und 18 Jungen) und elf Urenkelkinder im Alter von ein bis 14 Jahren. Mit Hilfe ihrer beiden Enkelinnen Meryem (24) und Darah (14), die beim Übersetzen assistierten, erzählen sie die Geschichte ihres Lebens.
Bergheim: Paar musste aus der Türkei fliehen
Damals, in Nusaybin, wohnten ihre beiden Familien unmittelbar nebeneinander. Es bestand ein nachbarschaftliches, freundschaftliches Verhältnis. Zu der Zeit war es nicht üblich, dass sich junge Paare alleine trafen. So entschieden die Eltern der beiden jungen Leute – sie war 16, er 21 – dass sie heiraten sollten und schlugen das den beiden vor.
Das junge Paar war einverstanden und heiratete am 28. Dezember 1964 standesamtlich und kirchlich. Sie bezogen eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, in dem auch seine Mutter und seine Schwester wohnten. Während Semun Dayan auf einer Baumwollplantage einer landwirtschaftlichen Tätigkeit nachging, brachte seine Frau in der Zeit von 1965 bis 1984 neun Kinder zur Welt.
Ein Teil der Familie lebte bereits in Pulheim
Um ihren Kindern eine bessere Lebensperspektive ermöglichen zu können, entschlossen sie sich 1985 zur Flucht nach Deutschland. So ging es von der Türkei über Belgien nach Pulheim, wo bereits ein Teil seiner Familie lebte. Die Kinder besuchten die Haupt- und die Realschule, er war wieder, auch mit seinen Söhnen, im Garten- und Landschaftsbau tätig. 1986 kam Tochter Maria auf die Welt.
2001 fanden sie in Niederaußem das Haus, in dem sie auch noch heute wohnen und das Feride stilvoll eingerichtet hat. Vor zehn Jahren erkrankte Semun Dayan schwer. "Er mag die Tradition, sie gibt seinem Alltag Struktur", sagt seine Enkelin Meryem und Darah fügt hinzu: "Opa macht den besten türkischen Tee". Zurückblickend fassen sie das Leben der Großeltern so zusammen: "Er war arbeiten und hat ihr das Geld gegeben." Sie schwärmen von Omas Back- und Kochkunst und ihren stilvollen Stickereiarbeiten. Gefeiert wird der große Tag mit der ganzen Familie. © Kölner Stadt-Anzeiger
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