Die Lieder sind die Stars. Wer aber erinnert sich an Harry Frommermann, Robert Biberti, Ari Leschnikoff, Erich Collin, Roman Cycowski und Erwin Bootz?

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Wenn die Rede auf die Comedian Harmonists kommt, dann denkt wohl jeder an den perfekten Satzgesang der A-cappella-Gruppe, die zwischen 1928 bis 1935 eine steile Karriere hinlegte. "Mein kleiner, grüner Kaktus", "Veronika, der Lenz ist da" oder "Wochenend und Sonnenschein" sind dabei nur drei der vielen Songs, mit denen die fünf Sänger mit ihrem Pianisten zu Stars wurden.

Die Geschichte der Gesangsformation war das Thema des Theaterstücks "Comedian Harmonists", das das Grenzlandtheater Aachen im Kursaal iin Gemünd aufführte. Eine ebenso faszinierende wie tragische Handlung ist es, der sich die beiden Autoren Franz Wittenbrink und Gottfried Greiffenhagen gewidmet haben.

Mischung aus Spielszenen, Erzählungen und Liedern

Doch um die vielschichtigen Ereignisse, die vielen Umbesetzungen und die zwischenmenschlichen Probleme des Ensembles auf die Bühne zu bringen, braucht es viele Vereinfachungen, dramatische Vertiefungen und dramaturgische Kniffe. In einer Mischung aus Spielszenen und Erzählungen der Schauspieler Magnus Pflüger, Lukas Benjamin Engel, Sebastian Hammer, Robert Flanze, Johannes Breitsamter und Felix Koltun werden die Abläufe geschildert.

Es ist eine Geschichte, die sich ein Autor kaum besser hätte ausdenken können. Als Gründungsgeschichte der Gruppe gilt ein Zeitungsinserat, mit dem Harry Frommermann und sein Mitbewohner Theodor Steiner 1927 Sänger für ein Gesangsensemble suchten.

In kurzer Zeit wurden die Sänger der Comedian Harmonists zu Stars

Vorbild war "The Revelers", ein amerikanisches Quintett. Nach achtmonatigen Proben ohne Bezahlung gab es die ersten Auftritte, bei denen die Comedian Harmonists gut ankamen und sich binnen kurzem zu Stars entwickelten.

Doch dem kometenhaften Aufstieg folgte mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 der jähe Fall: Drei der sechs Musiker waren Juden, die keine Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer und damit Auftrittsverbot in Deutschland bekamen.

Das Sextett spaltete sich auf in zwei Lager auf: Während in Deutschland das Meister-Sextett noch einige Jahre aktiv war, traten die Comedy Harmonists im Ausland auf. Nach wenigen Jahren lösten sich beide Gruppen auf. Obwohl die sechs Musiker der Erfolgszeit alle den Zweiten Weltkrieg überlebten, fanden sie sich nie wieder zu einem gemeinsamen Auftritt zusammen.

Die berühmten Lieder wurden in Gemünd gekonnt intoniert

Auf zwei Stunden Spielzeit ist die Geschichte von der Gründung bis zur Trennung in der Zeit des Nationalsozialismus zusammengefasst. Nur schlaglichtartig und vereinfacht können die Abläufe dargestellt werden. Denn, wie bereits erwähnt, die Stars sind die Lieder.

In voller Länge, gekonnt intoniert und in Szene gesetzt, lassen sie die Faszination der Gruppe wiederauferstehen und beherrschen das Stück, auch wenn die Chronologie bisweilen etwas durcheinandergerät, weil es der Dramaturgie nützt. So wird mit "Ein bisschen Leichtsinn kann nicht schaden", das erst 1934 aufgenommen wurde, die Anfangszeit der Gesangsgruppe illustriert, die von den Unterhaltungstheatern Berlins anfangs als zu ernst abgelehnt worden war.

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Neben den großartig arrangierten, choreographierten und dargebotenen Gesangsstücken hatten die Schauspieler allerdings auch noch ihre Rollen zu spielen. Gruppeninterne Konflikte und persönliche Ressentiments wurden dabei nur angerissen. Intensiv umgesetzt wurde dagegen der Zeitenwechsel, als die erfolgsverwöhnten Musiker sich aufgrund ihrer jüdischen Mitglieder zunehmend Anfeindungen ausgesetzt sahen. Der Boden, auf dem die Akteure stehen, wurde so mehr und mehr zu einem stilisierten Hakenkreuz.

Begeistert applaudierten die Zuschauer in Gemünd jedem der Lieder, die ihnen kredenzt wurden, und feierten völlig zu Recht am Ende die Akteure des Abends.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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