Es läuft gut für die Bayer 04 Immobilien GmbH: Der Versuch, ein Internat im Kurtekotten bauen zu können und dafür das für die Gegend typische Heideland am Siedlungsrand durch politische Beschlüsse in Bauland umwandeln zu lassen, wird erfolgreich vorangetrieben.

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Zuletzt ließen mehrheitlich die Bauausschussmitglieder von CDU, SPD, FDP und AfD eine wesentliche Änderung passieren, bei der die Zugangsstraße zum Internat durch eine Wiese zum Kurtekottenweg gebaut werden soll.

Man befürchtet Betreuungsverkehr, Fahrdienste und Güterverkehr auch an Wochenenden zum Wohnheim. Die geänderte Straße nützt jetzt einerseits den Anwohnern an der Elisabeth-Langgässer-Straße, die von den Autofahrten der späteren Bewohner des Profi-Internats verschont werden. Aber auf dem Kurtekottenweg will man den Verkehr auch nicht haben: Eine Unterschriftenliste aus der DRK-Kita "Löwenburg" mit 69 Unterschriften zeigt das. Die Unterzeichner fürchten den vielen Autoverkehr, der nach der neuen Wegeführung nicht mehr durchs Wohngebiet läuft.

Ein Großteil der Anwohner in der Siedlung sind schlicht gegen den Bau.

Peter Knopf, Kurtekotten-Anwohner

"Ein Großteil der Anwohner in der Siedlung sind schlicht gegen den Bau", sagt Peter Knopf, der in dem Wohngebiet zwischen Willy-Brandt-Ring und Kurtekotten wohnt. "Wenn die Politik das schon gegen unseren Willen durchwinkt, was ich glaube, dann wenigstens mit der Straße runter zum Kurtekottenweg."

Die parteilose Ratsfrau Gisela Kronenberg, die dem Vorhaben Bayers bisher zugestimmt hatte, hat sich nach der Vorlage der geänderten Pläne umentschieden. "Das ist jetzt zu viel Landverbrauch", sagte sie. Die zusätzliche Straße und Parkplätze im Außenbereich anlegen zu wollen, also auf der grünen Wiese, sagt Kronenberg, "das ist eine Frechheit."

Der geänderte Plan mit der neuen Straße war im Naturschutzbeirat besonders schlecht angekommen. Das sei nochmal schlimmer als die alte Planung, hatte es in dem Gremium geheißen. Der Beirat sprach eine Empfehlung aus, dass Politik und Verwaltung die Planung fallen lassen sollen. Mehr Rechte hat der Naturschutzbeirat nicht.

Bayer-04-Internat: Die Einsprüche der Bürger und Ämter

In den Ratsunterlagen finden sich jetzt die Widersprüche und Einwendungen zum Projekt aus der frühzeitigen Beteiligung, bei der sich Nachbarn und Verbände dazu äußern können. Bayer 04 als sogenannter Vorhabenträger hat die Einsprüche bewertet. Neben dem Thema Autoverkehr in der Siedlung, treibt mehrere Einwendende der Klimaschutz um. Die Gutachter im Auftrag von Bayer 04 bewerten die Klimafrage: Der Einfluss auf das Mikroklima könne im Rahmen der Kaltluftuntersuchung zwar nicht vollumfänglich abgebildet werden, heißt es. Es sei dennoch nicht damit zu rechnen, dass es durch den Bau zu einer spürbaren Verschlechterung der klimatischen Situation kommen werde.

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Andere Einwender bemängeln, Bayer 04 habe alternative Baugrundstücke, etwa in der Bahnstadt, nicht ausreichend erwogen. Bayers Hauptargument dagegen: Das Grundstück im Kurtekotten gehört ihnen, andere müsste man kaufen. Das Grundstück ist eben für jeden anders wertvoll. Für Bayer bedeutet es einen enormen Geldwert, Naturschützer verstehen den Wert anders.

Sieben Fledermausarten, 35 Vogelarten und eine Reptilienart hat ein Gutachter im Auftrag auf dem Grundstück und daneben gefunden. Darunter das Schwarzkehlchen aus der Familie der Fliegenschnäpper. Das könnte laut Leverkusener Umweltamt relevant für die Genehmigung werden. Vermutlich leben zwei Pärchen in der nahen Umgebung. Der von Bayer 04 beauftragte Gutachter schreibt, die Vögel würden durch den Bau nicht übermäßig gestört. Dem folgt die Untere Naturschutzbehörde nicht. Der Bereich, den Bayer 04 beanspruchen möchte, liege im juristischen Sinne durchaus innerhalb der Fortpflanzungsstätten des seltenen Vogels. Das Umweltamt fordert eine genauere Kartierung der Brutreviere, ansonsten sei "die Genehmigungsfähigkeit der Planung nicht sichergestellt."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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