Das liebe Geld regierte in diesem Jahr die Overather Stadtverwaltung – denn durch fehlende Einnahmen bei der Gewerbesteuer fehlte es an allen Ecken und Kanten.
Das führte dazu, dass die Stadt ihre Reserven aufgebraucht hat und im Juni eine Haushaltssperre verhängte. In der prekären Lage hat die Verwaltung einige Projekte weitergeführt und einige eingestellt.
Kitas und Schulen Mit der Grundschule Heiligenhaus habe die Stadt ein "Vorzeigeprojekt" abgeschlossen, findet Bürgermeister Christoph Nicodemus. Er fürchte allerdings, dass sie diese Qualität nicht werde halten können, da das Projekt sehr teuer gewesen sei. "Das wird kein Mensch mehr finanzieren können", meint er. Neue Projekte werde die Stadt "auch ordentlich machen, aber nicht so herausragend", sagt er. Während einige Ratsmitglieder die Stadt bei den Betreuungsplätzen "auf einen Abgrund zurennen" sah, sah die Stadt sich in der Lage, alle gesetzlichen Ansprüche gewährleisten zu können. "Bisher kann ich nicht klagen", sagt der Bürgermeister. Außer ein paar Ausnahmen habe es in Overath bisher keine großen Probleme gegeben. Eine dieser Ausnahmen war die Kita St. Rochus, vor der Eltern und Kinder gegen die unzuverlässige Betreuung demonstrierten. Die Verwaltung arbeite gerade an "kreativen Lösungen", um den allgemeinen Problemen im Betreuungssystem entgegenzuwirken. Im kommenden Jahr wolle sie diese öffentlich machen.
Kinder und Jugend Die Haushaltssperre traf auch die jüngsten Einwohner: Die Stadt hat die freiwilligen Zuschüsse zum Deutschlandticket für Schülerinnen und Schüler eingestellt. Dafür ist die Evaluation für die offene Jugendarbeit abgeschlossen und in einem nächsten Schritt soll ein Handlungskonzept ausgearbeitet werden.
Verwaltung Offene Stellen in der Verwaltung wurden zum großen Teil wieder besetzt. Die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat laufe zum großen Teil produktiv und konstruktiv, findet Nicodemus. "Natürlich gibt es mal den ein oder anderen Ausbruch, aber ich habe es schon schlimmer erlebt", sagt er.
Geflüchtete Nach einem Aufnahmestopp im Sommer sei die Stadt unter anderem durch den Umbau des ehemaligen Sporthotels mittlerweile wieder gut aufgestellt, sagt Nicodemus. Sie habe auch noch Kapazitäten, falls der Stadt Overath im kommenden Jahr weitere Geflüchtete zugewiesen würden. Die Verwaltung bemühe sich gerade, Zimmer mit so wenig Menschen wie möglich zu belegen. Wenn in einen Raum beispielsweise vier Leute passen würden, versuche sie, ihn erst einmal mit zwei Personen zu belegen. Darauf, dass sich die Zimmergenossen verstehen, achte sie auch. Wenn mehr Menschen kommen, müsse die Stadt die Belegung verdichten.
Flächennutzungsplan Für die zukünftige Entwicklung der Stadt war die Anpassung des Flächennutzungsplans ein wichtiger Schritt. Er bietet ansässigen Unternehmen unter anderem die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und die Geschäftsflächen zu erweitern. Dadurch könnte sich auch die finanzielle Situation der Stadt verbessern, meint der Bürgermeister.
Klimaschutz Im Jahr 2024 wurde ein neuer Klimaschutzmanager eingestellt, der an einem Klimaschutzkonzept arbeiten soll. Außerdem wird laut Nicodemus die Straßenbeleuchtung "endlich" auf LED umgestellt.
Verkehr Der Bau der Autobahnbrücke in Untereschbach verursachte immer wieder Behinderungen auf der A4. Dafür wurden in diesem Jahr die Talstraße und die Ortsdurchfahrt Heiligenhaus fertiggestellt, was für die Anwohner eine große Erleichterung bedeutete.
Tourismus Overath soll wieder als Erholungsort wahrgenommen werden. Dafür wurde eine Mitarbeiterin eingestellt, die bereits erste Maßnahmen umgesetzt hat. Sie hat zum Beispiel einen Schriftzug entworfen und einen Instagram-Kanal für Tourismus in Overath erstellt.
Bürgermeister Nicodemus berichtet, er habe einmal eine alte Postkarte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs geschenkt bekommen, die Overath als "Perle im Aggertal" bezeichnete. Er denke zwar nicht, dass man die alten Perlen aus dieser Zeit wieder zum Erstrahlen bekommen kann, aber: "An vielen Stellen fehlt einfach der Kitt, um Angebote zusammenzuführen", meint er. Wenn man die Angebote sinnvoll verknüpfe, bekomme man ein Produkt, das man auf den Markt werfen könne. © Kölner Stadt-Anzeiger
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