"Das Schwimmbad in Reichshof-Bergerhof muss dringend erhalten werden", sagt Liane Prübusch, Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Reichshof.

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Die Gruppe hatte für Montagnachmittag ins Bad eingeladen. Beim Pressetermin am Rand des Lehrschwimmbeckens beklagt Prübusch die Entscheidung des Gemeinderates von Dezember, in Anbetracht der Folgekosten die Sanierung der Schwimmhalle zu stoppen und die bereits bewilligte Bundesförderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro nicht in Anspruch zu nehmen (wir berichteten). Prübusch stellt die Begründung der Antragsteller CDU und FDP infrage: "Es ist nicht vorstellbar, dass für so ein kleines Bad jährliche Kosten von 400 000 Euro anfallen sollen."

Und Liane Prübusch unterstreicht: "Bäder sind die elementare Voraussetzung für die Arbeit der DLRG und für die Sicherheit der Menschen im Wasser."

Schwimmbad in Wildbergerhütte: "Orte sozialer Teilhabe"

Mittlerweile seien zwar nur noch fünf Prozent der Gesamtbevölkerung Nichtschwimmer, doch drohe diese positive Tendenz zu kippen: "Mittlerweile verlässt mehr als jedes zweite Kind die Grundschule, ohne sicher schwimmen zu können." Bäder seien nicht nur unerlässlich für die Ausbildung zum Schwimmen und Rettungsschwimmen: "Das sind Orte der sozialen Teilhabe, sie fördern die Gesundheit und machen jede Kommune lebenswerter."

Die Vorsitzende weiß: "Solange keine größeren Reparaturen anfallen, kann der Schwimmbetrieb weitergehen." Allerdings sei nicht definiert worden, was unter "größeren Reparaturen" zu verstehen sei. Darum sieht die dauerhafte Nutzung des Wildbergerhütter Bades in Gefahr. Es stehe im Raum, das Gebäude künftig als Aula und für die OGS der benachbarten Regenbogenschule umzubauen. Damit wäre die Nutzung für den Schwimmunterricht der Reichshofer Grundschulen Wildbergerhütte und Denklingen sowie im benachbarten Friesenhagen nicht mehr möglich, ebenso wenig durch die Schule in Sotterbach, durch die Volkshochschule und durch die DLRG-Ortsgruppen Reichshof und Freudenberg.

Schwimmschüler müssen nach Hunsheim oder Eckenhagen auszuweichen

Die Wildbergerhütter Grundschüler wären bei einer Schließung des Bades gezwungen, auf das Lehrschwimmbad in Hunsheim oder das Monte Mare in Eckenhagen auszuweichen. Tanja Hacke, seit sieben Jahren Trainerin im Bad, glaubt, dass beide Varianten massive Nachteile hätten. So dauere die Fahrt nach Hunsheim gut 20 Minuten: "Während einer Doppelstunde bleiben da gerade einmal knapp 30 Minuten im Wasser." Eckenhagen hingegen verfüge nicht über einen Hubboden, der in Wildbergerhütte in einem Bereich von 0 bis 170 Zentimetern Wassertiefe verstellt werden kann: "Das ist sehr wichtig, um Anfängern die Angst zu nehmen."

Trainerin Kristin Liedke-Uhle moniert, dass durch eine Schließung des Bades jahrelange Arbeit zunichtegemacht würde: "Die während der Pandemie eingeschulten Kinder konnten zu 95 Prozent nicht schwimmen." Mittlerweile seien die Wartelisten für die Schwimmkurse abgearbeitet: "Wir sind jetzt wieder in der Lage, schon Vierjährigen eine Wassergewöhnung anzubieten." Gerade bei den Jüngeren seien die kurzen Wege im Wildbergerhütter Bad, etwa zur Toilette oder in die Umkleide, von elementarer Bedeutung: "Hier haben wir einen familiären Charakter."

Liane Prübusch betont, dass ein Ausfall der Schwimmmöglichkeit in Wildbergerhütte, die derzeit von mehr als 100 Personen täglich genutzt werde, aufgrund logistischer Schwierigkeiten letztlich zu einer Streichung ganzer Schwimmkurse führen wird: "Damit bricht auch unserem Verein der dringend benötigte Nachwuchs weg." Das wiederum habe zur Folge, dass eine Säule des Katastrophenschutzes in der Region erheblich geschwächt werde: "Dieses Bad ist für uns eine Herzensangelegenheit."

Um den Erhalt des Lehrschwimmbades langfristig zu sichern, möchte die DLRG-Ortsgruppe nach Absprache mit dem Landesverband auch auf politischer Ebene aktiv werden. So soll eine Petition an das NRW-Kultusministerium geschickt werden. Mit Unterstützung durch die Wildbergerhütter Ortsvereine wurden dafür bereits knapp 800 Unterschriften gesammelt. Auch sei ein Bürgerbegehren in Planung, um den Ratsbeschluss zu kippen. DLRG-Mitglied André Gundlach sagt: "Die Flinte schmeißen wir noch lange nicht ins Korn."

Zahlen und Fakten

Das Hallenbad in Wildbergerhütte-Bergerhof wurde im Jahr 1967 als Lehrschwimmhalle errichtet. Das Becken mit einer Größe von 8 mal 12,50 Metern verfügt über einen stufenlos verstellbaren Hubboden, der eine variable Wassertiefe von 0 bis 1,70 Metern ermöglicht.

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Die Gemeinde Reichshof hat den notwendigen Sanierungsbedarf, um heutigen Anforderungen einer modernen Wasseraufbereitungstechnik, Barrierefreiheit, Brandschutz und einer Dämmung des Baukörpers zur Energieeinsparung zu entsprechen, auf rund acht Millionen Euro beziffert. Für die Sanierung wurden von der Gemeindeverwaltung Fördermittel beim Bund beantragt und in einer Höhe von 2,5 Millionen Euro bewilligt. Eine Beantragung von EU- und Landesmitteln im Oktober 2023 bei der Bezirksregierung Köln befindet sich noch in Prüfung.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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