Es war ein langer, zäher Prozess. Jetzt, nach sechs Jahren Planung, steht fest, welche Leistungen künftig in welchen Kliniken NRWs angeboten werden.

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Viele Krankenhäuser hatten seit Monaten gezittert. Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es Enttäuschungen – aber auch gute Nachrichten. Eine Übersicht.

"Wir haben keine HNO mehr", sagt Stefanie Wied, Geschäftsführerin der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin. Auch die Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie gibt das Haus auf. "Für mich in Ordnung", so Wied. Schon bisher sei das in geringem Umfang und in Kooperation mit anderen Häusern erbracht worden.

Asklepios-Geschäftsführerin setzt auf weitere Gespräche mit dem Land

Andere Entscheidungen indes machten sie sehr betroffen, erklärte Stefanie Wied am Dienstagnachmittag. So dürfe das Haus die Zahl der Belegungstage für die Kinder- und Jugendpsychiatrie zwar um 20 Prozent erhöhen. Aber: Die dann 10.000 Tage erreiche die Klinik schon jetzt beinahe, die dringend benötigte fünfte Gruppe sei damit nicht einzurichten.

Dabei stünden schon jetzt mehr als 60 Familien auf der Warteliste und hofften auf einen Behandlungsplatz. "Wir tun den Familien wirklich was an", so Wied, "und die Kinder werden immer kränker, je länger sie zuhause sind." Sie habe bis zuletzt gehofft, dass die Entscheidung in der neuen Krankenhausplanung anders ausfalle.

Nun setzt sie auf weitere Gespräche mit dem Land wie auch bei einem zweiten Thema: Früh- und Neugeborene, die kurz nach der Geburt einer chirurgischen oder neurochirurgischen Versorgung bedürfen. "Noch nicht einmal eine Fallzahl" stehe für dieses Fachgebiet im Plan für Sankt Augustin. Daher sei unsicher, ob diese Kinder über den 31. März hinaus hier behandelt werden könnten.

CDU-Landtagsabgeordneter bewertet Krankenhausplan positiv

Dann müssten diese Kinder möglicherweise zu deutlich weiter entfernten Kliniken wie Aachen, Düsseldorf oder Mönchengladbach gebracht werden. Denn sie sehe nicht, dass die entsprechenden Strukturen an der Bonner Uniklinik oder am Marienhospital aufgebaut worden seien oder bis Ende März geschaffen werden könnten.

Grundsätzlich begrüße sie die Ziele der Landesplanung, medizinische Leistungen stärker zu konzentrieren, erklärte Stefanie Wied. Die Krankenhausplanung sei aber zu sehr zugeschnitten auf die Erwachsenenmedizin und gehe zu wenig auf die davon abweichenden Bedürfnisse und Anforderungen einer Kinderklinik ein.

Zu einer etwas abweichenden Bewertung kam der Sankt Augustiner Landtagsabgeordnete Sascha Lienesch (CDU): "Ein wichtiges Bekenntnis der Landesregierung zum Erhalt der Kinderklinik am Standort in Sankt Augustin" sei die Planung, erklärte Lienesch am Dienstagnachmittag. "Erfreulich ist, dass das Leistungsspektrum beider Häuser nahezu erhalten bleibt."

Darmkrebszentrum am Helios Klinikum Siegburg bleibt erhalten

Gute Nachrichten hatte Lienesch für das Helios Klinikum Siegburg. Dort ist wichtig, dass im Zuge der Planung die Viszeralchirurgie noch erhalten wurde, sodass Helios in Siegburg weiter an Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse operieren darf. "Auch das Adipositaszentrum und das Darmkrebszentrum sind damit in Siegburg gesichert", so Lienesch. Zuvor hatte das Klinikum um diese Funktion fürchten müssen, was die Siegburger SPD öffentlich kritisiert hatte.

Helios selbst äußerte sich auf Anfrage der Redaktion nicht zu Details. "Wir befinden uns derzeit noch in der Auswertung der Feststellungsbescheide für unsere beiden Klinikstandorte in Siegburg und Bonn", so Sprecherin Berit Schmeling. "Daher bitten wir um Verständnis, dass wir dazu noch kein finales Statement abgeben können. Einem möglichen weiteren Dialog zu einzelnen Leistungsgruppen möchten wir nicht vorgreifen."

St.-Franziskus-Krankenhaus in Eitorf kann im Bereich Endoskopie sogar ausbauen

Zufrieden mit dem Krankenhausbedarfsplan zeigte man sich am Dienstag im Eitorfer St.-Franziskus-Krankenhaus. "Wir haben es nun schwarz auf weiß: Eitorf wird sein Krankenhaus vollumfänglich behalten", sagt Klinik-Sprecherin Leandra Garcia auf Anfrage. Die Klinik sei erneut als unverzichtbar für die Region eingestuft worden und könne nun als Spezialversorger weiterhin die Notfallversorgung anbieten. Die Intensivkapazität sei zudem auf sechs Betten aufgestockt worden.

Im Bereich Endoskopie wird die Klinik sogar ausbauen können. Bislang wurden im Jahr 400 Eingriffe an Hüfte vorgenommen, ab 2025 können es 420 sein. Das St. Franziskus Krankenhaus könne die Region weiterhin chirurgisch, orthopädisch, unfallchirurgisch, internistisch und anästhesiologisch versorgen, sagt Leandra Garcia. "Wir schneiden Konfetti aus und freuen uns über die Anerkennung im Feststellungsbescheid."

GFO in Troisdorf und Bonn sehen kaum Abstriche

Der GFO-Klinikverbund sei an den Standorten Troisdorf und Bonn ohne größere Abstriche aus dem Verfahren zur neuen Krankenhausplanung des Landes hervorgegangen. So kommentierte Jan-Philipp Kasch, Mitglied der Geschäftsführung der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe, die Ergebnisse, die NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in dieser Woche vorgestellt hatte. Zwar würden tiefe Rektumseingriffe und Eingriffe bei Ovarialkarzinom in Zukunft nicht mehr in Troisdorf angeboten, wo es die Standorte St. Josef in der Innenstadt und St. Johannes in Sieglar gibt.

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Allerdings gehörten sie nun im Schwesterkrankenhaus in Bonn zum Angebot. "Die Leistungsgruppen sind im Verbund erhalten geblieben", sagte Kasch, der die GFO-Kliniken der Region "in der Gesamtstrategie" bestätigt sieht. "Wir stehen voll hinter der Planung", betonte Kasch am Freitag. Allerdings habe die Krankenhausfinanzierung noch nicht mit der Planung gleichgezogen: Das aktuell praktizierte System der Fallpauschalen passe nicht zur neuen Planungssystematik, die auf Spezialisierung abziele.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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