"Die Unternehmen in der Region geraten im internationalen Wettbewerb immer mehr ins Hintertreffen, mit gravierenden Folgen", sagt Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, bei der Vorstellung der Ergebnisse aus der aktuellen IHK-Konjunkturbefragung unter den Mitgliedsunternehmen.

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Immer weniger oberbergische Industriebetriebe – und die sind der Pulsschlag in der Region – sind aktuell ausgelastet. Manche liegen schon unter 50 Prozent, einige wenige deutlich darunter. Abbau von Leiharbeitern und zwei anstatt drei Schichten sind die Folge.

Doch die schlechte Stimmung geht schon so weit, dass 40 Prozent der Befragten geplante Investitionen verschieben werden. 41 Prozent berichten laut Sallmann von "schlechten Geschäften". Und noch mehr sagen, sie gehen davon aus, dass es noch schlechter werde und nicht besser. Auch auf die Beschäftigungslage wirkt sich das aus: Der Beschäftigungsindikator stellt sich laut IHK auf Rot. Nur noch 14 Prozent der Unternehmen planen eine Steigerung des Personalstands, 26 Prozent eine Verringerung. "Das schreit nach Rezession und wir glauben, dass das, was wir hier erleben, eine strukturelle Krise ist", so Sallmann, der die Ergebnisse mit Ingo Stockhausen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg, am Donnerstag erläuterte. Der Banker sagt: "Angst und Sorge sind schlechte Konjunkturbegleiter."

Keine Besserung in Sicht

Sallmann wusste zu berichten, dass die Lage aus Sicht der Unternehmen nicht besser wird: Bei 56 Prozent der befragten Unternehmen gehen die Aufträge zurück. Nur noch 15,4 Prozent der Befragten hätten wachsende Eingänge. Und was sich zunächst in der Industrie abzeichne, setze sich dann in der Folge beim Handwerk fort, ergänzte Stockhausen: "Das ist eine gefährlich Melange." Dass das Vertrauen in die Politik verloren gegangen sei, meint Sallmann und ergänzt: "Das ist Gift, die Wirtschaft braucht Verlässlichkeit." Die Gründe dafür, dass die deutsche Wirtschaft im europäischen und weltweiten Vergleich abgehängt worden ist, hatten die beiden auch parat. Neben Fachkräftemangel wurden die hohen Arbeitskosten, ein hoher Investitionsstau, sehr hohe Energiekosten und ein mangelndes Vertrauen in die Wirtschaftspolitik genannt.

Als Hauptproblem wurde indes die Bürokratie in Deutschland genannt, die auch in Oberberg als großes Ärgernis und Hemmschuh bei immer schneller werdenden Prozessen erlebt wird. Banker Stockhausen berichtete, dass die aktuelle Lage auch dazu führe, dass die Unternehmen nach neuen Krediten fragten. Und die bestehenden Kreditlinien würden aktuell mehr ausgeschöpft. Sallmann ergänzte, dass 47 Prozent der Unternehmen von Problemen bei ihrer Finanzierung sprechen, insgesamt habe jedes fünfte Unternehmen mit Liquiditätsengpässen und dem Verzehr von Eigenkapital zu kämpfen. Es geht also wieder ans Tafelsilber, wie Ingo Stockhausen bestätigt.

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An der Konjunkturumfrage Herbst 2024 nahmen im IHK-Bezirk Köln von rund 2400 Unternehmen 677 teil. 126 davon kamen aus Oberberg. 50 Prozent davon waren Industrieunternehmen. Den hohen Rücklauf wertet die IHK als Zeichen dafür, dass es den Unternehmen schlecht gehen, denn in guten Zeiten sei der Rücklauf schlechter.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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