Sortieren, begutachten, verkaufen und nur ganz wenig wegschmeißen, das ist das Geschäftsmodell von Linda Brovot aus Rodenkirchen, die sich auf hochwertige Wohnungsauflösungen sowie den Ankauf von kompletten Nachlässen und Sammlungen spezialisiert hat.
Im Gegensatz zu einem klassischen Auktionshaus, wo man das Geld erst bekommt, wenn die Ware versteigert wurde, kauft Brovot die Ware sofort an und verkauft sie dann weiter an Privatsammler, Auktionshäuser oder andere Händler.
"Die meisten Menschen haben eine Hemmschwelle, ihre geerbte Vase oder Kommode einem Aktionshaus anzubieten, da bin ich gerne behilflich", so Brovot, die auch den Wert von Gegenständen schätzt und den Erben als Beraterin zur Seite steht.
Objekte von ihren aufgekauften Nachlässen, die nicht sofort einen Liebhaber finden, hat sie bislang in einer Halle gelagert und jeweils am Samstag zum Kauf angeboten. Auf fast 200 Quadratmeter standen Stühle, Vitrinen, Porzellan, Bilder oder Lampen kunterbunt durcheinander. Damit ist jetzt Schluss.
Neue Halle in Rodenkirchen für Verkauf von Antiquitäten
"Ich war mit der Präsentation sehr unzufrieden, es war chaotisch und trotz vieler hochwertiger Objekte sah vieles nach Trödel aus. Ich möchte den Erben aber das Gefühl geben, dass die Möbel ihrer Eltern oder Erbtanten bei mir in guten Händen sind. Ich möchte sie angemessen ausstellen, deshalb habe ich jetzt eine neue Halle mit einem neuen Konzept eröffnet", sagt Brovot, die seit 2016 Mitglied im Bund der Deutschen Sachverständigen und Fachgutachter ist.
Die neue Halle hat zwei Verkaufsebenen. Das Erdgeschoss ist eine Art Showroom, in dem Möbel, Lampen und Skulpturen als mögliche Einrichtungsidee präsentiert werden. Neben Antiquitäten von der Antike bis 1950, kommen jetzt auch moderne Design-Klassiker ab 1950 wie Le Corbusier, Eames Lounge Chair, Lampen von Gino Sarfatti und Tische von Eileen Gray in den Verkauf.
Gemeinsam mit ihrem Partner Thomas Dyck, der Experte für Designer ab 1950 ist, möchte Linda Brovot mit diesem neuen Konzept den Kunden auch zeigen, dass man eine Barockkommode mit einer Hans Kögel-Palmenleuchte kombinieren kann, und dass auch ein Lounge Chair von Ray und Charles Eames mit einem Empire-Schrank von 1800 bestens harmonieren kann.
Die Nachfrage nach alten Möbeln leide aktuell unter einem veränderten Einkaufsverhalten der jüngeren Generationen, gerade auch was Einrichtungsgegenstände angeht, ist Brovot der Meinung: "Vielen jungen Leuten fehlt der Sinn für Qualität, sie kaufen billig und in einem Jahr landen die Sachen auf dem Sperrmüll. Dabei kann man auch mit einem überschaubaren Budget einen Schrank oder Stühle kaufen, die eine gute Qualität haben und einfach ein Eyecatcher sind."
Sie ist davon überzeugt, dass nichts so grün ist wie eine Antiquität. Die alten Möbel haben nicht nur Charakter und Patina, sondern sind alle statt mit Chemie mit Bienenwachs behandelt worden.
Linda Brovot und Thomas Dyck haben sich viele Gedanken über die Präsentation ihrer so unterschiedlichen Stilepochen gemacht. Schon beim Betreten der neuen Räumlichkeiten erleben die Besucher ein Highlight: auf dem Fußboden liegt ein "1024 Farben Gerhard Richter"-Teppich. Produziert wurde er von der Firma Vorwerk im Rahmen einer Künstleredition in Anlehnung an das berühmte Fenster im Kölner Dom von Gerhard Richter. "Damals gab es den ‚Richter Teppich‘ als Meterware, heute wird er je nach Größe im vierstelligen Bereich verkauft. Mehr Nachhaltigkeit geht nicht", so Thomas Dyck.
Wem das neue Konzept nicht gefällt, der kann auch stöbern. Im Keller befindet sich eine Art Wunderkammer, in der man Edeltrödel zum angemessenen Preis finden kann.
Die Halle ist seit dem 6. November jeden Mittwoch von 15 bis 18 Uhr und jeden Samstag von 9.30 bis 15 Uhr geöffnet und befindet sich in Köln-Rodenkirchen, Industriestraße 161. © Kölner Stadt-Anzeiger
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