Als Beabadoobee – bürgerlich Beatrice Kristi Ilejay Laus, für Fans schlicht Bea – vor anderthalb Jahren in Köln Station machte, genügte ihr das Bürgerhaus Stollwerck.

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Jetzt verkauft sie bereits das Carlswerk Victoria aus, das Ergebnis eines Nummer-Eins-Albums in den britischen Charts und eines Slots im Vorprogramm von Taylor Swift.

Dass sie für "This Is How Tomorrow Moves" den Guru-gleichen Rick Rubin (Run-DMC, Slayer, Johnny Cash) gewinnen konnte, interessiert dagegen wohl nur alte Säcke wie den Rezensenten. Das Publikum im Carlswerk setzt sich nahezu ausschließlich aus Vertreterinnen der Generation Z zusammen, der eine oder andere Freund und Vater ist auch noch mitgekommen.

Beabadoobies Publikum im Carlswerk besteht fast ausschließlich aus Vertreterinnen der Generation Z

Gerade letztere dürften hier einiges wiedererkennen. Trat Bea zuletzt im Duo mit ihren Gitarristen und Co-Autoren Jacob Bugden auf, kann sie ihre Musik in Mülheim im vollen Band-Format präsentieren – und da kommen die Anleihen bei den heroischen Jahren des Indie-Rocks voll zur Geltung. Vor dem Set tönten unter anderem Elliott Smith, Blur und die Yeah Yeah Yeahs aus der Beschallungsanlage. Ein früher Beabadoobee-Song trägt den offenherzigen Titel "I Wish I Was Stephen Malkmus", was dem ehemaligen Pavement-Sänger seinerzeit etliche Coolness-Punkte bei seinen jugendlichen Töchtern einbrachte.

Die schöne Slacker-Gitarre im Auftakt-Song "California" scheint diesen Wunsch noch einmal zu bestätigen, Kalifornien steht hier ausnahmsweise mal nicht für Sommer, Sonne, Swimmingpool, sondern für den einkalkulierten Kontrollverlust auf Tour, von dem sich die partymüde Sängerin zurück ins regnerische London wünscht. Man kann ihre Songs, angefangen beim frühen Youtube-Hit "Coffee", aneinanderreihen und so gut wie alles über Beas Leben erfahren, von 17 bis 24. Zum Vergleich: von Malkmus bekam man nur maximale Verrätselung.

Selbstredend fußt Beas Erfolg zu einem guten Teil auf dem Bekenntnischarakter ihrer Lyrics, "relatable" nennen das die jungen Menschen, sprich: Man kann sich mit dieser Künstlerin maximal identifizieren. Beabadoobees permanentes Schwanken zwischen Unsicherheit und Selbstüberschätzung, zwischen Beziehungsängsten und flüchtigen Begegnungen vertont den inneren Monolog ihres Publikums. Kein Wunder, dass ein Großteil der Texte lauthals mitgesungen wird, angefangen mit dem zweiten Stück "Talk"und dessen Refrain, der die jugendlichen Freuden beschreibt, an einem Dienstagabend auszugehen und mit einer Zufallsbekanntschaft zu knutschen.

Bea schrubbt dazu auf einer in Hot Pink lackierten Gitarre, hinter ihr steht ein Orangenbäumchen, später weitet sich das Bühnenbild zur wild wuchernden Hecke, eine Metapher dafür, dass das Leben knorriger und verästelter wird und hinter der vermeintlichen Direktheit der Lieder einiges an Gartenarbeit steckt. Dass Beas schüchterner Sopran und der entspannte Schwung ihrer Musik – im Fall von "The Perfect Pair" direkt als Bossa nova – einige bittere Erkenntnisse verbergen.

Wie etwa das finale Stück des regulären Sets, dass Bea charmant mit den Worten, "this is your fucking song, Cologne" ankündigt. Eine glatte Lüge, in "Cologne" geht es um den Duft, den ein Sexualpartner hinterlässt und die Lust auf eine zweite Runde. Das klingt hinreichend unkompliziert, doch "Cologne" beginnt mit der Frage "Bin ich verführerisch?" und endet mit dem Verzweiflungsaufschrei "Ich hasse, worum es in diesem Lied geht".

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Dass Sex für sie eher Selbstbestätigung, denn Ausdruck von Liebe ist, hat Bea in einem Interview gesagt, wäre ihr erst während des Songschreibens klar geworden. Es spricht auf jeden Fall für sie, dass sie auch solche unangenehmen Wahrheiten zu singen weiß.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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