Calogero Santamaria, genannt "Lillo", hat eine knappe Dreiviertelstunde gebraucht, um seine 292 Pakete für heute ins Fahrzeug zu laden.
Er ist schnell und routiniert, seit fast acht Jahren arbeitet Santamaria bei DHL. Er weiß: Man verschwendet keine Zeit. Vor allem nicht vor Weihnachten. Jetzt bleiben ihm noch gut sieben Stunden für die Auslieferung der Pakete, 150 Stopps stehen auf seinem Plan.
"In der Weihnachtszeit ist die Arbeit stressiger, und das wissen wir Zusteller alle. Aber es ist machbar", sagt Santamaria. "Man muss es nur wollen." Der 37-Jährige hat trotz der Menge an Paketen die Ruhe weg: "Im Oktober habe ich ein Paket pro Kunde, im Dezember vier oder fünf. Aber die Stopps bleiben dieselben."
Doppelt so viele Sendungen wie zu anderen Zeiten im Jahr
Es ist Dienstagmorgen um 9 Uhr. Santamaria steht in der Zustellbasis von DHL in Ehrenfeld. Von dort wird er gleich zu seiner Liefertour aufbrechen. In der Ehrenfelder Zustellbasis an der Oskar-Jäger-Straße und in drei weiteren Hallen in der Stadt kommen Sendungen aus ganz Deutschland an, die Kölner bestellt haben.
In der Zustellbasis sieht es aus wie in einer Fabrik: Große und kleine Pakete werden auf Fließbändern gescannt und automatisiert den Paketfahrern für die städtischen Bezirke im linksrheinischen Bereich zugeteilt, für den die Station in Ehrenfeld zuständig ist.
Zwischen Black Friday und Weihnachten ist bei der DHL Group "High Season", wie es Christina Schläger Herrero von DHL ausdrückt. Heute sind insgesamt 30.000 Sendungen in die Zustellbasis geliefert worden, fast doppelt so viele wie die tägliche Durchschnittsmenge, gerechnet auf das gesamte Jahr. Seit Mitternacht laufen die Pakete über die Fließbänder. Vorige Woche seien es einmal sogar 44.000 Pakete gewesen, berichtet Schläger Herrero.
Von den Fließbändern fallen die Pakete in sogenannte Paketrutschen, an deren Ende die Fahrer stehen und die Pakete in ihr Auto laden. In der Weihnachtszeit sind pro Tag zwanzig Fahrer mehr im Einsatz als sonst.
Verdi fordert Gewichtsbegrenzung von Paketen
Um kurz nach 9 Uhr bricht Santamaria zu seiner Tour durch Bickendorf und Ossendorf auf. Die Pakete für die Straßen, die er zuerst anfährt, hat er im Fach direkt hinter seinem Sitz einsortiert. Ist das Fach leer, legt der 37-Jährige die Sendungen für die nächste Straße hinein. So geht es weiter bis kurz nach 16 Uhr, zwischendurch macht Santamaria eine halbe Stunde Pause.
Meistens könne er alle Pakete am Tag schaffen, sagt er. Falls er doch mal Überstunden machen muss, kann er sich einen Ausgleichstag dafür nehmen. Das, sagt Schläger Herrero, machten die meisten Fahrer aber erst im Januar, wenn der Weihnachtsstress vorbei sei.
Problematischer als die Menge der Pakete findet Santamaria ihr Gewicht, auch wenn er für die ganz schweren Sendungen eine Sackkarre benutzt. Heute muss er zum Beispiel große Matratzen ausliefern, die sich kaum hochheben lassen.
"Ein schweres Paket ist schlecht für die Knie und den Rücken", sagt Santamaria. Die erlaubte Obergrenze für das Gewicht von Paketen, die von einer einzelnen Person zugestellt werden, liegt laut Schläger Herrero gerade bei 31,5 Kilo. Diese Grenze werde aber nicht kontrolliert, kritisiert Thomas Großstück, der Landesfachbereichsleiter für Postdienste bei Verdi in NRW. Verdi setzt sich für eine Herabsetzung der Gewichtsgrenze auf 20 Kilo ein. "Seit eineinhalb Jahren hören wir immer wieder von den Beschäftigten, dass die Pakete zu schwer sind", sagt Großstück.
Vier Jahre Routine sorgen für freundschaftliche Begegnungen
Doch schwere Pakete stellt Santamaria das ganze Jahr über zu, nicht nur in der Weihnachtszeit. Seit mehr als vier Jahren fährt er jeden Tag die gleiche Strecke, und die Menschen in seinem Bezirk kennen ihn. Als der Paketzusteller aus dem Auto steigt, grüßt ihn ein Fahrradfahrer auf der Straße.
Santamaria klingelt bei einem Mehrfamilienhaus. "Ich hab was für dich", sagt er zu der Frau, die öffnet, und streckt ihr ein Paket entgegen. "Und ich hab was für dich!", kommt es zurück. Die Frau verschwindet in ihrer Wohnung und kehrt kurz darauf mit einer kleinen Tüte voller Schokolade, Kekse und einer Karte zurück. "Zu Weihnachten geben mir die Leute manchmal kleine Geschenke", erzählt Santamaria und lächelt. Auch aus dem Haus gegenüber bekommt er einen Schokonikolaus und eine Umarmung. "Frohe Weihnachten!", wünscht die Bewohnerin.
Calogero Santamaria verabschiedet sich sichtlich erfreut. Er muss jetzt weiter, zur nächsten Adresse. Der Wagen ist noch voller Pakete, die Menschen warten auf ihn. Es gibt viel zu tun. © Kölner Stadt-Anzeiger
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