Karl Mandls Ambitionen, Oberbürgermeisterkandidat der Kölner CDU zu werden, sind seit Samstagmorgen um kurz nach halb zwölf vorbei — alles andere wäre eine politische Wiederauferstehung.
Vielmehr geht es für Mandl in den nächsten Tagen und Wochen sogar darum, ob er Parteichef der Kölner CDU bleiben kann.
Sowohl der Vorstand als auch die Mitglieder stimmten jeweils mit riesiger Mehrheit dafür, die OB-Kandidatenkür zu vertagen. Es gibt keinen anderen Grund dafür, als dass sie Mandl für ungeeignet halten als Kandidaten.
Das ist die harte Realität für ihn — und nicht der erste Rückschlag für Mandl. Zuvor war schon die Findungskommission der CDU ergebnislos auseinander gegangen. Eine Kommission, die Mandl leitete, er hatte den Job als "Chefsache" bezeichnete. Dass sie keinen Kandidaten präsentieren konnte, ist seine Verantwortung. Und dass Mandl sich selbst vorschlug, war schon bemerkenswert genug.
Gescheitert an Petelkau
Doch am Ende stolperte er über die eigenen Füße. Seine unabgestimmte Forderung, das Bündnis im Rat zeitnah zu beenden und über die Grünen herzuziehen, mag inhaltlich Herz und Seele der Partei streicheln — war aber strategisch ein Desaster. Einer seiner größten Fehler war dann, dass er sich noch am selben Tag selbst dementierte.
Tag für Tag schwand danach die Zahl seiner Unterstützer, sie befanden Mandl offensichtlich schlicht als zu leicht für diese Aufgabe. Anders als vor eineinhalb Jahren bei der Vorstandswahl scheiterte Mandl am Samstag in der Messe an Fraktionschef Bernd Petelkau und seinen Leuten. Petelkau hat seine Unterstützer als Partei- und Fraktionschef über Jahre aufgebaut, Mandl hat das als Parteichef offensichtlich nicht. Er fuhr auch wegen seiner eigenen Fehler ein furchtbares Ergebnis ein beim Versuch, seine Kandidatur durch die Mitglieder stärken zu lassen.
Mandls Moment der Größe
Was ihn ehrt: Mandl selbst legte das Votum in die Hand der Mitglieder. Der Mann, der eine Woche lang nahezu beratungsresistent wirkte, bewies damit Stärke im letzten Moment. Dass ihm auch das nicht half, hat eine gewisse Tragik.
Ohnehin ist die Kölner CDU beinahe am gleichen Punkt wie vor eineinhalb Jahren, als Mandl Petelkau abgelöst hatte: Sie ist tief gespalten, obwohl Mandl auch das ändern wollte. An dieser Aufgabe ist er gescheitert, hat aber nicht die alleinige Schuld, der Bruch hat viele Verantwortliche.
Die einen in der CDU wollen am liebsten CDU pur und verdammen mehr oder weniger jeden Zentimeter neuen Radweg, die anderen weisen darauf hin, dass es doch Kompromisse mit anderen Parteien brauche, um Einfluss über ein Mehrheitsbündnis im Rat zu haben.
Was macht Reker?
Was will diese Partei? Reicht es ihr, im Stadtrat das aus ihrer Sicht Schlimmste zu verhindern, beispielsweise das Aus für Einfamilienhäuser, und vereinzelt CDU-Themen durchzubekommen? Wenn nicht, muss sie anderem beim Agieren zuschauen, darf sich dann aber nicht wundern, dass CDU pur ein netter Ausspruch ohne Nutzen in der Ratsarbeit bleibt. Die SPD, seit acht Jahren außen vor, weiß das nur zu gut.
Es wird spannend zu sehen sein, wie Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf die Vertagung reagieren wird. Vor zwei Wochen hatte sie gesagt: "Die großen Parteien haben ja immer noch keine Kandidatin oder Kandidaten benannt. Darauf warte ich dringend. Danach richte ich meine Entscheidung aus. Ich habe immer gesagt, es ist nicht mein Plan, wieder zu kandidieren."
Will die parteilose Politikerin Reker tatsächlich bis Ende März warten, bis die CDU einen neuen Kandidaten oder eine neue Kandidatin gefunden hat? Das gilt als kaum vorstellbar. Reker sollte jetzt sagen, was Sache ist — sonst beschädigt sie sich selbst. © Kölner Stadt-Anzeiger
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