Die Lindlarer Weihnachtsdisco hat es nicht einfach, man muss es so sagen. Dabei ist sie echte Tradition und verfolgt eine schöne Idee: Junge Menschen, die es am zweiten Weihnachtstag zwischen Couch und Rinderbraten nicht mehr aushalten, können sich auf der Tanzfläche austoben.

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Und zugleich nutzen nicht mehr ganz so junge Menschen, die woanders studieren oder arbeiten, aber an Weihnachten die Familie in Lindlar besuchen, die Disco als jährlichen Treffpunkt mit alten Freunden. Allerdings musste die Kulisse häufig wechseln.

Lindlarer Weihnachtsdisco zog 2017 nach Linde

In der kleinen Lindlarer Turnhalle kann schon deshalb nicht mehr getanzt werden, weil sie zur Unterkunft für Geflüchtete geworden ist. Als man in die Voßbruchhalle umzog, gab es Knatsch mit den Nachbarn, die es lieber besinnlich und leiser wollten. Und im Café Elan – auch dort fand der weihnachtliche Tanzzauber für einige Jahre statt – werden längst Kuchenstücke statt Cocktails serviert. 2017 testeten die ehemaligen KJG-Leiter Stefan Homberg und Marc Hufenstuhl alias "Moussa und Giovanni" das Format dann erstmals erfolgreich im Haus Burger von Guiseppe und Marija Gabriele – und in Linde blieb man, die Corona-Jahre einmal ausgenommen.

Lindlarer Rathaus will erstmals Anteil am Eintrittserlös

Doch 2024 wird es keine Lindlarer Weihnachtsdisco geben, auch nicht in Linde. Am Sonntag hat Marc Hufenstuhl die Veranstaltung, die am Donnerstag um 21 Uhr beginnen sollte, und für die seit Wochen gemeindeweit plakatiert ist, abgesagt. Grund ist die Ankündigung der Gemeindeverwaltung, auf die Einnahmen erstmals eine Vergnügungssteuer zu erheben. 25 Prozent auf den Kartenpreis von zehn Euro werden dafür fällig, so steht es in der Lindlarer Satzung.

Wir machen so schon nur sehr schmalen Gewinn, es geht uns darum, dass die Disco überhaupt stattfindet.

Marc Hufenstuhl, Organisations-Team der Lindlarer Weihnachtsdisco

Die Information habe man Ende vergangenen Woche per Schreiben aus dem Rathaus bekommen, so berichten es Hufenstuhl und auch Wirt Guiseppe Gabriele. Ein Viertel abzugeben sei für die Organisatoren nicht stemmbar, betont Hufenstuhl im Gespräch mit dieser Zeitung. "Wir machen so schon nur sehr schmalen Gewinn, es geht uns darum, dass die Disco überhaupt stattfindet." Und kurzfristig einen höheren Ticketpreis als wochenlang angekündigt zu erheben, findet er unredlich. "Wir haben schon jetzt jedes Jahr Diskussionen mit Gästen, dass der Eintritt zu teuer ist."

Selbstkritisch räumt Hufenstuhl ein, dass man die Disco 2024 erst kurzfristig im Rathaus angemeldet habe. Man hätte die Infos zur Besteuerung also früher haben können. Andererseits: Da die Party bislang noch nie besteuert wurde, waren die Organisatoren arglos. Die Vergnügungssteuer gibt es in Lindlar bereits seit 2009, tatsächlich ist sie in der Öffentlichkeit aber wenig bekannt. Lindlars Bürgermeister Georg Ludwig erklärt: "Das liegt daran, dass nur gewerbliche Veranstaltungen unter die Steuerpflicht fallen."

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Die allermeisten Discos im Lindlarer Kalender werden aber von gemeinnützigen Vereinen, etwa den Schützen, veranstaltet – sie sind deshalb steuerbefreit. Mit Blick konkret auf die Weihnachtsdisco räumt Ludwig ein, dass angesichts der Haushaltslage in diesem Jahr Formate "in den Blick geraten" seien, die man vorher nicht auf dem Schirm gehabt habe. Frust der Jugend darüber, dass es in Lindlar keine auf Jüngere zugeschnittene Gastronomie gibt, könne er aber auch nachvollziehen, so Ludwig.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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