Es ist so etwas wie Wiehler Weltliteratur. Seit Mittwoch ist das neue Buch von Melanie Raabe (43) im Handel erhältlich.

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"Der längste Schlaf" wird sicher wieder ein Bestseller werden, wie schon ihr Debüt "Die Falle" von 2015. Die Handlung spielt anfangs in London. Raabes Romane wurden in 22 Sprachen übersetzt. Und ihre Lesereise wird die Autorin, die seit vielen Jahren in Köln lebt, in den nächsten Wochen kreuz und quer durch das ganze Land zwischen Olden- und Würzburg führen. Das Licht der öffentlichen Welt erblickt hat aber auch das neue Buch in Wiehl, der Stadt in der sie aufgewachsen ist.

Und wo es den umtriebigen Buchhändler Mike Altwicker gibt, der sich auch über sein Marketinginteresse hinaus als treuer Fan erweist. Bei der "Weltpremiere" des Buches in dieser Woche im voll besetzten Dachsaal des Bielsteiner Burghauses begrüßt er "den einzigen Weltstar, den Wiehl in 1000 Jahren hervorgebracht hat" und wird in den folgenden eineinhalb Stunden nicht mehr aus dem Schwärmen herauskommen. Melanie Raabe macht es ihm mit ihrer sympathischen Art leicht.

Viele Wiehler Weggefährtinnen

Im Saal hören vor allem Frauen zu, darunter Schulkameradinnen und andere Weggefährtinnen. Viele werden sich anschließend einreihen und ihr druckfrisch erworbenes Exemplar signieren lassen. Manche werden Melanie Raabe auch noch als Darstellerin beim Wiehler Schauspielstudio in Erinnerung haben. Das Scheinwerferlicht der Lesebühne macht ihr jedenfalls anders als anderen Autoren wenig aus.

Das sei nicht immer so gewesen, versichert sie im Gespräch mit Altwicker. Das Problem habe nur nach der Präsentation von inzwischen sechs Romanen und zwei Sachbüchern etwas nachgelassen. "Das ganz krasse Lampenfieber ist weg." Und da sind wir auch schon bei den Parallelen zu Raabes neuer Hauptfigur, die anfangs einen Vortrag halten muss.

Schlaflos in Wiehl

Mit Mara Lux hat Raabe einiges, aber nicht allzu viel gemeinsam, dazu gehört die Erfahrung der Schlaflosigkeit. Aber so geht es vielen Menschen, wohl vor allem Frauen. Als Raabe eine Stelle liest, in der Mara mit Verwunderung auf den neben ihr liegenden Mann blickt, der nach dem Liebesakt zügig wegdöst, hört man im Publikum wissendes Kichern.

Der Schlaf und seine Verweigerung, die wilden Träume und die einsamen Nachtstunden sind zudem aber auch ein althergebrachtes Motiv und eine Quelle der Literatur nicht erst seit Franz Kafka und Thomas Bernhard. Melanie Raabe findet das Thema auch aus eigenem Erstaunen interessant: "Die Welt erleben wir rational und kontrolliert. Aber abends legen wir uns alle hin und halluzinieren wie jeck. Und acht Stunden später stehen wir auf, als wäre nichts gewesen. "

Leider könne sie sich an ihre Träume selten erinnern, berichtet Melanie Raabe. Ein Protokollheft auf dem Nachttisch sei leer geblieben. Das Thema "eine Schlafforscherin, die nicht schlafen kann" sei ihr aber schon vor langer Zeit in den Sinn gekommen. Als sie vor eineinhalb Jahren mit dem Roman anfing, hatte sie schon allerlei Fachliteratur im Regal. Die Lektorin habe ihr eine längere Textpassage wieder ausreden müssen, damit der Roman nicht zu lehrbuchartig wird, verrät Raabe. Ein bisschen Wissen habe sie aber ihren Lesern mitgeben wollen, "damit sie hinterher vielleicht ein bisschen besser schlafen". Derzeit schreibt sie wieder an einem Sachbuch.

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Ein Buch zum Einschlafen ist "Der längste Schlaf" natürlich dennoch nicht geworden. Anders als bei ihren ersten vier Büchern und wie bei "Die Kunst des Verschwindens" steht zwar "Roman" und nicht mehr "Thriller" auf dem Cover. Aber hochspannend ist die Geschichte dennoch. Darin entfaltet sich ein spukhaftes Rätsel, dessen Auflösung erst auf den letzten Seiten wartet. So viel darf an dieser Stelle verraten werden.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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