In einer Ausnahmesituation einen klaren Kopf behalten und das Richtige tun, kann schwierig sein. Auch wenn der erste Reflex oft weglaufen wäre, ist "Hinsehen – Handeln – Hilfe holen" die bessere Option.

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So heißt auch die Aktion der Polizei in Köln, in deren Rahmen am Donnerstag 13 Bürgerinnen und Bürger vom Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns für ihre Zivilvourage ausgezeichnet worden sind.

Die Fälle der Geehrten waren ganz unterschiedlich: Ein Ruderteam rettete eine Frau aus dem Rhein. Ein Mann, der einen Halskettenräuber überwältigte. Oder auch ein Taxifahrer, der eine ältere Frau statt zum Treffpunkt mit Betrügern zur Polizei fuhr. Die Polizei betonte ihre Dankbarkeit. Es sei wichtig, dass die Bürger wachsam sind. So würden sie die Polizei bei ihrer Arbeit unterstützen. Niemand sei verpflichtet, persönlich einzuschreiten, ein Polizei-Notruf genüge oft schon.

Drei der Geehrten haben mit dem Kölner Stadt-Anzeiger über ihre Erfahrungen, Gefühle und Gedanken während der schwierigen Situationen gesprochen:

Rinki Brauns (38 Jahre) aus Kürten

"Ich gehe privat gerne und viel schwimmen und arbeite ehrenamtlich als Rettungshelferin. Anfang Juli 2024 war ich mit meinen Söhnen und einer Freundin am Blackfoot Beach in Köln. Wir wollten eigentlich gerade den Fühlinger See verlassen, als ich die Menschenansammlung sah — und es gab aufgeregte Schreie. Ich wollte nachschauen, was da los war, und sah einen fünfjährigen Jungen auf dem Boden liegen.

Die Leute glaubten, er habe sich verschluckt, und man schlug ihm auf den Rücken. Doch mir kam das komisch vor. Der Junge hatte ganz blaue Lippen und wirkte apathisch. Ich spürte, dass es etwas Ernsteres sein könnte. Und da musste ich dann einfach handeln. Ich rief nach Ärzten und befragte die Mutter zu ihrem Sohn, so wie ich es als Rettungshelferin gelernt habe. Die umstehenden Leute wurden hysterisch, und wir stellten fest, dass der Junge keinen Puls mehr hatte.

Eine Gynäkologin half mir dann, ihn zu reanimieren. Die Herz-Rhythmus-Massage machten wir, bis der Notarzt eintraf. Glücklicherweise kamen Atem und Puls beim Jungen langsam zurück. Anscheinend hatte er einen anaphylaktischen Schock, also eine schwere allergische Reaktion, gehabt. Ihm geht es aber inzwischen wieder gut.

Ich habe erst später das Ganze so richtig realisiert — in dem Moment funktioniert man einfach nur. Erst hatte ich auch gar nicht vor, zur Ehrung der Kölner Polizei kommen, weil ich den Ruhm nicht will. Aber ich wollte den Anlass am Donnerstag nutzen, um daran erinnern, wie wichtig es ist, Erste Hilfe zu leisten, und alle erinnern, auch noch mal einen entsprechenden Kurs zu machen."

Dr. Anne-Kathrin Braun (47 Jahre) aus Deutz

"Im Juni 2024 war ich in der Fressnapf-Zentrale in Köln-Poll und stand gerade beim Katzenfutter, als plötzlich ein Geschrei von der Kasse herzuhören war. Als ich um die Ecke schaute, habe ich gesehen, wie zwei bewaffnete Männer den Kassierer bedrohten. Ich war die einzige Kundin im Laden und habe mich sofort versteckt.

Dann hieß es: abwarten. Ich beobachtete, wie die Männer den Kassierer nach hinten zerrten zum Tresor. In diesem Moment habe ich die Gelegenheit genutzt und lief aus der Filiale hinaus – die Siegburger Straße hinunter.

Während ich noch im Laden war, habe ich eigentlich nur funktioniert, ohne groß darüber nachzudenken. Doch als ich draußen war, war mein erster Impuls, wegzulaufen. Dann ist mir aber klar geworden, dass ich Hilfe rufen muss.

An einem Café habe ich die 110 gewählt. Erst dort realisierte ich wirklich, was gerade passiert war. Die Polizei war erstaunlich schnell vor Ort und befragte mich gleich am Tatort. Beeindruckend fand ich, wie viele Polizeiwagen und sogar ein Hubschrauber im Einsatz waren. Beide Täter konnte die Polizei kurz darauf festnehmen.

Später kam mir der Gedanke, wie absurd es eigentlich ist, eine Tierhandlung auszurauben – große Reichtümer sind dort schließlich nicht zu erwarten. Inzwischen war ich wieder einmal in derselben Fressnapf-Filiale, aber den Kassierer von damals habe ich dort nicht mehr angetroffen.

Mona Badreddin (26) aus Köln Innenstadt

Anfang Juli 2023 war ich spätnachts mit dem Fahrrad unterwegs auf dem Weg nach Hause – es war schon etwa vier Uhr morgens. Ich bin durch den Grüngürtel gefahren und habe kurz überlegt, ob das wirklich der beste Weg ist, denn die Strecke ist nachts wirklich dunkel. Doch ein paar Leute waren trotz der Uhrzeit noch unterwegs, und der Abschnitt durch den Park war zum Glück nicht besonders lang.

Passiert ist es zwischen der Haltestelle Stadtarchiv Eifelwall und der Mensa der Uni. Aus dem Augenwinkel habe ich zwei Menschen gesehen. Ich fand es seltsam, dass sie so weit abseits standen. Plötzlich hörte ich jemanden um Hilfe rufen – es war eine Frau. Ohne groß zu überlegen, folgte ich meinem Instinkt und lief zu den beiden hin. Die Frau lag bereits am Boden, und als ich näherkam, rannte der Mann sofort weg. Er hatte sie sexuell bedrängt.

Ich habe ihr ausgeholfen, sammelte mit ihr ihre Sachen vom Boden auf und versuchte, sie ein wenig zu beruhigen. Gemeinsam sind wir dann zur Straße gelaufen und ich habe ihr angeboten sie nach Hause zu bringen. Erst da haben wir gemerkt, dass sie aus Versehen das Handy des Täters aufgesammelt hatte – die KVB-Karte steckte noch hinten drin. Jetzt kannten wir seinen Namen. In dem Moment habe ich Angst bekommen. Was, wenn der Täter zurückkäme? Wir haben die Polizei gerufen und sie war tatsächlich schnell vor Ort.

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Natürlich mache ich mir als Frau Gedanken darüber, dass so etwas passieren könnte. Aber dass es an einem so öffentlichen Ort geschieht, schockiert einen dann doch. Zuerst bin ich diese Strecke nicht mehr gefahren und habe den Abschnitt gemieden. Doch letztlich kann so etwas überall passieren. Inzwischen habe ich einen Weg gefunden, mit der Angst umzugehen und meide den Teil des Grüngürtels nicht mehr.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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