Da, wo der Weihnachtsbaum leuchten sollte, steht ein röhrender Bautrockner. Statt nach Lebkuchen und Kerzenwachs riecht es im Wohnzimmer von Christin, Mehdi und Deen Khaddaj wenige Tage vor Heiligabend nach verkokeltem Holz und Beton. Es ist kalt und staubig. Wann die junge Familie wieder einziehen kann – völlig ungewiss.

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Sieben Wochen zuvor, am 1. November, sitzen Christin, Mehdi und Deen mit einer Freundin von Christin auf der Wohnzimmercouch. Es ist 18.30 Uhr. Sie haben Pizza bestellt, um 23 Uhr hat Mehdi seinen ersten Arbeitstag als Rezeptionist in einem Hotel, er ist ein bisschen aufgeregt. Als es an der Tür klingelt, muss das der Pizzalieferant sein, doch draußen brüllt ein Mann: "Feuer! Ihr Haus brennt! Kommen Sie schnell raus!"

Passant machte Familie auf das Feuer aufmerksam

Christin Khaddaj sitzt im Wohnzimmer des verwaisten Hauses, sie ist erkältet und heiser. Es fällt ihr noch immer schwer, über den Moment zu sprechen, der "uns bis heute total überfordert und traumatisiert", wie sie sagt. Sie habe die Tür zunächst nicht geöffnet, weil sie dachte, der Mann sei ein Trickbetrüger, erinnert sie sich. "Als er aber immer weiter brüllte, schrie, dass unsere Garage und das Dach brennen, wusste ich: Da stimmt was nicht."

Es war nicht die Garage, sondern der Anbau, in dem nicht nur die Gastherme und der Stromkasten untergebracht waren, sondern auch E-Bikes, Rasenmäher, Campingzubehör, Kinderrad, das gesammelte Werkzeug von Christins Vater, der Zimmermann war und nach schwerer Krankheit gestorben war, als er das Haus im Frühjahr 2022 fertiggebaut hatte. "Die Werkzeuge und die Räder von ihm waren auch ein Stück von meinem Leben", sagt sie.

Christin Khaddaj hat am gleichen Tag wie ihr Vater Geburtstag, am 20. Juli. "Wir hatten immer eine besonders enge Verbindung", sagt sie, die Liebe zur Natur habe sie von ihm geerbt und die Liebe zum Holz. "Der Brand tut noch doller weh, weil das Haus sein letztes Werk war – und mich so vieles an ihn erinnert." Sie steht vor dem abgebrannten Anbau, die verkohlten Räder liegen davor, drinnen sind die rostenden Reste des Stromkastens zu sehen – die Polizei geht davon aus, dass ein technischer Defekt am Sicherungskasten das Feuer verursacht hat.

Als die Khaddajs nach draußen liefen, brannte der Anbau lichterloh – und nicht nur der: Längst hatten die Flammen die Dachbalken erreicht, das halbe Haus stand in Flammen, ohne dass die Familie und ihre Freundin es im Wohnzimmer bemerkt hätten. Christin Khaddaj rannte in den ersten Stock, holte noch ein paar wichtige Unterlagen aus dem Arbeitszimmer, Geburtsurkunde und U-Untersuchungen von Deen, doch ihr schoss Qualm entgegen. "Es war zu gefährlich, noch mehr Sachen zu retten."

Die Feuerwehr sei wenig später eingetroffen, "auch wenn es sich anfühlte, als habe es sehr lange gedauert". Mit 15 Fahrzeugen löschten die Einsatzkräfte Anbau und brennenden Dachstuhl. Das Dach war komplett zerstört. Als die Flammen nach einer Stunde gelöscht waren, habe Mehdi gesagt, er müsse jetzt dringend los, zur Arbeit, es war ja sein erster Tag. "Mein Bruder hat dann angerufen beim Hotel – die hatten natürlich Verständnis, dass mein Mann nicht kommen kann." Am nächsten Tag aber trat Mehdi seine Arbeitsstelle an.

Er trat am Tag nach dem Brand seine neue Arbeitsstelle in einem Hotel an

Familie Khaddaj, das muss man wissen, hatte in Köln gerade neu angefangen: Die gebürtige Kölnerin Christin hatte in Barcelona gearbeitet und sich dort in den gebürtigen Marokkaner Mehdi verliebt, der ebenfalls in der katalanischen Metropole arbeitete. Als sie schwanger wurde, zog die werdende Familie nach Höhenhaus, Christins Heimat. "Wir waren voller Freude und Tatendrang, wir wollten uns hier einfach wie jede junge Familie etwas aufbauen." Am 1. April 2023 zogen sie in das neu gebaute Haus ein. Am 1. November brannte ein Teil des Hauses ab. Am 15. November begann auch Christin einen neuen Job – als Sachverständige für Brand- und Wasserschäden, ausgerechnet. "Bei manchen Schadensfällen, die ich bearbeitete, ist das gerade nicht leicht."

Warum sie noch keine Hausratsversicherung abgeschlossen hatten, obwohl sie schon ein halbes Jahr in dem Haus wohnten, wisse sie bis heute nicht, sagt die 35-Jährige. "Es ist wohl, wie es ist, wenn so viel zusammenkommt: Umzug, kleines Kind, ein Partner, der aus dem Süden kommt und erstmal fremdelt mit der neuen Umgebung, Sprachkurse, Jobsuche, alles neu. Die Versicherung abzuschließen, das ist einfach liegengeblieben."

Sie begann kurz nach dem Brand einen neuen Job als Sachverständige für Schadensfälle

Christin Khaddaj mag die Werte – Möbel, Spiel- und Anziehsachen, Räder, Werkzeuge, technische Geräte – nicht beziffern, 20.000, 25.000 Euro, es sei schwer zu sagen. Nicht nur, dass vieles verbrannt ist. Auch das Löschwasser zerstörte Möbel und Geräte.

Freunde haben auf der Plattform "Go Fund Me" eine Spendenaktion gestartet. "Es ist wunderbar, zu sehen, dass wildfremde Menschen uns helfen", sagt Khaddaj. "Jede Hilfe, aus der Nachbarschaft, von Freunden oder Spenden, gibt uns gerade Kraft." "Sei es, um ein Bett, ein Fahrrad oder eine Couch neu anzuschaffen – jeder Euro hilft, ihr Leben wieder aufzubauen und ihnen das Gefühl von Geborgenheit zurückzugeben, das sie momentan so sehr vermissen", heißt es auf der Plattform.

Wesentlicher als der materielle ist der Verlust von Vertrauen. Sohn Deen wird im Januar drei Jahre alt. "Er ist immer noch sehr ängstlich und fragt mich jeden Tag, wo das Feuer ist und der Rauch", sagt die Mutter. "Er hat ja unsere Panik miterlebt, das konnten wir leider nicht verbergen in der Situation."

Im Moment ist uns einfach alles zu viel. Aber wir sind gesund und können neu anfangen. Und das werden wir auch

Christin Khaddaj

Die Familie ist bei Christins Mutter untergekommen, die in der Höhenhauser Siedlung zwei Häuser weiter wohnt. Es ist beengt, aber Deen fühlt sich bei seiner Oma sehr wohl. Papa und Mama müssen tagsüber arbeiten. "Wir machen weiter, wir müssen lernen, zu akzeptieren, was passiert ist", sagt Christin Khaddaj. "Inzwischen denken wir immer öfter, dass wir großes Glück hatten, dass es nicht nachts passiert ist und, dass uns ein Spaziergänger rechtzeitig gewarnt hat."

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Die Arbeit im Hotel und als Sachverständige für Schadensfälle, der kleine Sohn, die Unsicherheit, wann sie das Haus wieder bewohnen können (sie hoffen auf kommenden Sommer, aber das ist nicht sicher, sagt der Statiker), jetzt auch noch Weihnachten. Rechte Vorfreude komme nicht auf, sagt Christin Khaddaj. "Im Moment ist uns einfach alles zu viel. Aber wir sind gesund und können neu anfangen. Und das werden wir auch."

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