Seit diesem Monat sind die Stadtbahnlinien im Stadtbezirk deutlich seltener unterwegs. Die Linie 13 fährt abends ab 19.30 Uhr und sonntags nur noch im 30-Minuten-Takt von Sülz in Richtung Norden und zurück.
Samstags verkehrt sie tagsüber alle 20-Minuten. Die Stadtbahnlinie 1 fährt zwischen Moltkestraße und Junkersdorf morgens nur noch im Zehn- statt wie zuvor im Fünfminuten-Takt.
Die Linie 19, die während der morgendlichen Hauptverkehrszeit bis 9 Uhr den Stadtbahnlinienverkehr auf der Luxemburger Straße auf einen Fünf-Minuten-Takt verstärkt hatte, entfällt. Dort bleibt es nun beim Zehn-Minuten-Takt der Linie 18. Es ist bereits das dritte Mal, dass die KBV die Fahrleistung reduziert, nun vor allem auch im Stadtbezirk Lindenthal.
Gunther Höhn, Bereichsleiter Nahverkehrsmanagements der KVB, war daher in der Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal zu Gast und begründete den Einschnitt – vor allem mit Personalmangel.
Nicht genügend Auszubildende
Das Problem habe ungefähr vor zwei Jahren begonnen. Man habe dann die Ausbildungsplätze von ursprünglich 60 auf rund 120 pro Jahr erhöht, im vergangenen Jahr konnten davon aber nur ungefähr 90 besetzt werden und man habe dabei schon Abstriche bei den Qualifizierungen der Bewerber machen müssen. In der Konsequenz hätten aber auch weniger die Ausbildung erfolgreich absolviert.
Andere hätten das Unternehmen wieder verlassen. Daher habe sich die Lage nicht wie anvisiert entspannt und das Unternehmen entschieden, den Fahrplan auszudünnen, damit die verbliebenen Fahrten wenigstens zuverlässig stattfinden könnten. Der reduzierte Fahrplan soll zunächst bis zum Abschluss der Sperrung der Mülheimer Brücke, am 31. März gelten, aber, ob das Angebot danach erhöht werden könne, sei ungewiss.
Ersatzangebote und kritische Fragen der Bezirkspolitik
Die KVB gebe sich Mühe, die Lücken durch andere Angebote auszugleichen. So soll im Kölner Westen neben der Linie 172 auch die Linie 173 morgens von der Lübecker Straße in Weiden bis zur Haltestelle Universität fahren, sodass junge Menschen die beiden großen Schulen und die Universität dort erreichen können.
Um die fehlenden Fahrten der Linie 13 etwas abzumildern, würde die KVB verstärkt Leihräder im Bereich des Gürtels zur Verfügung stellen. Das Unternehmen habe zudem entschieden, die Fahrschule weiter aufzustocken. "Wir werden ab dem kommenden Jahr 180 Ausbildungsplätze anbieten", so Höhn.
Die Bezirkspolitiker hatten kritische Nachfragen: Roland Schüler und Stephan Horn (beide Grüne) wollten wissen, wie die Kürzungen mit dem Dienstleistungsvertrag zu vereinbaren seien, den die Stadt Köln und die KVB geschlossen haben und ob das Unternehmen nun Strafe zahlen müsse, weil es ihn nicht erfülle.
Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, fragte, warum man nicht schon früher begonnen habe, die Fahrschulplätze weiter auszubauen.
Weitere Probleme und Lösungsmöglichkeiten
Höhn schilderte, das Problem sei insgesamt komplex. Die Ausfälle im letzten Jahrzehnt hätten auch daran gelegen, dass die Fahrzeugflotte immer älter wurde. Man habe daher entschieden, die heute 30 Jahre alten Niederflurfahrzeuge der ersten Generation auszutauschen. Die Abstimmung vor der Bestellung habe allerdings bereits länger gedauert als früher.
Nun habe der Auftragnehmer die KVB immer weiter vertröstet und eine Auslieferung der Fahrzeuge, die Ende 2023 hätten geliefert werden müssen, erst in drei Jahren in Aussicht gestellt. "Die KVB hat nun die Entscheidung getroffen, die alten Niederflurstadtbahnfahrzeuge noch einmal zu sanieren. Damit fangen wir 2025 auch an", so Höhn.
Für die Aufstockung der Ausbildungsplätze habe die KVB neue Räume anmieten müssen. "Und wir müssen Züge nach der Morgenspitze früher einfahren lassen, damit wir für die praktische Ausbildung auch Fahrzeuge zur Verfügung haben. Dieses frühe Einfahren ist auch ein Grund für die Einschränkung, die jetzt wirksam werden", erläuterte Höhn. Die KVB müsse für den Ausfall zwar keine Strafe zahlen, habe bei weniger Fahrten aber einen geringeren Anspruch auf den sogenannten Soll-Ausgleich. Damit träfe die KVB schon eine wirtschaftliche Konsequenz.
Manchen Bezirkspolitiker konnte die Entscheidung trotzdem nicht überzeugen: Die Linie 13, nun wohl eine Unglückslinie, sei eine wichtige Tangentialverbindung, betonte Michael Lhotka (CDU): "Diese Kürzung ist nicht sachgerecht und unangemessen." © Kölner Stadt-Anzeiger
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