CDU-Chef Ingo Pfennings plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen: In den jüngsten CDU-Kreisvorstandssitzungen hat demnach Sabine Preiser-Marian zuweilen ein Grinsen unterdrücken müssen.
Nämlich immer dann, wenn Pfennings dem Gremium mitteilte, dass man bei der Kandidatensuche "in guten Gesprächen" sei.
In die war nämlich nur ein ganz kleiner Kreis eingebunden, schon um Interessenten nicht in Erklärungsnöte bei ihren Arbeitgebern zu bringen. Beide wussten natürlich, dass eins dieser "guten Gespräche" sie beide führten. Sabine Preiser-Marian war da halt nicht so weit, sagen zu können: "Ich mach's."
Ich hätte jede Kandidatur ernst genommen. Das bringt alleine der Respekt vor den Wählerinnen und Wählern mit sich.
Am Montagabend konnten beide dann das Geheimnis lüften. "Viele im Kreisvorstand waren überrascht, aber alle sehr erfreut", berichtet Pfennings. Einstimmig schlägt das Gremium den Mitgliedern vor, Preiser-Marian am 27. März offiziell ins Rennen gegen Amtsinhaber Markus Ramers (SPD) zu schicken.
Beim Amtsinhaber stand am Mittwoch ein Austausch der Landräte mit der NRW-Landesregierung in Iserlohn im Terminkalender. Die Redaktion erreichte ihn während der Gespräche mit den Ministern.
"Ich hätte jede Kandidatur ernst genommen. Das bringt alleine der Respekt vor den Wählerinnen und Wählern mit sich", erklärte Ramers zur Kandidatur Preiser-Marians und sagte, was er den Wählerinnen und Wählern anzubieten habe. "Ich habe bewiesen, dass ich eine Kreisverwaltung mit mehr als 1200 Mitarbeitenden durch Krisen führen kann."
Kreis Euskirchen: Landrat Ramers weist CDU-Kritik zurück
Beim Thema "Bevölkerungsschutz" sei der Kreis außerordentlich gut aufgestellt – nicht nur wegen der gerade in Betrieb genommenen neuen Leitstelle. "Das haben wir gemeinsam gut hinbekommen", so Ramers. Bei der Gesundheitsversorgung stünden aber noch Herausforderungen ins Haus. In Sachen Telemedizin hingegen sei der Kreis ausgezeichnet unterwegs.
"Und wir haben im Kreis Euskirchen die drittniedrigste Kreisumlage in ganz NRW", kontert er den Vorwurf der CDU, der Kreis lasse die Kommunen im Stich. "Das sind schwierige Zeiten. Aber trotz aller finanziellen Herausforderungen, die wir haben, kann sich auch das sehen lassen", so Ramers.
Bei der Vorstellung von Sabine Preiser-Marian als Bewerberin für das höchste Amt im Kreis übte Ute Stolz, Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, Kritik an der "aufgeblasenen Pressestelle des Kreishauses".
CDU sondiert, ob FDP, UWV und Grüne die Kandidatin unterstützen
Stolz sprach von einem Team von "sechs, sieben Mitarbeitenden". Dieses Team begleite den Landrat zu jedem Termin und kreiere so Content für Social-Media. Ramers hält dagegen: "Ich sehe uns mit 2,77 Vollzeitäquivalentstellen da nicht übermäßig aufgestellt. Da geht es auch um Krisensicherheit."
Und die Stellenbemessung der Pressestelle richte sich, wie in allen Bereichen, nach dem Stellenplan, den der Kreis beschlossen hat. "Bisher hat der Kreistag damit kein Problem gehabt", spielt Ramers den Ball in Stolz' Feld zurück.
Er gehe selbstbewusst, aber auch mit der notwendigen Demut in den Wahlkampf, so der Landrat: "Ich habe unheimlich viel Spaß an meiner Arbeit. Das bekommen die allermeisten Bürger auch mit, wenn ich im Kreis unterwegs bin. Das möchte ich natürlich fortsetzen." Er versuche bei allen Entscheidungen, den gesamten Kreis im Blick zu haben – von Losheim bis Metternich.
Markus Ramers lässt offen, ob das "SPD" auf seine Plakate kommt
"Die Menschen kennen mich und kennen meinen Stil zu arbeiten. Ich kommuniziere offen und klar. Diesen Weg werde ich weitergehen", sagt der Sozialdemokrat. Er verstehe das Amt des Landrats als ein überparteiliches. "Das wird auch so bleiben, weil ich den ganzen Kreis vertreten möchte und keine Parteiinteressen verfolge. Aber natürlich trete ich auch als Kandidat meiner Partei, der SPD, an. Das steht auch auf dem Wahlzettel. Die SPD ist meine politische Heimat", sagt Ramers.
Ob der Parteiname im Gegensatz zu 2020 auf seinen Wahlplakaten gedruckt sein wird, ließ Ramers offen: "Es gibt heute noch keine Entwürfe, wie ich eventuelle Plakate gestalten werde. Entscheidend ist aber, dass ich das Amt als überparteilich ansehe."
Ich halte Frau Preiser-Marian für eine sehr respektable Kandidatin.
Überparteilich ist auch das passende Stichwort für das, was die CDU-Spitze derzeit umtreibt: nämlich eine überparteiliche Unterstützung für Preiser-Marian. So zeigte sich die CDU-Spitze am Dienstag optimistisch, dass ihr Listenpartner im Kreistag, die FDP, Preiser-Marian unterstützen könnte – und das wohl nicht ganz ohne Grund.
"Ich halte Frau Preiser-Marian für eine sehr respektable Kandidatin", öffnet Kreisparteichef Frederik Schorn die Tür für entsprechende Gespräche. Die würden dann mit der Kandidatin selbst stattfinden. "Die CDU hat uns das Gespräch angeboten. Und wir haben im Kreisvorstand beschlossen, dass wir dieses Angebot annehmen, um eventuelle Gemeinsamkeiten mit Frau Preiser-Marian auszuloten."
Alles andere hänge dann von diesem Gespräch ab. "Alle Optionen sind offen", sagt Schorn. Abgesehen davon begrüße er es, dass die Wählerinnen und Wähler eine echte Wahl hätten: "Es ist nun ein offenes Rennen."
FDP-Chef rechnet mit einem offenen Rennen um das Landratsamt
Auch mit dem weiteren Listenpartner, die UWV, befinde man sich in guten Kontakt zu dem Thema, erklärte Fraktionschefin Ute Stolz. "Frau Preiser-Marian hat bei uns ein gutes Standing", ließ sich UWV-Fraktionschef Franz Troschke am Mittwoch entlocken. Mehr aber noch nicht. Er wolle der Mitgliederversammlung Ende März nicht vorgreifen.
Ihm wäre aber sehr daran gelegen, so Troschke, dass die UWV dieses Mal ein einheitliches Bild abgebe. 2020 legten sich einige Ortsverbände im Kreis-Süden für Ramers ins Zeug, die im Norden aber für dessen CDU-Konkurrenten Johannes Winckler.
Außer AfD und Linke sind der CDU alle Parteien der Mitte als Unterstützer ihrer Kandidatin herzlich willkommen – auch die Grünen, denen eine weibliche Kandidatin doch sehr gelegen sein müsste, so Stolz: "Sabine Preiser-Marian ist eine fähige Frau, die parteipolitisch ja nicht im tiefen Graben sitzt, sondern auch außerhalb der CDU wählbar ist", sagte die Fraktionschefin – und Preiser-Marian fügte an: "Ich komme mit den Grünen gut aus."
Grüne reagieren zurückhaltend auf die Avancen der CDU
Derartigen Avancen entgegnet Grünen-Co-Chefin Myriam Kemp eher zurückhaltend: "Wir begrüßen sehr, dass sich noch eine andere Kandidatin gefunden hat, weil wir es in einem demokratischen Prozess sehr wichtig halten, dass es eine Konkurrenz gibt." Dass sich eine Frau gefunden habe, sei zusätzlich begrüßenswert. Das sei aber keine Bewertung, die die Person betreffe.

Ob die Grünen selbst eine Kandidatin oder einen Kandidaten aufstellen, entscheide die Kreismitgliederversammlung Anfang April, so Kemp: "Sollten wir keinen eigenen Kandidaten haben, entscheiden die Mitglieder auch, ob wir eine Wahlempfehlung aussprechen werden oder nicht", sagte Kemp. Grundsätzlich seien die Grünen-Wähler "politisch so kompetent, dass sie es schaffen, sich ein eigenes Bild der Kandidierenden zu machen."
Kemp zufolge treibt eine weibliche Kandidatin die Wahlbeteiligung nach oben. Das heiße aber nicht im Umkehrschluss, dass die Frauen an der Urne automatisch die Kandidatinnen unterstützen. © Kölner Stadt-Anzeiger