Alle Jahre wieder werden die Weihnachtsbäume im Dezember nicht nur geschlagen und geschmückt. Zur Tradition gehört auch, dass die nadelnden Tannen und Fichten wieder entsorgt werden müssen – nur wann?

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Das scheint in Köln derzeit für Verwirrung zu sorgen. Zumindest stapeln sich die Bäume seit einigen Tagen an den Straßenecken, liegen vereinzelt auf Gehwegen, vor Straßenübergängen oder versperren Mülleimer. Das zeigen Zuschriften von Leserinnen und Lesern.

Abgeholt werden sie laut Plan der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB) aber frühestens ab dem 13. Januar, teilweise auch erst am 31. dieses Monats. Während es in den letzten Jahren noch an mehreren Terminen möglich war, seinen Baum loszuwerden – er wurde ab dem 2. Januar flexibel mit dem Rest- oder Biomüll mitgenommen – führten die AWB 2025 eine "entscheidende Änderung" ein: Für jedes Haus wurde ein eigener Abholtermin festgelegt, wohlgemerkt, ein einziger pro Adresse.

In der Aachener Straße in der Innenstadt etwa kommt der Abholdienst am 14. Januar. Im Bickendorfer Sandweg ist es am 22. Januar so weit. In der Rodfeldstraße in Holweide müssen Anwohnende bis zum 30. Januar warten. Einsehbar sind die Termine im AWB-Abfuhrkalender und in der AWB-App, gekennzeichnet mit einem Tannenbaumsymbol. Sie können auch telefonisch bei der Kundenberatung angefragt werden, schreiben die AWB.

Entsorgung von Tannenbäumen in Köln: Terminabholung, Sammelstelle oder Wertstoffcenter

Alternativ kann die ausgediente Weihnachtsdeko auch bis zum 14. Februar bei einer von über 100 Sammelstellen in den Veedeln abgegeben werden, oder an einem der beiden Wertstoffcenter in Ossendorf oder Gremberghoven. Möglichkeiten gibt es also.

Doch die Kommunikation sorgt für Kritik. "Auf das diesjährige Prozedere stößt man nur durch Zufall", sagt der Sülzer Wilfried Meister. Und: "Die Abholtermine sind fernab von jeglicher Lebensrealität."

Zwischenzeitlich habe sich ein großer Tannenbaumhaufen vor seiner Tür getürmt, obwohl nur 200 Meter weiter eine Sammelstelle eingerichtet sei. "Offensichtlich gibt es große Unkenntnis oder aber eine geringe Bereitschaft, den Baum bis dahin zu transportieren", so Meister. Und so wurden in seiner Straße "aus einer Tanne drei und jetzt sind wir bei acht oder neun", berichtet er.

Eigentlich sollte die detaillierte Terminierung genau das Gegenteil bewirken. Sie "garantiert die Abholung und verhindert, dass die Bäume unnötig lange auf dem Bürgersteig liegen. Dadurch wird das Stadtbild aufgewertet und Geh- und Radwege werden nicht unnötig lange blockiert", schreiben die AWB.

Die Aktion verfehle ihr Ziel, entgegnet nicht nur Wilfried Meister. Auch die FDP-Ratsfraktion beschwert sich in einer Mitteilung: "Was als ordnungsschaffende Maßnahme verkauft wird, sorgt in der Realität für das genaue Gegenteil: Die Menschen stellen ihre Weihnachtsbäume weiterhin nach den Feiertagen auf die Straße, wo sie nun – mangels früherer Abholung – wochenlang liegen bleiben und das Stadtbild verschandeln." Die Termine seien praxisfern und nicht durchdacht, heißt es.

2025: Höhere Gebühren für Müllabfuhr und Straßenreinigung in Köln

Das stoße vor allem im Kontext der jüngst erhöhten Abfallgebühren sauer auf. Für die Müllentsorgung und Straßenreinigung müssen Kölnerinnen und Kölner seit diesem Jahr rund neun Prozent mehr zahlen. "Die Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht, dass sie für höhere Gebühren auch bessere Leistungen erhalten – nicht weniger", kritisiert Rolf Albach, umweltpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion.

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Spätestens für das nächste Jahr sehe auch Wilfried Meister in Sachen Unordnung und Informationschaos noch Handlungsbedarf. Die AWB scheint bislang auch aus anderen Gründen hinter dem neuen Konzept zu stehen: Die Effizienz der Logistik könne gesteigert werden. Durch die separate Sammlung entfallen demnach zusätzliche Fahrten zur Müllumladestation in der regulären Abfallsammlung. Außerdem sei die gesonderte Abfuhr der Tannenbäume nachhaltiger. Die Weihnachtsüberbleibsel können sortenrein als Biomüll gesammelt und gehäckselt werden. Auch das sei gut für die CO2-Bilanz, so die AWB.

In die Lage der Kundinnen und Kunden haben sich die städtischen Müllentsorger damit nicht versetzt, sagt Meister, während er so langsam auf den Abholtermin seines trockenen Weihnachtsbaums hinfiebert.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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