Die ersten Jubelrufe, mit denen die Euskirchener Närrinnen und Narren am Samstag den Beginn der Karnevalssession ankündigten, fielen noch relativ verhalten aus.
Je mehr sich der Alter Markt jedoch mit bunt kostümierten Jecken füllte, desto mehr wuchs auch die Vorfreude auf die bevorstehenden Monate.
Trotz langer und gut gepflegter Traditionen in der Kreisstadt zur fünften Jahreszeit stehen den Feiernden diese Session einige Neuheiten bevor, die es in der Geschichte des Euskirchener Karnevals bisher noch nicht gegeben hat. Mit dem Ehepaar Jens und Simone Pesch wird während der Proklamationssitzung im Januar 2025 erstmals ein Prinzenpaar auf dem närrischen Thron Platz nehmen und dafür galt es bereits im Vorfeld viele Details zu beachten.
Euskirchener Tollitäten: Vokabeln müssen neu gelernt werden
"Es gab bislang im Euskirchener Karneval noch kein Prinzessinnenornat, das musste komplett neugestaltet werden", berichtete der designierte Prinz Jens I. Auch die Insignien und das Zepter der Prinzessin seien erst nach der Wahl des künftigen Prinzenpaares vor rund einem Monat entstanden. "Sogar die neue Vokabel muss sich erst einmal in den Köpfen festsetzen, dass dieses Jahr eben nicht mehr von einem Dreigestirn, sondern von einem Prinzenpaar die Rede ist."
Die Entscheidung, das erste Euskirchener Prinzenpaar zu werden, wuchs bereits seit einigen Jahren in den Eheleuten heran. "Vor sechs Jahren war unsere Tochter Vivian hier im Amt des Küfers", erinnerte sich Jens Pesch: "Wir haben sie die gesamte Session über zu jedem Auftritt begleitet und am Ende der Session beide gesagt, dass wir uns das Ganze auch sehr gut für uns selbst vorstellen könnten."
Statt nach einer stressigen fünften Jahreszeit derartige Überlegungen erst einmal zurückzustellen, habe das Erlebte die Eheleute noch zusätzlich in ihrer Entscheidung bestärkt, und nun geht dieser langgehegte Traum endlich in Erfüllung. "Seit elf Jahren sind wir Mitglieder der Prinzengarde. Einen besseren Zeitpunkt hätten wir uns also gar nicht wünschen können", stimmte Simone Pesch freudestrahlend zu. "Zum Auftakt der Session haben wir am 11.11. schon in Köln mitgefeiert und jetzt sind wir einfach überglücklich, dass es auch hier in Euskirchen losgehen kann."
Nachdem sie ihre erste Bewährungsprobe auf der großen Bühne am Alter Markt hinter sich gebracht hatten, gab das Paar auch bereits erste Einblicke in ihre Pläne, die Session noch einzigartiger zu gestalten. "Als erstes Prinzenpaar und Ehepaar wollen wir die ganzen Stereotypen ausleben", verkündete Jens Pesch und fügte lachend hinzu, dass damit keinesfalls ein Ehestreit gemeint sei.
Euskirchens Küfer wird Fußballschuhe gegen Hammer eintauschen
"In der ein oder anderen Form sind wir beide seit elf Jahren immer für den Karneval im Einsatz. Wir haben also lange genug Zeit zum Proben gehabt." Stattdessen solle die gemeinsame Leidenschaft zum Tanzen in den Mittelpunkt rücken. "Wir wollen die Bühne in Bewegung bringen, und nicht umsonst wurde unsere Proklamation schon im Vorfeld mit einer zweiten Hochzeit verglichen."
Beim Thema Tanz dürfte auch der ebenfalls am Samstag vorgestellte Küfer Finn Wassong eine große Bereicherung für die Pläne des designierten Prinzenpaares sein. Im Alter von nur drei Wochen habe er seine erste Karnevalssitzung miterlebt, und auch die Taufe am 11. November habe seine karnevalistische Laufbahn bereits früh in die Wege geleitet.
"Seit 2018 bin ich auch aktiv in der Tanzgarde. Es hat mir sofort so viel Spaß gemacht, auf der Bühne zu stehen, dass ich mich schon damals entschieden habe, irgendwann einmal Küfer in Euskirchen zu werden", berichtete der Zwölfjährige. Dass dieses "irgendwann" bereits mit der Vorstellung am Samstag begann, freute den selbst ernannten "Tanzbären" ganz besonders. "Wenn ich jetzt meine Fußballschuhe gegen den Hammer eintausche, freue ich mich, eine wundervolle Session gemeinsam mit euch allen hier in Euskirchen erleben zu dürfen."
Eine Session, die dank eines hochmotivierten Küfers und dem ersten Euskirchener Prinzenpaar viele Überraschungen für die Jecken bereithalten dürfte, stimmte Jens Pesch zu. "Viel wollen wir jetzt noch gar nicht verraten, das offenbaren wir erst bei unserer Proklamation im Januar", so der designierte Prinz: "Da unsere Tochter mit 19 Jahren auch erwachsen ist, wird es auf jeden Fall eine Session, die wir als Familie in allen Einzelheiten genießen wollen, und diese Freude wollen wir auch mit all unseren närrischen Untertanen teilen." © Kölner Stadt-Anzeiger
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