Die Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft hat am Donnerstagnachmittag ihre vorläufigen Ermittlungsergebnisse in Bezug auf die jüngsten Anschläge in der Innenstadt mitgeteilt.

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Auf einer Pressekonferenz, die der WDR live übertrug, erklärte Michael Esser, Leitender Kriminaldirektor Köln, zunächst, dass er noch keine Ermittlungserfolge verkünden könne. Die Ermittler gingen von Verbindungen zu niederländischen Kriminellen aus, man habe aber keine konkreten Hinweise, die speziell eine Verbindung zur "Mocro-Mafia" lieferten.

Nach Explosionen in Köln: Polizei präsentiert Erkenntnisse zur Anschlagsserie

Die Polizei arbeite mit allen verfügbaren Kräften an der Aufklärung. Man tue alles dafür, "die Serie von Schüssen und Sprengungen auf Häuser zu beenden und die Hinterleute festzunehmen." Mehr als 60 Ermittler seien eingebunden. Auch niederländische Behörden würden die Ermittlungen unterstützen. Es gehe dabei "um Drogenkriminalität mit Verbindungen zur niederländischen Mafia sowie Rockerkriminalität."

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer ergänzte später, für die Verbindung der Kölner Fälle zur "Mocro-Mafia" gäbe es aktuell keine klaren Beweise.

Die Polizei könne zum Schutz der Ermittlungen nicht alle Informationen öffentlich machen. Es habe nach den Explosionen am Montag und Mittwoch in der Kölner Innenstadt vielversprechende Hinweise gegeben, denen die Polizei nun nachgehe.

Polizei Köln bestätigt Verbindungen zu niederländischen Kriminellen

Die Verbindungen zu niederländischen Straftätern lasse sich auch bereits durch bisherige Erkenntnisse belegen. Dass man den Tatverdächtigen von Montag trotz erstklassiger Bildaufnahmen bislang nicht habe identifizieren können, deute darauf hin, dass dieser sofort wieder ausgereist sei. Aus diesem Grund laufe die Fahndung international.

"Zur Wahrheit gehört sicher auch, dass die uns bekannten und inhaftierten Täter, aber auch die Geschädigten und Opfer, die um die Hintergründe der Taten vermutlich wissen, möglicherweise einen guten Grund haben, nicht offen mit der Polizei zu sprechen", so Esser. Es gebe "offenbar im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden".

Bremer sprach anschließend von drei Komplexen: Drogengeschäfte, Entführungen in Hürth und Rodenkirchen und immer wieder die Explosionen. "Im Kern scheint es um die 300 Kilo Drogen zu gehen, die verschwunden sind", sagt er. Auch die Entführungen sollen in dem Zusammenhang stehen. Im Hürther Fall sowie im Fall Rodenkirchen sitzen jeweils mehrere Verdächtige in U-Haft.

Köln: Opfer der Anschläge kooperieren offenbar nicht mit Polizei

Problematisch sei, dass die Opfer und Geschädigten der jüngsten Fälle in Köln "im Eigeninteresse nicht darum bemüht" seien, "in Vernehmungen uns die Karten offen auf den Tisch zu legen", so Esser. Die Polizei sei deswegen insbesondere auf Hinweise der Bevölkerung angewiesen. "Jeder noch so kleine Hinweis kann der Durchbruch bei den Ermittlungen sein", ermutigt Esser potenzielle Zeugen, sich zu melden.

Der Kripo-Chef kündigte indes erste Maßnahmen zum Schutz vor neuen Anschlägen an. So wolle man in Köln verstärkt Personenkontrollen in den frühen Morgenstunden durchführen.

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Während der Pressekonferenz kam es unterdessen zu einem medizinischen Zwischenfall, die Runde musste deshalb unterbrochen werden. Der WDR klärte in der Folge auf: Eine Mitarbeiterin aufseiten der anwesenden Medien sei zusammengebrochen. Um die Frau werde sich sofort gekümmert, hieß es von einem anwesenden WDR-Moderator. Ein Krankenwagen wurde alarmiert. (red)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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