Sie nutzt den S-Bahnhof Longerich täglich, um ihren Mann zu besuchen, der in einer Pflegeeinrichtung im Kölner Westen lebt.

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Doch mit den Zuständen des Bahnhofs hadert Brigitte Klauer-Holdinghausen jedes Mal. "Ich trage einen Kabinenkoffer mit mir, kann ihn jedoch nicht die Bahnhofstreppen heruntertragen, weil ich mich am Gelände festhalten muss", erzählt sie.

"Bislang fanden sich immer nette Leute, die ihn mir heruntertragen, aber das muss ja nicht immer so sein. Dass es am Bahnhof keinen Aufzug oder dergleichen gibt, ist eine Katastrophe." Seit Jahren warte sie daher sehnsüchtig auf die barrierefreie Sanierung.

Auch die Sauberkeit sei seit Jahren ein Problem, beobachtet sie. "Es riecht ständig nach Urin. Noch ist es draußen hell, aber ich werde auch im Winter dort herfahren müssen." Immerhin würden Glasscherben, die auf dem Boden und in den Ecken liegen, ab und zu aufgekehrt; dennoch bleibe der schmutzige Gesamteindruck.

41 Treppenstufen vom Bahnhofseingang bis zum Gleis

Beim Besuch des Bahnhofs bestätigt sich der Befund: Abfall liegt auf dem Boden, Wände, Lampen und Wegweiser-Schilder sind besprüht. Als ersten kleinen Schritt für ein stimmigeres Bild hatte die Bahn im Vorjahr die Wände im Durchgang zu den Gleisen neu gestalten lassen – mit einem mosaikartigen Design, das die Zahl 739 aufgreift, die letzten drei Stellen der Postleitzahl von Alt-Longerich.

Die Ausstattung und der Bau an sich wirken in die Jahre gekommen. Hinzu kommen die Barrieren: Passagiere müssen zu den Zügen insgesamt 41 Treppenstufen steigen – zunächst vom Bahnhofseingang ins kleine Foyer, dann in die Wandelhalle unterhalb der Gleise, dann hoch zum Gleis selbst.

Modernisierungsprogramm schon 2019 beschlossen

Dabei ist die Sanierung des Bahnhofs an sich beschlossen: Er ist Teil des dritten Pakets der Modernisierungsoffensive (Mof) von Bahn und dem Land NRW. Im Juni 2019 hatte der damalige NRW-Verkehrsminister und heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst die Verträge für das Mof-3-Programm mit Bahn- und Nahverkehrs-Verbandsvertretern über insgesamt 226 Millionen Euro unterzeichnet. Für Longerich wurden die Kosten der Modernisierung damals auf 7,3 Millionen Euro geschätzt.

In Longerich stehen mit die umfangreichsten Arbeiten unter sämtlichen 52 Bahnhöfen an, die bei der dritten Modernisierungs-Runde an der Reihe sind: Mit einem stufenfreien Zugang, einer Ausbesserung des Bahnsteigs, einer Dach-Sanierung, einer besseren Bahnsteig-Ausstattung, saubereren Unterführungen und mehr Reisenden-Infos gibt es in Longerich in allen sechs Kategorien des Programms Verbesserungsbedarf. Für die Planung seien drei bis vier Jahre anzusetzen, so damals das Ministerium; für den Bau selbst rund zwei Jahre.

Einmal wöchentlich wird der grobe Müll entfernt

"Die Station Longerich ist häufig von Zerstörungswut und Verunreinigung betroffen", bestätigt ein Sprecher der DB Regio NRW. Um das Bild zu verbessern, habe man bereits vor drei Jahren unter anderem den Bahnsteig ausgebessert, neue Fenster eingesetzt und Sitzmöglichkeiten geschaffen. "Einmal die Woche wird der Bahnhof von grobem Müll befreit, hinzu kommt eine Intensivreinigung alle drei Monate." Die nächste stehe in Kürze, im Herbst, an.

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Jährlich verzeichne man allein an den NRW-Bahnhöfen mehr als drei Millionen Euro an Schäden durch Vandalismus. "Mit diesem Geld könnten wir beispielsweise fünf neue Lifte finanzieren." Reisende könnten in der Kölner 3-S-Zentrale (Service, Sicherheit und Sauberkeit) der Bahn unter Telefon 0221/1411055 übermäßige Vermüllungen melden.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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