Seine Kandidatur sei nur "zum Schein" – Roger Beckamp, AfD-Politiker aus Rhein-Sieg und seit 2021 Bundestagsabgeordneter, hat sich am 14. Dezember in der Schweiz mit Mitgliedern rechtsextremer, teils in Deutschland verbotener Gruppen getroffen. Begleitet wurde er von der brandenburgischen AfD-Politikerin und Landtagsabgeordneten Lena Kotré.

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Nach dem Treffen mit den Anhängerinnen und Anhängern der Gruppe "Junge Tat" und der verbotenen Bewegung "Blood and Honour" soll Beckamp in einem Einzelgespräch mit einem Correctiv-Reporter verraten haben: "Ich kämpfe gerade um die Liste. Aber das ist nur zum Schein." Eigentlich wolle er damit andere Kandidaten unterstützen, berichtet das Recherche-Netzwerk Correctiv. In einem Zoom-Call soll er explizit gesagt haben: "Ich mache ja nicht weiter im Bundestag, das heißt, ich kandidiere nicht mehr."

Beckamp will Direktkandidatur, Landesverband dagegen

Das Treffen, öffentlich angekündigt und beworben, aber durchgeführt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und Geheimhaltung, wurde von Correctiv dokumentiert. Die Reporter veröffentlichten unter anderem Audiomitschnitte des Treffens zu Dokumentationszwecken.

Roger Beckamp, anmoderiert als Hauptredner des Abends, schwärmt nach dem Treffen in sozialen Medien über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nennt sie "Schwiegersöhne", wie Correctiv zitiert. Er soll außerdem dafür geworben haben, dass die anwesenden Mitglieder der Neonazi-Gruppen sich um Jobs bei den Abgeordneten bewerben. Jeder und jede habe einen eigenen Etat für Mitarbeitende, soll Beckamp gesagt haben, und man könne auch Leute gebrauchen, die "in ihrer Freizeit andere Dinge" täten als die eigentliche politische Arbeit, die der Partei aber nützen könnten. Audioaufnahmen belegen diese Aussage.

Zuletzt gab es um Beckamps Personalie in der Partei selbst Streit: Der AfD-Landesverband NRW verweigerte dem 49-Jährigen die Unterschrift für seine Direktkandidatur und warf ihm parteischädigendes Verhalten vor. Er leiste "keine oder so gut wie keine parlamentarische Arbeit" als Abgeordneter, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" von einem Sprecher erfuhr. Man erachte ihn deshalb als ungeeigneten Kandidaten. Beckamp kündigte daraufhin an, er wolle sich seinem Kreisverband nochmal zur Wahl stellen, diesmal ohne Gegenkandidaten. Der Landesverband kann seine Kandidatur ohne Begründung kein zweites Mal zurückweisen.

AfD-Abgeordnete will Remigration für die, die nicht in ihrem Sinne wählen

Wie schon bei dem Geheimtreffen in Potsdam vor einem Jahr, ging es auch in der Schweiz um "Remigration", ein Begriff, mit dem die AfD inzwischen offen Wahlwerbung macht. Lena Kotré führte ihre Vorstellungen dieser Praxis genauer aus: Wie Correctiv berichtet, soll sie sich dafür ausgesprochen haben, eingebürgerten Deutschen die Staatsbürgerschaft zu entziehen, falls sie straffällig würden.

Kotré spricht davon, sie "wieder loszuwerden", wie in einem der Audio-Mitschnitte zu hören ist. Auch für Menschen, die etwas wählen wollten, was nicht im Sinne ihrer Ideale sei, sei Remigration "der Schlüssel". Sie habe Sorge davor, was passieren könnte, wenn Menschen mit Migrationshintergrund beispielsweise ein Gesetz auf den Weg bringen könnten, das Schweinefleisch verbieten würde.

Kotré soll sich außerdem dafür ausgesprochen haben, Abschiebungen in die Hände privater Dienstleistenden zu legen sowie die Herkunft von Menschen mit DNA-Proben prüfen zu lassen. Sie sprach auch über die parteiinterne Kommunikation zum möglichen AfD-Verbot. Es treibe den Parteivorstand durchaus um, so die Landtagsabgeordnete, es mache also gerade keinen Sinn, den Holocaust zu leugnen oder Hitler zu verherrlichen. "Alles, was darunter ist", sei aber legitim. Sie geht wohl davon aus, dass es zu einem Verbotsverfahren kommen wird.

Bei dem Mitorganisator des Treffens, Manuel Corchia, wurde zuvor bei einer Hausdurchsuchung ein Waffenarsenal gefunden, berichtet Correctiv. Er ist Führungsmitglied bei der "Jungen Tat".

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Beckamps Teilnahme an dem Treffen in der Schweiz war bereits im Vorfeld bekannt. Er selbst bestätigte seine Teilnahme gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" Mitte Dezember. Auf Anfragen von Correctiv nach dem Treffen dazu, wie die Vorträge zustande kamen, antwortete er nicht.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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