Es ist ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm. Die Bagger stehen schon bereit, um vorzurücken in den Abschnitt unterhalb des Einkaufszentrums auf der Schloßstraße in Bensberg.
Anfang der Woche wird Arnika Neberich mit ihrer Kinderboutique Pläsierchen mittendrin sein in der Großbaustelle.
Trotzdem hat sich die Geschäftsfrau dazu entschieden, an ihrem Standort zu expandieren. "Ich glaube einfach an die Schloßstraße", sendet sie ein positives Signal für den Einkaufsstandort zum Beginn des neuen Jahres.
Durch die Straße dröhnen bereits die Hammerschläge vom Festklopfen der Pflastersteine, als wäre ein Schmied bei der Arbeit. Lastwagen manövrieren, um Material abzuladen. Für den Einzelhandel ist die Baustelle seit zwei Jahren eine große Belastung. Von Einbußen von bis zu 40 Prozent war im Sommer die Rede. Einige Läden mussten schon zumachen.
Auch Neberich spürt die Einbußen bei den Einkünften: "Die Laufkundschaft ist so gut wie weg", sagt sie. Deshalb reduzierte so wie andere Ladenbesitzer die Öffnungszeiten. Monatelang trug sie die Sorge mit sich herum, ihr Geschäft, von dem sie sagt, es sei ihr wir ihr drittes Kind ans Herz gewachsen, schließen zu müssen. Vor neun Jahren hatte sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Zum Umdenken hat die gebürtige Bensbergerin vor allem eins bewogen: "Die positiven Reaktionen der Menschen auf das bereits fertige Straßenstück im oberen Teil der Schloßstraße, haben mich überzeugt." Die Atmosphäre zum Bummeln und Verweilen im Sommer sei so einladend gewesen, dass sie sich jetzt sicher ist: "Volle Kraft voraus. Schließen ist keine Option mehr." Zudem hätten die Verhandlungen mit dem Hauseigentümer Entlastung bei der Miete gebracht.
Räumungsverkauf startet am Dienstag
Am Dienstag startet im Pläsierchen zunächst der Räumungsverkauf. Die Plakate werden am Montag geliefert. "Denn die Geschäftsräume müssen komplett leer sein für die Grundsanierung und den Ausbau eines zusätzlichen Raumes." Geplant ist, das Sortiment mit nachhaltiger Damenbekleidung zu erweitern. Mitten im Baustellenbetrieb will Neberich dann Mitte Februar Eröffnung feiern. Bis die Bauarbeiten beendet sind, wird es dann aber noch lange dauern, bis Anfang 2026.
Deshalb ist Neberich wie viele ihrer Kollegen in der Schloßstraße sehr erleichtert gewesen, als die Entscheidung fiel, den Karnevalszug diesmal nicht durch die Schloßstraße zu führen. Denn die provisorischen Pflasterungen auf dem Fahrtweg hätten die Bauarbeiten um mehrere Wochen verzögert: "Das wäre fatal für uns gewesen." Auch wenn sonst viele Einzelhändler immer gerne am Zugweg mitfeiern würden.
Dagegen bedauert Neberich – und auch dabei spricht sie wohl für viele Einzelhändler – dass der CDU-Antrag nicht durchgekommen ist, mit einer Ausnahmeregel in der Baustellenzeit, die gebührenfreie Parkzeit in Bensberg auf 90 Minuten auszudehnen. "Wir können absolut nicht verstehen, dass die Politik uns dieses Goodie, was uns wirklich unterstützen würde, nicht gewährt hat."
Wenigstens ein kleines Entgegenkommen seitens der Stadt hätte der Einzelhandel erwartet. Die gebührenfreie Zeit hätte mit Sicherzeit den Anreiz gesteigert, zum Einkaufen in die Bensberger City zu fahren, trotz der Einschränkungen durch die Bauarbeiten. "Egal", sagt Neberich, sie blicke jetzt nach vorne. © Kölner Stadt-Anzeiger
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