Stricken, sticken, nähen, schneiden, kleben – im Grunde war alles aus dem Themenfeld Basteln und Handarbeit schon immer mein Endgegner.
Ist es bis heute. Der Teddy, den ich in der Grundschule stricken musste, bestand im Grunde nur aus Loch, ich könnte mir vorstellen, dass er nicht mal benotet wurde. Mir fehlt für alles Handarbeitliche vieles, besonders aber fehlt es an Geduld.
Und doch will ich es jetzt wissen: Ich möchte (weil nicht nur ungeduldig, sondern auch noch nicht perfekt organisiert), ganz kurz vor dem ersten Advent, selbst einen Adventskranz für unser Zuhause basteln. Komplett von vorne bis hinten. Wenn ich es schaffe und das Ganze auch noch vernünftig aussieht, schafft es jede und jeder.
Unterstützung vom Garten-Weihnachtsengel
Mein persönlicher Weihnachtsengel an diesem Nachmittag ist Steffi Fröhlich, gelernte Gärtnerin, vom Seeberger Pflanzenhof. Sie steht mir – gottlob – beim Basteln zur Seite, sagt, worauf ich achten muss – und hilft, meine Hände zu sortieren. Seit Anfang November werden dort Adventskränze dekoriert und nach Kundenwünschen gestaltet.
Im Team entstehen derzeit rund 90 Kränze am Tag. Sie kosten ab 30 Euro, nach oben gibt es – wie bei vielen Dingen – kein echtes Limit. "Aber das Weihnachtsfest ist den Menschen wichtig, auch, wenn das Geld knapper ist – und damit ist auch der Adventskranz wichtig", sagt Fröhlich.
Schritt 1
Im Grunde verhält es sich mit dem Adventskranz-Basteln ein bisschen wie mit dem Kochen: Am besten ist, wenn man alle Zutaten parat legt, bevor man loslegt. Da wären: der Rohling, der heute meist aus Stroh und nicht mehr aus Styropor ist, grünes Kranzwickelband, die Kerzen, Draht, Kerzendrähte, Schere, Zange, Heißklebepistole und Haften, die aussehen wie große Haarklammern – und die Tanne natürlich. Hilfreich ist auch, die Deko griffbereit zu haben. In meinem Fall: Pfefferbeeren, kleine, verschiedenfarbige Kügelchen und Zapfen.
Schritt 2
Gerade für floristische Laien wie mich ist Schritt zwei essenziell: Das grüne Kranzwickelband wird stramm und überlappend um den Römer, so heißt die Form korrekt, gewickelt und am Ende auf der Unterseite mit einer Hafte festgesteckt. Das sorgt später dafür, dass kein Stroh durchblitzt, auch, wenn man beim ersten Kranz noch nicht ganz perfekt gearbeitet hat. Falls das Band ein bisschen krumm und krumpelig auf dem Römer zu liegen kommt, ist das wiederum kein Drama – es wird ja fast komplett vom Tannengrün abgedeckt werden.
Schritt 3
Ein paar Grundsatzentscheidungen müssen Bastler vorab treffen. Eine ist diese: Welche Tannenart soll es sein? Nordmann, der Klassiker, ist flaschengrün, rieselt aber. Nobilis ist ein bisschen gräulicher, wird mit der Zeit aber lediglich trockener. Ich entscheide mich für Nobilis und brauche rund 2,5 Kilo Grün für einen 20-Zentimeter-Römer. Von diesem Handbund schneide ich die Zweige herunter, sodass handgroße Ästchen übrig bleiben. Dann den Draht einmal um den Kranz schlingen, innen verzwirbeln, das Ende wegen Pieks-Gefahr in den Römer stecken.
Schritt 4
Jetzt die ersten zwei Grün-"Päckchen" eng aneinanderlegen, von außen an den Kranz drücken, den Draht von innen unter dem Römer durchführen, überm Grün festzurren und wieder nach Innen führen. Wichtig beim ersten Grün-Päckchen: nicht komplett andrücken, sondern fünf Zentimter Luft lassen, damit darunter das Ende versteckt werden kann. Die grünen Doppelpacks werden überlappend angelegt: erst außen, dann oben, dann innen. Wichtig: Gelegt wird in einer Wuchsrichtung, "sonst ist Chaos im Kranz", sagt Steffi Fröhlich.
Schritt 5
Nun kommen die Drähte in die Kerzen (ich habe mich für durchgefärbte entschieden). Über der Flamme werden sie erhitzt, immer drei werden in der Kerze versenkt. Die braucht in diesem Fall kein Extra-Tellerchen, weil es sich um Exemplare handelt, die von selbst ausgehen. "Aufpassen muss man aber immer", sagt Steffi Fröhlich. Hat jede Kerze drei Drähte, kürze ich diese um etwa einen Zentimeter, damit nichts aus dem Römer herausragt. Die Kerzen in den Römer drücken – und nicht wundern: Das Kchrrrrrrrr-Geräusch muss da sein.
Schritt 6
Kranz: Check, Kerzen: Check, jetzt kommt die Deko, die in diesem Jahr oft sehr natürlich daherkommt, wie Steffi Fröhlich erklärt. Rosafarbene Pfefferbeeren werden mit den Haarklammer-ähnlichen Haften festgesteckt und die Enden etwas gekürzt. Zapfen, Kügelchen und zwei Sterne werden mit der Heißklebepistole angebracht.
Achtung: Auf keinen Fall mit dem Kleber in Kontakt kommen, weil knallheiß. Zapfen und Sterne traue ich mir zu, bei zwei kleinen Kügelchen passe ich, und die gelernte Gärtnerin hilft. Aber ich muss mich ja auch noch steigern können. © Kölner Stadt-Anzeiger
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