Mit Worten ist es so eine Sache. Viele sind schnell dahergesagt und schnell vergessen, andere werden niedergeschrieben und zu Literatur oder Wissenschaft.

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Reinhold Puch pflegt einen ganz besonderen Umgang mit Lettern und Ziffern: Er schneidet Wörter wie "Poesie", "Mensch" oder "Synthese" in Zentimeter dicke Stahlplatten, formt Bänder und Girlanden daraus und biegt und zieht sie aus der zweiten Dimension der Schrift in die dritte Dimension.

Mal überlässt er das Material ganz bewusst der Korrosion, mal versieht er es mit einer glatten, sauberen Pulverlackierung, in Blau oder Rot etwa. "Nichts bleibt übrig", betont er, ausgeschnittene Formen werden weiterverwendet und zu eigenständigen Kunstwerken.

Bekannte Skulptur vor dem Troisdorfer Rathaus

5,5 Tonnen Stahl bearbeitetet Puch für große Skulptur "Begegnung", die seit 2018 vor dem Troisdorfer Rathaus steht; das Stadtmuseum ermöglicht mit der Ausstellung "Dimensionen" die Begegnung mit seinen Skulpturen und Bildern in Siegburg.

Während in einigen Skulpturen die Buchstaben oder Ziffern noch klar zu erkennen sind, hat sich der Bildhauer in anderen Arbeiten immer weiter von den ursprünglichen Formen entfernt, teils bis zu völliger Abstraktion und subtiler Rätselhaftigkeit. So etwa, wenn er die Leerstellen bereits ausgeschnittener Buchstaben umrahmt und den Rand als Band ausschneidet, noch einmal verdreht und so immer noch charakteristische, aber nicht mehr lesbare Formen entstehen lässt.

Die Erkundung aus verschiedenen Blickwinkeln lohnt

Puch legt keinen festen Sandpunkt fest, von dem aus ein Betrachter eine Arbeit erschließen sollte, es lohnt sich immer, die Skulpturen aus verschiedenen Blickwinkeln zu erkunden. Überinterpretieren solle man das Gesehene, auch entschlüsselte Wörter, nicht: "Das ist das, was Du darin siehst."

"Am Anfang schneide ich die Formen aus Papier aus", beschreibt er sein Vorgehen, das schließlich in der Schmiede zum Abschluss kommt. "Aus einem Wort kann man ganz viel machen, das ist das Spannende." Trotz der Massivität des Materials hätten die Arbeiten "etwas Leichtes, Spielerisches", findet Museumsleiterin Gundula Caspary. Ihr gefällt auch der Schattenwurf der mal wuchtigen, mal filigranen Skulpturen besonders, "der macht noch einmal etwas mit Formen und Negativen".

Immer weiter erkunden lassen sich die Zusammenhänge zwischen positiven und negativen Ausschnitten, Bezügen zwischen den Skulpturen und, um es auf die Spitze treiben, zu den Bildern Puchs, die die Stahlformen als Zeichnung mit Tusche und Farbstift oder Malerei in Lack, Acryl und Öl wieder aufgreifen. Mitunter nutzt Puch dazu die Teile einer Skulptur als Schablone zum Zeichnen.

Beim Gummischneiden Blasen an den Händen geholt

Für eine reliefartige Arbeit zum Wort Veränderung griff er auf ein anderes Material zurück, dicken schwarzen Industriegummi. Den habe er mit einem Cutter geschnitten und sich dabei Blasen an den Händen geholt: "Was tut man nicht alles für die Kunst?", fragt er dazu lapidar.

Reinhard Puch wurde 1947 im westfälischen Hörstel geboren. Nach einem Studium zum Schiffbetriebsingenieur absolvierte er von 1970 bis 1973 ein Bildhauerstudium an der Werkkunstschule Köln. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kunstpreis des Rhein-Sieg-Kreises, den Kunstpreis der Stadt Bonn und die August-Macke-Medaille. Er lebt und arbeitet in Glees/Eifel.

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Die Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 17. November, um 11.30 Uhr, der Eintritt frei. Am Samstag, 7. Dezember, gibt es um 15 Uhr ein Museumsgespräch. Die Teilnahme kostet fünf Euro, inklusive Museumseintritt. Die Arbeiten sind bis zum 19. Januar zu sehen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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