Gut 16 Monate nach dem spektakulären Brand eines Baumarktes in Overath hat am Donnerstag vor dem Bergisch Gladbacher Jugendschöffengericht der Prozess gegen den mutmaßlich Brandstifter begonnen.

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Das Verfahren, das mit Rücksicht auf das geringe Alter des zur Tatzeit erst 17-jährigen Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wurde, endete allerdings vorläufig ohne Ergebnis, weil das Gericht unter dem Vorsitz von Jugendrichter Ertan Güven ein Gutachten zur Einsichtsfähigkeit des Angeklagten in Auftrag gab, wie es bei Gericht hieß.

Erfahrungsgemäß ist für die Erstellung solcher Gutachten mindestens ein halbes Jahr Zeit zu veranschlagen; danach beginnt der Prozess von Neuem.

Das Feuer an und im Hagebaumarkt im Zentrum von Overath hatte am Abend des 10. Juli 2023 weit über die Grenzen der Kleinstadt an der Agger für Aufsehen gesorgt. Zwar wurden Menschen an jenem Montagabend glücklicherweise nicht verletzt, doch es stand eine riesige Rauchsäule über dem Gebäudekomplex.

Bahnlinie 25 musste Betrieb unterbrechen

Über die Warn-App "Nina" forderte die Feuerwehr die Menschen auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten; die Oberbergische Bahn wurde zeitweise unterbrochen. Erst um 3.50 Uhr am Dienstagmorgen meldete die Overather Feuerwehr "Feuer aus". Am Mittwoch stürzte das Dach teilweise ein und Donnerstag teilte die Bergisch Gladbacher Polizei mit, sie gehe davon aus, dass Brandstiftung zu dem Ereignis mit einem Schaden im "hohen sechsstelligen Bereich" geführt hatte.

Akribische Ermittlungen führten die Polizeibeamten auf die Spur von zunächst drei Jugendlichen. Am Ende blieb der jetzt angeklagte Peter P. (Name geändert) aus Bergisch Gladbach übrig. Er gab dem Vernehmen nach zu, auf dem Baumarktgelände ein bisschen gezündelt zu haben, hieß es am Donnerstag bei Gericht. Er habe aber geglaubt, die Flammen wieder gelöscht zu haben, so seine Einlassung weiter.

Jugendlicher lebt in schwierigen Verhältnissen

Also alles nur ein Versehen? Der Angeklagte, der aus äußerst schwierigen familiären Verhältnissen stammen soll und bei seinem Vater lebt, soll beim Besuch einer Förderschule große Probleme gehabt haben. Statt einer Ausbildung macht er eine Art Praktikum. War er überhaupt in der Lage einzusehen, was er da womöglich angestellt hat?

Der Maßstab, der nach dem Willen des Gesetzgebers geprüft werden soll, ist in Paragraf 3 des Jugendgerichtsgesetzes, der die Verantwortlichkeit regelt, niedergelegt: "Ein Jugendlicher ist strafrechtlich verantwortlich, wenn er zur Zeit der Tat nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung reif genug ist, das Unrecht der Tat einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln." Diese Frage soll nun gutachterlich untersucht werden.

Baumarkt öffnete erst im Mai 2024 wieder

An dem Overather Baumarkt hatte sich nach Abschluss der Löscharbeiten herausgestellt, dass der Schaden durch den Brand weitaus höher war als anfangs gedacht. Nicht nur die Warenannahme sei von dem Brand betroffen gewesen, sondern leider auch das Innere des Baumarktes, hieß es im Oktober in einem Post des Baumarkts in den sozialen Medien. Zunächst ging man von einer Wiedereröffnung Anfang 2024 aus.

Tatsächlich dauerte es aber noch einmal gut fünf Monate länger: Erst am Freitag, 24. Mai, öffnete der Bau- und Gartenmarkt in der Overather City mit einer "stillen Eröffnung", also ganz ohne Ankündigung oder Werbung, wieder seine Pforten. So viel hatte wieder neu aufgebaut werden müssen, samt Bodenbelägen, tragenden Wänden, Decken und Türen. Zur Freude der Mitarbeitenden und Verantwortlichen sprach sich die Wiedereröffnung aber in Windeseile in Overath herum.

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Überdies hatten Betreiber und Mitarbeiter des Marktes bei allem Ärger noch Glück im Unglück gehabt – beziehungsweise eine gute Versicherung. Das Team konnte auf Versicherungskosten freigestellt und weiter bezahlt werden. Bei der Wiedereröffnung hatten die Männer und Frauen die Freude, in einem neu aufgebauten Baumarkt zu arbeiten.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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