Wenn sieben Leute sich zum Ziel setzen, gegen Demenz zu radeln, klingt das erst einmal nicht viel. Die Radler sind allerdings nicht die einzigen, die sich am Mittwoch für das Thema einsetzen.

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Auf der Zielgeraden in Burscheid erwarten rund 30g Mitarbeitende vom Ökumenischen Hospiz Hausbetreuungsdienst Burscheid (ÖHHB), von Domo Vita und der Stadtverwaltung die Radler. Und der ÖHHB ist nur eine Station der Radtour.

Aus Burscheid ging es um 8.30 Uhr los, die Tour verlief über Bergisch Gladbach, Gummersbach und Radevormwald, bis sie um 17 Uhr in Burscheid endet. 121 Kilometer haben die Aktivisten an diesem Mittwoch hinter sich gelegt. Darunter vier Mitarbeitende des Regionalbüros und drei Ehrenamtliche. Am Donnerstag soll es dann von Remscheid aus nach Leichlingen, Solingen und Wuppertal gehen, noch einmal etwas über 70 Kilometer. Die Organisatoren halten die Teilnehmeranzahl bei der Tour beabsichtigt klein. "Sonst wird es zu kompliziert: Man müsste die Tour anmelden und es wird wahrscheinlicher, dass jemand eine Panne hat oder nicht mehr kann", sagt Dietmar Fischer vom Regionalbüro.

Ursprung reichen ins Jahr 2017 zurück

Die Ursprünge der "Tour Demenz" stammen von der Landesinitiative Demenz-Service NRW, die 2017 ihre erste NRW-Tour startete, um auf "Allein lebende Menschen mit Demenz" aufmerksam zu machen. Damals waren die Aktivisten noch mit Laufschuhen anstatt auf dem Fahrradsattel unterwegs. Um aber größere Strecken zurücklegen zu können, stieg man auf das Rad um. Das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz für das Bergische Land übernahm das Konzept der "Tour Demenz" und fährt seit vier Jahren, um sich für Demenz starkzumachen – außerdem immer mit einem bestimmten Spezialthema.

Das war in diesem Jahr "Einsamkeit begegnen – Zugehörigkeit stärken". Während die Mitarbeitenden des Regionalbüros in den vergangenen Jahren Altenheime angefahren hatten, wollten sie 2024 ganz bewusst Einrichtungen und Begegnungsstätten besuchen, die der Einsamkeit entgegenwirken. Cosima Schächinger und Ute Scharf von der Senioren- und Pflegeberatung der Stadt erklären, dass es zuerst fraglich gewesen sei, ob die Tour auch in diesem Jahr einen Stopp in Burscheid einlege. Immerhin wollte das Regionalbüro ganz bewusst Begegnungsstätten für Demenzerkrankte anfahren – eine solche Einrichtung gibt es aber in Burscheid nicht.

Ob die Demenz-Tour auch einen Stopp in Burscheid einlegt, war zuerst unklar

Die Stadt musste eine Alternative finden. ÖHHB und Domo Vita erklärten sich jedoch sofort bereit, die Aktion zu unterstützen. Die Thematik ist für beide Einrichtungen sehr wichtig, immerhin geraten sie täglich mit der Erkrankung in Kontakt. "Wir freuen uns, dass wir die Gruppe begrüßen dürfen. Wir haben viele Berührungspunkte: Wir betreuen Demenzerkrankte, bieten Fortbildungen zum Thema an und richten einmal im Monat ein Begegnungscafé gegen Einsamkeit aus", sagt Carola John, Vorsitzende des ÖHHB.

Warum das Thema Einsamkeit präsenter in der Gesellschaft geworden ist, glauben Stella Ignatz von Domo Vita und ihre Mitarbeiterin Petra Kroll zu wissen. "Die Gesellschaft hat sich verändert: Die Kinder ziehen schneller aus und streben dann auch immer häufiger ins Ausland. Außerdem gibt es immer weniger Großfamilien", sagen sie. Es sei außerdem immer noch mit Scham behaftet, die eigene Einsamkeit anzunehmen und aktiv etwas dagegen zu unternehmen.

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Um den Zugang zu Angeboten bei Einsamkeit zu erleichtern, hat das Regionalbüro in diesem Jahr etwas besonderes entwickelt: Die Karte der Verbundenheit. "Wir haben überlegt: Wenn Einsamkeit so ein großes Thema in der Gesellschaft ist, was brauchen wir dann, um dem entgegenzuwirken? – Verbundenheit", erklärt Christine Ullerich vom Regionalbüro. Über das Scannen eines QR-Codes gelangt man zur "Karte der Verbundenheit", hier kann man Angebote gegen Einsamkeit eintragen oder auch an ihnen teilnehmen. In Burscheid hängt der QR-Code im Schaufenster des ÖHHB. "Schön wäre, wenn das Ding lebendig bleibt", wünscht sich Ullerich.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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