Plötzlich stand an der Trierer Straße, zwischen den Hausnummern 11 und 9, ein Auto. Nichts Ungewöhnliches, auch wenn in diesem Bereich der Straße ein Parkverbot gilt.
Doch das Auto, das in der Nacht zum Sonntag dort abgestellt worden war, war alles andere als ein gewöhnlich geparktes Fahrzeug.
Es wies zahlreiche Demolierungen auf. So war die Windschutzscheibe stark beschädigt und im Metall des Dachs befand sich ein Riss. Und es stellte sich die Frage, wie das Auto überhaupt dorthin gekommen war, da der rechte Vorderreifen von der Felge gesprungen war.
Ein Anwohner alarmierte am Sonntagvormittag die Polizei, da es sich offenbar um ein Unfallfahrzeug handelte. Die Beamten schlugen recht schnell an der Trierer Straße auf und nahmen das Auto unter die Lupe. Sie machten Fotos, öffneten Innenraum und Kofferraum.
Polizei begutachtet Unfallfahrzeug, um Straftaten ausschließen zu können
Zwei weitere Beamte kamen hinzu, die sich das Auto ebenfalls genau anschauten und sich dann auf den Weg zum möglichen Unfallort machten. "Das Fahrzeug wurde begutachtet, um auszuschließen, dass möglicherweise noch eine Straftat wie Diebstahl, Einbruch oder Sachbeschädigung vorliegt", berichtet Franz Küpper, Pressesprecher der Euskirchener Polizei, auf Anfrage.
Als sich die Fahrerin telefonisch bei der Polizei gemeldet und einen Unfall eingeräumt habe, so Küpper, suchten die beiden Beamten den mutmaßlichen Unfallort auf. Nach Angaben von Küpper hatte sich der Unfall auf der Landesstraße 264 in Höhe der Einmündung nach Frauenberg ereignet.
Laut Küpper war der Unfallhergang wie folgt: "Die Frau befuhr die L264 in Richtung Euskirchen. Aus bislang nicht geklärten Gründen kam sie von der Fahrbahn nach rechts ab. Dabei kollidierte sie mit dem Verkehrszeichen an der Einmündung. Im Anschluss setzte sie ihre Fahrt nach Euskirchen fort und stellte ihren Pkw stark beschädigt an der Trierer Straße in Euskirchen ab."
Laut Küpper sicherten die Beamten nicht nur an der Trierer Straße Beweise, sondern auch an der L264. Unter anderem stellten sie fest, dass Verkehrszeichen und Leitpfosten beschädigt worden waren.
Nach Unfall: Auto wurde in Nacht-und-Nebel-Aktion leer geräumt
Das Auto wurde zwischenzeitlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion leer geräumt. Sämtliche Dokumente, Flaschen und sonstige Utensilien waren plötzlich weg. Das Auto aber nicht.
Da die Fahrerin sich unerlaubt vom Unfallort entfernt habe – also eine sogenannte Fahrerflucht begangen habe –, seien strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden, so Küpper.
Damit war die Arbeit der Polizei an der Trierer Straße beendet. Da das Auto aber auch die folgenden Tage an besagter Stelle stand, ging die Zuständigkeit zur Euskirchener Ordnungsbehörde über, die sich um den "ruhenden Verkehr" wie Parkverstöße oder wie in diesem Fall um Verkehrsgefährdungen durch beschädigte Fahrzeuge kümmert.
Ordnungsamt ließ Dacia nach einigen Tagen abschleppen
Was Küpper damit meint: Der abgestellte Wagen darf keine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer darstellen – beispielsweise durch auslaufende Betriebsstoffe oder scharfe Fahrzeugteile. Falls ein Fahrzeug verkehrsgefährdend abgestellt ist, kann das Ordnungsamt Sanktionen verhängen, etwa Verwarngelder, und das Fahrzeug abschleppen lassen.
Genau dazu ist es nun gekommen. Die Mitarbeitenden des Ordnungsamts klemmten zunächst am Dienstag einen roten Zettel hinter den Scheibenwischer des Autos mit dem Bergheimer Kennzeichen. Damit wurde der Halter aufgefordert, das Fahrzeug innerhalb von drei Tagen "aus dem Verkehrsraum zu entfernen oder die Fahrbereitschaft wieder herzustellen". Ansonsten werde das Auto abgeschleppt.
Das ist am Freitagmorgen geschehen. Ein Abschleppunternehmen hat im Auftrag der Stadt und im Beisein von drei Mitarbeitern der Ordnungsbehörde den weißen Dacia mitgenommen. Die Rechnung für den Vorgang und den Verwaltungsaufwand gehe dem Halter nun zu, so ein Mitarbeiter des Ordnungsamts. Dabei sei man schnell in einem mittleren dreistelligen Euro-Bereich.
Weder das Ordnungsamt noch die Polizei konnte die Frage beantworten, warum die Fahrerin das Auto ausgerechnet an der Trierer Straße abgestellt hat. Nach Informationen dieser Zeitung wohnt die Halterin nicht im Umfeld der Adresse. Die Polizei hat nach Angaben von Küpper keine Erkenntnis darüber, ob die Frau alkoholisiert war. © Kölner Stadt-Anzeiger
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