"Keine Woche in Deutschland vergeht, ohne eine Evakuierung aufgrund eines Kampfmittelfundes. Auch Räumungen von Wohnhäusern aufgrund von Bränden und anderen technischen Gefahren gehören zum traurigen Alltag", berichtet Jens Pesch, Landesbeauftragter für den Betreuungsdienst im DRK-Landesverband Nordrhein.
Zum Einsatz kommt in solchen Fällen der DRK-Betreuungsdienst, bestehend aus ehrenamtlichen Kräften, die in kürzester Zeit Menschen mit Essen und Trinken versorgen, Notunterkünfte aufbauen und betreuen, Kleidung zur Verfügung stellen oder warme Decken und Tee verteilen, wenn Autofahrer wegen eines Unfalls stundenlang in eisiger Kälte auf der Autobahn festsitzen.
Konzept stammt vom Leiter der DRK-Integrationsagentur Euskirchen
Die Ausbilder der freiwilligen Helferinnen und Helfer durchlaufen dabei ein noch neues Fortbildungsmodul, dessen Konzept Boris Brandhoff, Leiter der DRK-Integrationsagentur in Euskirchen, im Auftrag des DRK-Landesverbands erarbeitet hat.
Der Lehrgang "Vielfalts-Kompetenzen" vermittelt den Ausbildern angehender Betreuungsdienstler den Umgang mit Betroffenen unter Berücksichtigung der Vielfältigkeit: Kultur, Religion, Herkunft oder Aussehen. Die Multiplikatoren sollen Werkzeuge an die Hand bekommen, die dabei helfen können, mit den besonderen Herausforderungen von Vielfalt in der Rotkreuz-Arbeit angemessen umzugehen.
Zum Einsatz kommen die Ehrenamtlichen des Betreuungsdienstes auch bei den kurzfristigen und meist auch nur kurzzeitigen Unterbringungen Geflüchteter aus Krisengebieten. Bis deren weiterer Verbleib geklärt ist, benötigen sie von Hilfsorganisationen wie dem DRK Lebensmittel, Hygieneartikel und auch soziale Betreuung.
"Technische Abläufe wie den Aufbau, das Einrichten und Betreiben von temporären Betreuungseinrichtungen können einfach, nachvollziehbar und routiniert gelehrt werden", so Jens Pesch. Hierfür gebe es Checklisten, Ausstattungslisten, Ablaufpläne und Standard-Einsatz-Regeln. "Der soziale und individuelle Umgang mit Personen, die von einem Schadensereignis betroffen sind, ist hingegen eine Kompetenz, die leider nicht selbstverständlich ist und in der taktischen Ausbildung allzu oft nur eine nachrangige Beachtung fand."
Dabei, so der Landesbeauftragter für den Betreuungsdienst, sei die Sorge um unverletzte Personen immer schon eine Kernaufgabe des Bevölkerungsschutzes gewesen.
Ziel ist, die Sozialkompetenz der Ehrenamtlichen zu fördern
Erfahrungen aus den vergangenen Jahren haben deutlich gemacht, dass es notwendig ist, die Sozialkompetenz der Ehrenamtlichen zu fördern: "Der eigentlich selbstverständliche Umgang mit Menschen, die anders aussehen, eine fremde Sprache sprechen oder sich einfach nur anders verhalten. Menschen, die aus einer anderen Kultur kommen, aus einer anderen sozialen Schicht, Menschen mit Vorerkrankungen und Einschränkungen, Menschen, die wir im Alltag oft nicht wahrnehmen", umreißt Pesch die Vielfalt der zu betreuenden Menschen.
Seit 2023 wird das Ausbildungsmodul "Vielfalts-Kompetenzen" nun umgesetzt, "ein niederschwelliges Angebot, welches von jedem DRK-Ehrenamtlichen absolviert werden kann", sagt Jens Pesch.
Schulung für Präsenz- oder Distanzunterricht
Das Modul umfasst sechs Unterrichtsstunden und kann an einem Tag absolviert werden – im Präsenz- oder im Distanzunterricht. Vermittelt werden wesentliche Grundlagen, aber auch ein Bewusstsein dafür, "was Verhaltensmuster, Stereotype und Vorurteile mit uns selber machen".
Das einfache und niederschwellige Ausbildungsmodul hat schnell positiven Anklang gefunden. Mit Unterstützung des DRK-Bundesverbandes wurde es sogar deutschlandweit auf der Fachberatertagung 2023 in Kassel vorgestellt und die Lehrunterlagen an alle DRK-Landesverbände ausgegeben.
"Mittlerweile, nach zwei Jahren und einer Vielzahl von Lehrgängen, ist dieses Modul ein fester Bestandteil der Qualifizierung von Einsatzkräften im DRK-Landesverband Nordrhein geworden, das allein 14.700 Ehrenamtlichen kostenfrei und leicht verfügbar angeboten wird", sagt Pesch. Somit habe die Vielfalt in allen Facetten im strukturierten Katastrophenschutz einen festen Platz erhalten, resümiert der Landesbauftragte. © Kölner Stadt-Anzeiger
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