Das Thema der von der Bayer 04 Fußball GmbH forcierten Umwandlung seiner Trainingsplätze und des Platzes vom SC Leverkusen in VIP-Parkplätze ist am Donnerstagabend im Sportausschuss kurz besprochen worden.

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Dann vertagte das Gremium die Anträge, weil es nach Informationen von Ausschussmitgliedern demnächst erstmal interne Gespräche zwischen Bayer 04 und den Stadtratsfraktionen dazu geben soll. Die wolle man abwarten.

Bayer 04 will während des Ausbaus der Stelze in seinem Stadion bleiben und argumentiert, dass man Parkplätze in der direkten Umgebung benötige, weil sonst die Bundesliga-Lizenz gefährdet sei. Vertagt wurden damit auch Anträge von Opladen Plus und den Grünen, die sich gegen die Umwandlung der Sportflächen in Parkplätze richten.

Rüdiger Scholz (Leverkusener CDU-Vorsitzender und Landtagsabgeordneter) sagte, ihn wundere schon, dass man Bayer 04 seit zehn Jahren um Unterstützung der Autobahn-Initiativen gebeten habe und "jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, wollen sie was von uns". Es sei doch eigentlich ein Geben und Nehmen.

Inzwischen deutet sich an, dass der ehemalige Sportplatz des Ballspielverein Wiesdorf von 1920 (BV) im Stadtpark als Ausweichplatz (wahrscheinlich für den SC Leverkusen) wegen des Autobahnbaus wiederbelebt werden soll. Einfach so geht das nicht, denn der liegt im Landschaftsschutzgebiet und es hieß bisher immer, da dürfe man nicht einmal ein Tor aufstellen, geschweige denn, etwa Kunstrasen verlegen. Der Platz ist heute von Hundebesitzern in Beschlag genommen worden. Der BV musste nach Opladen umziehen und ist derzeit faktisch nicht existent. Wenn es zur Wiederbelebung des Platzes komme, könne es nicht sein, dass der Umbau aus dem Leverkusener Sportpark-Etat bezahlt werde, sagte Heike Bunde (SPD), denn das geschehe ja im Grunde nur wegen des Verlangens von Bayer 04 nach Parkplätzen.

Das Thema VIP-Parkplätze sollte auch im Leverkusener "Arbeitskreis Autobahn" am 27. November besprochen werden. Baudezernentin Andrea Deppe hat diese Sitzung kürzlich abgesagt. Darauf haben vier beteiligte Initiativen mit einem offenen Brief reagiert. Bayer 04 sei mit den Plänen dazu seit Langem bei mehreren Behörden unterwegs. Die Bauverwaltung habe schon lange Kenntnis von Bayers VIP-Parkplatz-Plänen gehabt, aber das Gremium darüber einfach nicht informiert. Das empfindet man als Vertrauensbruch.

"In diesem Zusammenhang stellt sich uns die Frage, ob der Arbeitskreis nicht nur gegründet wurde, um eine Alibifunktion gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt zu erfüllen", schreiben die vier Initiativen BI LEV kontra Raststätte, IG Bürrig, IG Eisholz und IG Schleswig-Holstein Siedlung. Die Vorgehensweise der Verwaltung und die Planungen von Bayer 04 widersprächen dem Grundgedanken von "Keinen Meter mehr" und seien nicht tolerierbar.

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Deppe,

In der Mail teilen Sie uns mit, dass der Arbeitskreis aufgrund von derzeitigen Entwicklungen und Herausforderungen, Haushaltslage etc., am 27.11.2024 nicht stattfinden und verschoben wird. Ein Ausweichtermin wurde nicht mitgeteilt. Wir haben Ihnen am 14.11.2024 einen Vorschlag für die Agenda zukommen lassen, die mit einem Zeitbedarf von ca. 2 Stunden begrenzt wurde. Aufgrund der Tatsache, dass der Arbeitskreis zuletzt am 17.04.2024 getagt hatte und ein sehr begrenzter Zeitbedarf angemeldet wurde, können wir die Verschiebung nicht nachvollziehen und erwarten, dass ein kurzfristiger Ausweichtermin gefunden wird. Bayer 04 plant schon seit geraumer Zeit den Umzug der Übungsplätze und hat anscheinend für die Schaffung von Parkplätzen in Stadionnähe bereits eine Änderung im Regionalplan beantragt.

Hierzu wurden bereits umfangreiche Gespräche im Planungsausschuss des Landtages und mit der Bezirksregierung Köln geführt. Uns ist auch bekannt, dass im Laufe des Jahres Gespräche mit der Verwaltung und mit den Fraktionen geführt wurden. Wir sehen ein Versäumnis bei der Verwaltung und somit auch bei Ihnen Frau Deppe den Arbeitskreis darüber nicht zu informieren. Es wäre doch sicher möglich gewesen, den Arbeitskreis proaktiv früher einzuladen und über die geplanten Maßnahmen von Bayer 04 zu informieren.

In diesem Zusammenhang stellt sich uns die Frage, ob der Arbeitskreis nicht nur gegründet wurde, um eine Alibifunktion gegenüber den Bürger*innen unserer Stadt zu erfüllen.

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Die Vorgehensweise der Verwaltung und die Planungen von Bayer 04 widersprechen dem Grundgedanken von "Keinen Meter mehr" und sind für uns nicht tolerierbar.

Mit freundlichen Grüßen

BI LEV kontra Raststätte - Peter Westmeier
IG Bürrig - Birgit Alderath
IG Eisholz - Marlene Geilen
IG Schleswig-Holstein Siedlung e.V. - Friedrich Jonas
  © Kölner Stadt-Anzeiger

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