Schnee, Regen, Eisregen, wieder Schnee: Das Winterwetter hat seit Mittwochabend im Kreis einige Kapriolen geschlagen und zuweilen für Chaos auf den Straßen gesorgt.
Im gesamten Kreis waren die Straßen zeitweise eher Eisbahnen. Besonders betroffen waren die neuralgischen Punkte: Auf der B51 und L115 im Raum Blankenheim ging zuweilen nichts mehr. Im Schleidener Ruppenberg standen immer wieder Lkw quer, auch rund um die Zu- und Abfahrten der A1 kam es häufig zu enormen Verzögerungen.
Mechernich: Busunfall an den Katzensteinen
Bei einem Verkehrsunfall bei Katzvey sind am Donnerstag zwei Busse kollidiert. Dabei wurden nach Angaben der Mechernicher Feuerwehr acht Menschen verletzt – drei Kinder und ein Erwachsener mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Insgesamt waren Einsatzleiter Sebastian Graf zufolge 71 Personen betroffen.
Wie die Polizei mitteilte, war gegen 16 Uhr ein Bus des Schienenersatzverkehrs der RB22 von Euskirchen kommend in Richtung Gerolstein unterwegs. Auf dem Streckenabschnitt zwischen Satzvey und Mechernich (L61) prallte der Linienbus in einen Kleinbus, in dem sich acht Personen befanden. Der Kleinbus wollte von Katzvey kommend nach links in Richtung Euskirchen abbiegen. Im Kreuzungsbereich kam es zur Kollision. Dabei wurde der Kleinbus, der im Schülerverkehr eingesetzt wurde, in den Graben geschleudert.
Katzveyer kümmerten sich mit warmen Getränken um die Betroffenen. Auch Sitzgelegenheiten hatten die Anwohner aufgestellt. Diese wurden auch gern genutzt, bis ein Ersatzbus in Katzvey eintraf. Über Kommern-Süd konnten die Reisenden ihre Fahrt fortsetzen.
Von der Mechernicher Feuerwehr waren die Löschgruppen Mechernich, Satzvey und Obergartzem im Einsatz. Für sie war der Unfall auf der L61 nicht der erste Einsatz am Donnerstag. Bereits den ganzen Tag über rückten die Einsatzkräfte immer wieder in Richtung Katzensteine aus, um umgestürzte Bäume von der Fahrbahn zu räumen.
Polizei verzeichnet zahlreiche witterungsbedingte Einsätze – Unfall bei Eicks
Die Euskirchener Polizei verzeichnete zunächst von Mittwochabend bis Donnerstagfrüh 17 witterungsbedingte Einsätze. Gegen 18.10 Uhr rutschte am Mittwoch ein Autofahrer in Keldenich gegen eine Mauer. Eine halbe Stunde später kam es zu einem Auffahrunfall zwischen zwei Autofahrern auf der Friedrich-Wilhelm-Straße in Mechernich.
Zwischen Eicks und Kommern landete ein 56 Jahre alter Autofahrer im Straßengraben. Nach Angaben der Polizei war er um 18.50 Uhr auf der Eickser Straße unterwegs und verlor auf der schneeglatten Straße die Kontrolle über sein Auto. Das Fahrzeug überschlug sich mehrfach und kam drei Meter unterhalb der Straße zum Stehen. Der Fahrer überstand den Unfall unverletzt. Die Feuerwehr befreite einen Hund aus dem Kofferraum. Das Tier blieb laut Polizei äußerlich unverletzt.
Zu zahlreichen Einsätzen rückte die Polizei im Laufe des Donnerstags aus. Unter anderem wurde die L205 bei Marmagen am Abend nach einem Unfall gesperrt. Eine Bilanz konnte die Kreispolizei bis zum Abend noch nicht ziehen.
Witterungsverhältnisse sorgen für Probleme beim Winterdienst
Der ständige Wechsel zwischen Regen und Schnee bereitete den Räumdiensten einige Probleme. "Die besondere Herausforderung aufgrund der wechselnden Bedingungen ist, dass der Schnee sehr matschig ist und sich durch den Regen in Kombination mit dem Schnee die Masse des Schneematsches, der beiseite geräumt werden muss, deutlich vergrößert", sagte Torsten Gaber, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßen NRW: "Das wiederum hat zur Folge, dass dann natürlich die Arbeitsgeschwindigkeit, mit der unsere Winterdienstfahrzeuge unterwegs sind, sinkt."
Die Straßenmeisterei in Schleiden etwa sei seit Mittwoch im Dauereinsatz – die ganze Nacht hindurch, mit allen Fahrzeugen. "Wir hatten bis zu 15 Zentimeter Neuschnee in den Höhenlagen, wo die Straßen dann permanent geräumt werden mussten", so Gaber. Im Bereich Blankenheim gab es ähnlich viel Schnee. Dort lagen zwischen 15 und 20 Zentimeter Neuschnee. "Probleme entstehen einerseits ab und zu durch Fahrzeuge, die mit Sommerreifen unterwegs sind, sowohl Lkw als auch Pkw, die auf der Straße im Weg stehen und so den Verkehr blockieren", so Gaber.
Technischer Dienst in Euskirchen im Dauereinsatz
In Euskirchen waren auch am Donnerstag längst nicht alle Straßen geräumt. Auffällig: Die Kommerner Straße war in Höhe von Euenheim in Richtung Mechernich nur langsam zu befahren. Teilweise befand sich eine Eisschicht auf der Fahrbahn. Der Räumdienst war laut Euskirchens Pressesprecher Tim Nolden seit Donnerstagmorgen, 3 Uhr, im Einsatz – nonstop.
Der Winterdienst sei das ganze Wochenende in Rufbereitschaft. Fußgruppen des Technischen Dienstes seien ebenfalls für die Bushaltestellen unterwegs: "Durch den nicht angekündigten Eisregen muss, nachdem heute Morgen schon gestreut wurde, noch einmal gestreut werden, um die Straßen sicher zu halten.
Im Kreis Euskirchen gibt es 320 Kilometer Kreisstraßen. Allerdings gibt es einige Streckenabschnitte, die im Tausch von den Gemeinden im Winterdienst betreut werden. Insgesamt betreut der Kreis etwa 270 Kilometer Straßen und 15 Kilometer Radwege. Der Kreis ist mit sechs eigenen und drei Fremdfahrzeugen unterwegs.
"Eine übliche Tour bei Schnee sind etwa zwei bis drei Tonnen Streusalz pro Fahrzeug. An Tagen wie heute, wo es durchgehend schneit, fahren wir fast alle Bezirke dreimal ab. Das ergibt etwa 60 bis 70 Tonnen Streusalz. Zusätzlich hat jedes Fahrzeug noch rund 1000 bis 2000 Liter Salzsole dabei", sagt Sven Gnädig, Pressesprecher des Kreises. Wichtig sei, dass Autos, die am Straßenrand stehen, mindestens 3,50 Meter Platz für den Schneepflug lassen. "Die Mülltonnen sollten vernünftig an den Rand gestellt werden und es ist auch nicht ganz auszuschließen, dass etwas Schnee von der Straße auf den Gehweg geschoben wird", berichtete Pressesprecher Gnädig.
Ausgeklügeltes Räumsystem auf der Autobahn
Auffällig am Mittwochabend: Auf der A1 aus Richtung Blankenheim rollte der Verkehr hinter zwei Räumfahrzeugen her. Es sei normal, das der Betriebsdienst der Autobahn GmbH im Versatz den Schnee von der Fahrbahn räume, berichtete Sebastian Bauer von der Autobahn GmbH. In den meisten Bereichen – etwa aufgrund von Betonschutzwänden in der Fahrbahnmitte – könne der Schnee nicht nach links geräumt werden.
Dann erfolgt die Räumung von dort nach rechts zur ersten Fahrspur. "Das zweite Fahrzeug fährt im Versatz dahinter auf der ersten Fahrspur und räumt mit dem Frontpflug diese und mit dem Seitenpflug dann auch gleich noch die Standspur", so Bauer: "Daher kann sich dahinter auch schonmal etwas Verkehr anstauen."
Busse fielen gegen Mittag vermehrt aus
Bis zum Mittag lief der Öffentliche Personennahverkehr trotz Schnee und Eis nach Angaben der RVK und der SVE glatt. Als dann aber der Schneefall im gesamten Kreis stärker wurde, wurden auch die Probleme größer. So groß, dass zahlreiche Busse, darunter auch im Schülerverkehr, nicht mehr fuhren.
"Die Lage in der Eifel spitzt sich von Minute zu Minute zu. Es kommt bereits zu Ausfällen und weitere werden wohl hinzukommen", sagte Jan-Peter Fischer, Pressesprecher der RVK, am Mittag. Unter anderem in der Stadt Mechernich und im Raum Schleiden sind keine Schulbusse mehr gefahren. Die Kinder wurden zunächst in den Schulen betreut und dann von ihren Eltern abgeholt.
Laut dem Pressesprecher führten Schneebrüche und umgestürzte Bäume zu Problemen – beispielsweise an der L61 bei Satzvey und der B266 bei Gemünd. Auch der Kreis Euskirchen berichtete von Schneebrüchen. Deshalb sperrte der Kreis vorsorglich die K25 zwischen Glehn und Hostel. "Die Kreisstraße bleibt auch Donnerstagnacht gesperrt, weil das Risiko, bei der aktuellen Wetterlage an den Bäumen zu arbeiten, zu groß ist", sagte Sven Gnädig, Pressesprecher des Kreises.
Hochwasser an den Flüssen und Bächen, Rodelberg in der Erftaue
Die Pegel von Bächen und Flüssen steigen bereits, obwohl die Schneeschmelze noch lange nicht begonnen hat. Die Erft in der Erftaue ist übers Ufer getreten. Nach Angaben der Stadt Mechernich hat der Veybach die Hochwasser-Meldestufe 1 erreicht. In Nettersheim ist die Parkanlage Pfaffenbenden überflutet. Wohnbebauung sei aktuell, so der Kreis Euskirchen, durch das Hochwasser nirgends gefährdet.
Die feuchte Witterung der letzten Wochen hat die Pegelstände in den Talsperren des Wasserverbands Eifel-Rur ansteigen lassen. Bereits Anfang Dezember war die Abgabe ab dem Staubecken Heimbach auf 25 Kubikmeter/Sekunde erhöht worden.
Nun wird die Abgabe ab Freitag, 10. Januar, auf 40 Kubikmeter/Sekunde erhöht. Der Wasserverband sichert damit die sogenannten Hochwasserschutzräume in den Talsperren, die für den Fall weiterer oder noch größerer Zuflüsse in das Talsperrensystem freizuhalten sind. Die momentanen Schneefälle, Wasseraustritte aus den gesättigten Böden sowie die Witterungslage lassen zurzeit nämlich ein Absinken der Zuflüsse in die Talsperren nicht erwarten.
Für die Kinder ist der Schnee dagegen ein Vergnügen. Vor allem in Euskirchen kommt es nicht oft vor, dass sie dort Schlittenfahren können. Im vergangenen Jahr hatte sich der Hügel zwischen Heinz-Flohe-Stadion und Emil-Fischer-Gymnasium zum Rodelhügel für Kreisstädter entwickelt. Am Donnerstag gab es dort aber das eine oder andere lange Gesicht. Die Gräser und Sträucher waren so hoch gewachsen, dass dort nicht gerodelt werden konnte. Fündig wurden die Kinder – und auch die Erwachsenen – dann in der Erftaue im Bereich des ehemaligen Freibads. © Kölner Stadt-Anzeiger
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