Die Marktbeschicker in Much haben es derzeit nicht leicht. Seit fast einem Jahr ist Improvisation gefragt.

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Hintergrund ist die Großbaustelle im Ortskern, wo auf dem Kleverhof-Areal ein riesiger Gebäudekomplex entsteht.

"Wir waren auch mal sieben oder acht Stände", beklagt Gemüsehändler Winfried Hönigl aus Lantershofen bei Ahrweiler den Negativ-Trend. "Wir suchen dringend einen Händler, der frischen Fisch verkauft."

Zwei Marktstände stehen in Much jetzt jeweils vor den Banken

Der Wochenmarkt, der im Mucher Ortskern donnerstags von 9 bis 13 Uhr stattfindet, hat eine lange Tradition. Ursprünglich wurde früher die Dr.-Wirtz-Straße in Höhe der beiden Banken an jedem Donnerstag für die Marktstände gesperrt.

Dann wechselte der Markt auf den hinteren Parkplatz hinter dem Gebäude der VR-Bank. Hier fühlten sich die Händler auf dem Grundstück der Gemeinde auch lange wohl, bis sie im vergangenen Jahr dem Neubauprojekt weichen mussten.

Zwischen der Dr. Wirtz-Straße und der Straße Auf dem Beiemich entsteht ein großer Komplex mit Wohnungen und Arztpraxen. Auch der Caritasverband Rhein-Sieg wird zu den Mietern zählen. Auf der Tiefgarage mit mehr als 80 Stellplätzen entstehen derzeit 45 seniorengerechte Wohnungen.

Die Markthändler müssen also seit knapp einem Jahr ausweichen. Als Alternative war der Platz vor dem Rathaus im Gespräch. Doch das war den Händlern zu weit ab vom Schuss. Auch der Kirchplatz ist keine Alternative. Dieser erstrahlt nach langem Umbau seit Mitte 2023 zwar in neuem Glanz. Doch die Zufahrt zum Platz von der Kirchstraße aus ist für die großen Markt-Fahrzeuge einfach zu eng.

Auffahrt zum Kirchplatz für großen Wagen nicht möglich

"Die Rampe ist zu steil, und ich komme auch mit dem kleineren Fahrzeug, das nur fünf Meter statt 6,50 Meter lang ist, nicht da hoch", beklagt Nils Radermacher, Inhaber des "Mucher Landei".

Der Kirchplatz sei allerdings als alternativer Standort für einen Markt nie vorgesehen gewesen, betont Bürgermeister Norbert Büscher. "Es war sicherlich mal in der Überlegung, aber wir hätten noch mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um die Kirchgärten und den Wandelgang so umzugestalten, dass die langen Fahrzeuge da hochkommen."

Dabei hätten die Marktbeschicker selbst einen Umzug auf den Kirchplatz abgelehnt. "Sie wollten gerne in der Nähe der Banken bleiben. Deswegen ist auch der Umzug vor das 500 Meter entfernte Rathaus nicht zustande gekommen", berichtet Büscher.

Eine Möglichkeit war der Aufbau der Marktstände wieder entlang der Dr.-Wirtz-Straße mit einer möglichen Sperrung. Doch wegen der umfangreichen Bauarbeiten und der Sperrung der Zanderstraße sowie der Straße Auf dem Beiemich wegen Kanalarbeiten ist die Dr.-Wirtz-Straße zur Einbahnstraße geworden. Es müssen permanent große Baustellen-Fahrzeuge von der Hauptstraße in die Sackgasse zum Großprojekt einbiegen, daher ist eine Sperrung am Markttag für vier Stunden nicht möglich.

Nun haben sich die verbliebenden zwei Markthändler mit ihren Ständen vor die beiden Banken gequetscht. "Wir haben die VR-Bank gefragt, und die hatten nichts dagegen", erzählt Winfried Hönigl, der erst vor kurzem auf den kleinen Platz vor die Bank gezogen ist. Gegenüber, vor der Kreissparkasse, steht der Verkaufswagen von "Mucher Landei" auf dem Bürgersteig.

"Wir wollen natürlich diesen Wochenmarkt weiter erhalten und hoffen, dass mit dem Ende der Baumaßnahmen die Zeiten des Improvisierens vorbei sein werden", betont Büscher. Dabei hoffe er, dass schon vor der Fertigstellung des Gebäudekomplexes eine Rückkehr an den bisherigen Stellplatz für die Marktstände möglich sei.

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"Das Gelände vor dem neuen Gebäude ist zwar in privatem Besitz, aber es soll durch die Marktstände öffentlich genutzt werden", kündigt Büscher an. "Wir haben extra da Wasser- und Stromanschlüsse für die Händler vorgesehen."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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