Was passiert, wenn die große Schwester ihre Hausaufgaben nicht macht? Die Probleme, die das mit sich bringt, sollte nicht die kleine Schwester ausbaden.
Die große Schwester ist für die Grünen die Stadt Köln – die kleine Schwester Overath. Köln solle seine Hausaufgaben beim Bau von Wohnungen selbst erledigen und das Problem nicht auf die Nachbarkommunen abwälzen.
Mit dieser Begründung lehnten die Grünen die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans im Bau und Planungsausschuss ab. Der sieht unter anderem 84 Hektar für den Bedarf von regionale Wohnbauflächen und Mischnutzungen vor. Das heißt, auf diesen ausgewiesenen Flächen könnten unter anderem Wohnraum, Grünanlagen, Parkplätze oder Kinderspielplätze entstehen – muss aber nicht.
Perspektive für Overather Stadtentwicklung
Der Flächennutzungsplan soll eine langfristige Perspektive für die räumliche Entwicklung der Stadt aufzeigen. Die dort ausgewiesen Flächen müssen allerdings nicht bebaut werden – aber sie können. Die Bezirksregierung Köln hat den Bedarf unter anderem für Wohnraumflächen auf einer Datengrundlage ermittelt, die sie von der Stadt Overath zur Verfügung gestellt bekommen hat. Darin sind unter anderem Schätzungen zur Bevölkerungsentwicklung bis 2043 und Haushaltsprognosen aufgeführt.
Daraus hat die Bezirksregierung die benötigten Wohneinheiten abgeleitet und berechnet, wie viel Fläche eingeplant werden muss, um den neuen Wohnraum zu realisieren. Mit einbezogen wurde auch der Bedarf an Wohnbauland, den umliegende größere Städte nicht anbieten können und der auf naheliegenden Kommunen verteilt werden soll. Das sind für Overath 24 der insgesamt 84 Hektar eingeplanten Fläche.
Gegen diese 24 Hektar wehren die Grünen sich: "Köln soll seine Hausaufgaben machen und den Bedarf an Wohnraum nicht auf das Umland ausweiten", meinte Gerhard Bartel. Laut IT-NRW stagniere die Bevölkerungsprognose für Overath, sie nehme tendenziell sogar etwas ab. Er und seine Fraktion könnten "überhaupt nicht" erkennen, wozu die Stadt so viel Fläche für neuen Wohnraum einplane, wenn sie nicht mit einem entsprechenden Anstieg der Bevölkerung rechnen könne. Außerdem: "Wir können für die bereits ansässige Bevölkerung jetzt schon nicht ausreichend Kita- und andere Betreuungsplätze anbieten."
Auch Klimafaktoren spielten in die Ablehnung des Flächennutzungsplans der Grünen-Fraktion mit. Durch weitere Versiegelung gäbe es weniger Flächen, die Regenwasser aufnehmen können.
Die Verwaltung sieht hingegen einen Strukturwandel in der Bevölkerung, der weitere Anpassungen im Flächennutzungsplan nötig mache. Der stammt ursprünglich aus dem Jahr 1980 und wurde bereits mehrfach angepasst. Wirtschaftlich habe sich einiges verändert, die Bevölkerung werde auch immer älter. Außerdem hätten sich die Rahmenbedingungen im Umweltrecht geändert.
Mit den Anpassungen wolle die Verwaltung eine übergeordnete Planungsebene schaffen, die "Weichen für eine zeitgemäße und nachhaltige Stadtentwicklung" stellen könnte. Der Erste Beigeordnete Thorsten Steinwarz betonte: "Es ist ein Meilenstein für die Stadtentwicklung, wenn wir diesen Plan voranbringen." Dem schloss sich die CDU-Fraktion an. "Wir begrüßen den Plan", sagte Alexander Willms. Er sei außerdem über die Infoveranstaltungen froh. Der Plan wurde mit vier Gegenstimmen der Grünen beschlossen. © Kölner Stadt-Anzeiger
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