Dresden - Die Tafeln in Sachsen bekommen weniger Lebensmittelspenden, während der Bedarf bei den Kunden steigt.

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"Wir haben das Problem definitiv, dass die Spenden zurückgehen", sagte der Landesvorsitzende Stephan Trutschler. Bei den Einzelhändlern steige der Kostendruck, etwa durch höher Personal- und Energiekosten. "Das heißt, da, wo man früher relativ großzügig sagte, das kriegt die Tafel, klebt man heute lieber ein Schild mit 30 Prozent Rabatt drauf." So komme deutlich weniger an Lebensmittel rein. Es werde auch beim Einkauf sorgfältiger kalkuliert, um weniger Ware übrigzuhaben. Mit Backwaren funktioniert die Versorgung allerdings weiterhin gut.

Einige Tafeln mit Warteliste

Gleichzeitig gibt es bei den Abholenden einen großen Andrang. "Der Bedarf ist definitiv größer geworden", sagte Trutschler. Besonders die wachsende Altersarmut bereite ihm Sorge, es habe einen "wirklich spürbaren Anstieg bei älteren Menschen" gegeben. Auch Alleinerziehende kommen immer häufiger zu den Tafeln. Inflation, gestiegene Energiekosten und Lebensmittelpreise sorgen laut Trutschler dafür, dass bei immer mehr Menschen das Portemonnaie nicht erst am 28. eines Monats leer ist, sondern bereits am 20. das Geld ausgeht.

Bei einigen Tafeln in Sachsen gibt es daher einen Aufnahmestopp. Neue Kunden müssen sich auf einer Warteliste eintragen, nur wenn jemand ausscheidet können sie nachrücken. Betroffen ist von dieser Entwicklung vor allem die ländliche Gegend, weil es dort weniger Märkte und damit auch weniger potenzielle Spenden gibt. In den Städten fallen deutlich mehr Spenden an.

Normalerweise bekommen Tafelkunden für etwa 5 Euro Waren im Gegenwert von 30 bis 70 Euro. Ohne Aufnahmestopp müssten die Spenden immer weiter rationiert werden, was nicht dem Anspruch der Tafel entspreche, so Trutschler. "Das bringt ja nichts, wenn jemand 5 Euro zahlt, und dann kriegt er für 10 Euro was in sein Körbchen gelegt."

Tafeln versorgen Hunderttausende

Bei der Tafel haben im vergangenen Jahr in Sachsen eigenen Angaben zufolge etwa 200.000 Menschen regelmäßig Essen abgeholt. Der Verband geht jedoch davon aus, dass weitaus mehr Menschen durch das Angebot versorgt werden. Laut Trutschler liegen die Schätzungen bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung, also in etwa 450.000 Menschen. In Sachsen gibt es insgesamt 44 Einrichtungen, die 190 stationäre und mobile Ausgabestellen betreiben. Zwischen 900 und 1000 Ehrenamtliche engagieren sich dort, ein Großteil ist selbst in Rente.  © Deutsche Presse-Agentur

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