Stringenz ist ein sperriges Wort, doch es drückt am besten aus, was den Abt XNH von vielen anderen Campingbus-Modellen unterscheidet. Der Ausbau vermittelt eine Designidee, die sich konsequent durchzieht und mit dem äußerlichen Auftritt korrespondiert.

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Campervan vom Auto-Tuner

Abt? Die Marke kennt man in der Automobilwelt vor allem als Haus-und-Hof-Tuner von Audi und einigen VW-Modellen. Daneben hat das Kemptener Unternehmen eine Spezialabteilung aufgebaut, die VW Transporter für Handwerker und Lieferdienste zu Stromern umrüstet.

Der XNH ist der erste Abt-Campingbus. Die Idee dabei: dem mit eigenen Tuning-Teilen äußerlich scharfgemachten VW T6.1 einen adäquaten, genauso schicken und hochwertig gefertigten Ausbau einzuverleiben. Beispielsweise bestehen die Verkleidungen an der Karosserieinnenseite aus weich beflockten, passgenau und in Pkw-Industriequalität gefertigten Formteilen.

Abt XNH Grundriss

  • Grundpreis ab: 114.500 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 5,30/1,90/2,02 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 3,2 t
  • Gurte/Schlafplätze: 5/4

Camper-Ausbau in Kooperation mit Vaning

Für den eigentlichen Möbelbau engagierte Abt dazu die Ausbauspezialisten von Vaning aus dem Raum Hamburg, die sich mit hochwertigen und fein gestalteten Interieurs für Campingbusse bereits einen Namen gemacht haben.

Basierend auf dem Vaning-Möbelkonzept entstand eine eigene Abt-Variante mit feinen Details und einer besonderen Gestaltung: Die Farbe Dunkelgrün taucht an verschiedenen Stellen im Ausbau auf und genauso im XNH-Schriftzug am Kotflügel – wo sich gleich noch die Erklärung der Abkürzung findet: Explore New Horizons.

Neue Horizonte lassen sich im Grundriss und Modellkonzept des XNH auf den ersten Blick allerdings nicht erkennen. Möbelzeile links, Schlafsitzbank daneben und Aufstelldachbett oben sind wenig überraschend.

Feines Design des Möbelbaus

An der feinen Gestaltung der Möbelfronten bleibt das Auge dagegen sofort hängen. Ein durchgängiges Band aus naturfarbenem Sperrholz zieht sich zwischen den weißen HPL-Flächen elegant von vorn bis hinten durch. Das gilt auch für die vier eingefrästen Nuten, die selbst um Ecken herum sauber durchlaufen.

Etwa am hervorspringenden Schenkel des Küchenblocks mit dem plan in die Arbeitsplatte eingesenkten, zweiflammigen Induktionskocher und der aus Massivholz gearbeiteten Besteckschublade an der Front. Darunter ist ein Kompressorkühlschrank mit 45 Liter Nutzvolumen eingebaut.

L-Küche mit anbaubarem Esstisch

Die rechteckige Edelstahlspüle mit mattschwarzer Armatur dominiert den Längsschenkel der Winkelküche, nicht ohne im Anschluss noch genügend Fläche zum Arbeiten und Abstellen frei zu lassen. Außerdem kann die Spülenabdeckung als praktisches Schneidebrett dienen. Als optisches wie funktionales Highlight entpuppt sich ein optionaler Auszug, der sich aus dem benachbarten Hochschrank herausziehen lässt.

Acht Metalldöschen mit Sichtfenster sind daran magnetisch befestigt. Bei gedrehtem Deckel öffnen sich seitliche Löcher – was den Zweck der Döschen erklärt: Es sind Gewürzstreuer.

Außerdem liegt unten in dem Auszug ein edles Manufaktur-Klappmesser bereit. Stilsicher ist das zentrale Schalterpanel seitlich am Küchenschenkel gestaltet. Vier klassische Kippschalter regeln den Stromfluss zur Wasserpumpe und zu drei Lampengruppen. Daneben sind noch eine 230-Volt- und eine USB-A- und -C-Steckdose installiert.

Stauraum und Technik im Design-Camper

Im Küchenunterschrank versorgt die Kanisterwasseranlage mit je zehn Litern Volumen die Spüle. Ansonsten beherbergt die Möbelzeile noch eine Schublade, fünf große, offene Ablagen und sieben Schrankfächer. Das hört sich nach reichlich Stauraum an – ist es auch.

Allerdings darf man das in einem VW T6.1 mit langem Radstand erwarten. Dazu kommen noch das Fach in der Sitztruhe, die Ablage auf der Bettverlängerung und das Stauvolumen des Schwerlastauszugs im Heck. Der lässt sich mit zwei großen Euroboxen beladen und hat zudem noch einen Auszug integriert, der als Aufbewahrungsort für den Sitzgruppentisch dient – aber auch als Abstellfläche am Heck gute Dienste leistet.

Insbesondere wenn man die Koch-/Grillfunktion aktiviert, die sich in einem weiteren Auszug auf der linken Seite versteckt. Dort ist ein gasbetriebener Zweiflammen-Kocher von Primus festinstalliert – einfach hochklappen, Gaspatrone anschließen und loslegen. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man an der Rückseite des Auszugs noch ein kleines Staufach und eine edle Fiskars-Axt, die hier in ihrer Halterung hängt.

Vier Schlafplätze

Zur Nachtruhe bettet man sich im Parterre auf der umgeklappten Reimo-Schlafsitzbank, die in manch anderem Campingbus-Modell ebenfalls zu finden ist. Mit 1,98 mal 1,21 bis 1,27 Metern ist die Liegefläche angemessen groß und dabei eben und recht bequem, zumal mit dem optionalen Topper. Leselampe, USB-Buchse und Ablagen sind ebenfalls vorhanden.

Beim Aufstelldach vertraut Abt auf eine bewährte Branchengröße. Das SCA 292 für den langen T6.1 beherbergt eine 2,01 Meter lange und 1,06 Meter breite Matratze. Sie ist zwar nur 30 Millimeter dick, lagert aber auf einem komfortablen Tellerfederrost.

Fein: Der Zeltbalg kann vorn komplett geöffnet werden, das Fliegengitter bei Bedarf aber geschlossen bleiben. Unverständlich: eine USB-Ladebuchse, Ablagemöglichkeiten für Brille und Smartphone und sogar jegliche Form von Beleuchtung sucht man im Oberstübchen vergeblich. Das passt nicht zur ansonsten hochwertigen Ausstattung.

High-End-Ausstattung zum High-End-Preis

Zum Schluss müssen wir noch über Geld reden. Bei einem Grundpreis von 114.500 Euro muss man schon mal schlucken. Und dabei fehlt noch manches, was den Testwagen auszeichnet, etwa das Abt-Aerodynamikpaket (5.400 Euro), der Heckauszug mit Kocher, das Gewürzregal, die Powerstation und die Solaranlage sowie die Dämmung mit Schafwolle und Rezyklaten. Das und mehr hat erst die High-End-Version des Abt XNH inklusive, die es ab 138.900 Euro gibt.

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Daten und Preise

  • Aufbau: Kombi-Karosserie mit Aufstelldach, Stahlblechverstärkungen, außen Wand/Boden Stahl, Dach GFK, innen Wand beflockter Kunststoff, Dach Velours, Isoliermaterial Schafwolle/Rezyklat, Stärke 40–80 mm, 4 Einscheiben-Glasfenster, mit Verdunkelungs-/Isoliermatten, Aufstelldachbalg mit Fliegengitter- und Folienfenster, keine Dachhaube.
  • Ausbau: Möbel aus Alu-Systemprofilen und Multiplexplatten, Schlafsitzbank, 3 Dreipunktgurte, 2 x Isofix, Polster 50 mm +40 mm Topper, Dachbett 2010 × 1060 mm, Matratze 30 mm, Tellerfedern, Küche mit Zweiflammen-Induktionskocher, Spüle, Kompressor-Kühlschrank 45 L, Zweiflammen-Gaskocher.
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung Eberspächer 3500 W, Frisch-/ Abwasserkanister 10/10 L, Tauchpumpe, kein Boiler, Blei-AGM-Batterie 75 Ah + Powerstation 2300 W/160 Ah (LFP), Solaranlage 2 × 176 W, Gaspatrone 440 g.
  • Basisfahrzeug: VW T6.1, Kombi-Karosserie, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1968 cm³, Leistung 110 kW/150 PS, Drehmoment 340 Nm, Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe

Maße und Gewichte

  • Länge x Breite x Höhe: 5,30 × 1,90 × 2,02 m
  • Radstand: 3,40 m
  • zulässiges Gesamtgewicht: 3,2 t

Preis

  • Grundpreis: 114.500 Euro
  • Testwagenpreis: 143.603 Euro
  • Ausstattung: Aerodynamikpaket 5.400 Euro, Interieurpaket 10.750 Euro (Heckauszüge mit Kocher und Axt, Sideboard, Schuh- u. Gewürzregal), Komfortpaket 2.750 Euro (Karosseriedämmung mit Schafwolle/Rezyklat), Autarkiepaket 8.750 Euro (Wechselrichter 2.300 W, LFP-Batterie 160 Ah, Solarmodul 176 W), Grundpreis XNH-High-End-Camper: 138.900 Euro (inklusive aller Pakete), Fahrradträger 889 Euro, Toppermatratze 499 Euro

Wertung

maximal 5 Punkte möglich, Maßstab: Kompakt-Campingbusse

  • Betten: 3,5 Punkte
  • Sitzgruppe: 2,5 Punkte
  • Küche: 3,5 Punkte
  • Möbelbau: 4,5 Punkte

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