Wohnmobil bezahlt, aber nie erhalten. So scheint es einigen Kundinnen und Kunden von Camper Base ergangen zu sein. Jetzt ist der Wohnmobilhändler pleite und das Geld ist weg. Wie steht es um die bezahlten Wohnmobile?

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Erst im Frühjahr 2024 hatte die Handelsgruppe Camper Base die drei traditionsreichen Handelsbetriebe Vöpel im hessischen Gustavsburg, ML Reisemobile in Freiburg und Maulburg (Baden-Württemberg) sowie Rentmobil Reisemobil aus Wesseling in Nordrhein-Westfalen übernommen und wollte sogar weiter expandieren. Stattdessen haben Stand 20. Oktober 2024 alle Betriebe Insolvenz angemeldet. Schlimmer noch: Nach einem WDR-Bericht steht der Vorwurf des Betrugs im Raum.

Laut WDR hatte speziell Camper Base Rheinland Käufer nach der Vertragsunterzeichnung schriftlich aufgefordert, den Kaufpreis für die Fahrzeuge innerhalb von sieben Tagen zu überweisen. Im Gegenzug sollte die Auslieferung der Wohnmobile beschleunigt werden.

Geld weg, Fahrzeug fehlt

Doch die Fahrzeuge wurden nicht ausgeliefert und Kunden immer wieder vertröstet. Unter anderem mit der Begründung, dass die Buchhaltung nicht zu erreichen sei. Später sprach das Unternehmen davon, dass es Schwierigkeiten mit dem Fahrzeugbrief gäbe. Anfang September schließlich wurde einem betroffenen Ehepaar, das auch in Kontakt mit unserer Redaktion steht, gesagt, dass das Fahrzeug nicht ausgeliefert werden könne und Camper Base zurzeit auch nicht an das Geld herankäme.

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Anwälte kämpferisch, aber pessimistisch

Rechtsanwalt Manfred Zipper, der auch promobil-Leserinnen und Lesern immer wieder zur Seite steht, versucht nun aufzuklären, ob es überhaupt noch eine Chance gibt, das Wohnmobil zu bekommen oder den Kaufpreis zurückzuerhalten. Ein weiterer eingeschalteter Anwalt, Jürgen Schillig, ist laut WDR in dieser Angelegenheit pessimistisch. Auch der Wirtschaftsanwalt Marc Gericke aus Lahnstein vertritt Kunden von Camper Base. Dass das Unternehmen noch wenige Wochen vor dem Konkurs mit Rabattaktionen zahlreiche Wohnmobile verkauft habe und die Kunden auf eine schnelle Zahlung des Kaufpreises gedrängt worden seien, sei nach dem Juristen überaus auffällig. Aus diesen Gründen ermittelt die Polizei im Rhein-Erft-Kreis inzwischen wegen Betrugsverdacht.

Handel unter Druck

Die Situation im Reisemobil- und Caravanhandel ist derzeit sehr angespannt. Das hat mehrere Gründe, die teils einige Jahre zurückreichen. So wurden bei vielen Herstellergruppen im Angesicht des Booms vor und während der Coronazeit Produktionskapazitäten weiter ausgebaut und auch genutzt. Gleichzeitig konnten vor allem Reisemobile über mehrere Monate hinweg nicht produziert werden, weil es Lieferengpässe bei den Basisfahrzeugen gab. Diese Produktionslöcher wurden hier und da mit dem Bau von Caravans gestopft, obwohl für diese keine Bestellungen vorlagen. Die Händler mussten diese Ware trotzdem abnehmen. Aus Insiderkreisen hört man, dass Händler zuletzt mit Nachdruck aufgefordert worden seien, auch bereits stornierte Fahrzeuge abzunehmen. Das Problem: Die Ausstellungsware muss vom Handelsbetrieb über Kredite finanziert werden. Oft handelt es sich dabei um Millionenbeträge. Umso schwerwiegender sind große Zinserhöhungen, wie sie in den vergangenen Monaten vorgenommen wurden. Erschwerend kommt hinzu, dass dem großen Lagerbestand aktuell eine deutliche Kaufzurückhaltung entgegensteht.  © Promobil

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