Obwohl die Slowakei gar nicht so weit entfernt ist, kommen nicht viele ausländische Camper in das östliche Nachbarland Österreichs. Gerade im Sommer ist das EU-Land ein Tipp für alle, die naturbelassene Campingplätze, gebirgige Landschaften und Gemütlichkeit schätzen.

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Quer durch Österreich reisen wir an und fahren bei Bratislava, der slowakischen Hauptstadt, über die Grenze. Die erste Nacht verbringen wir auf dem kleinen Stellplatz Cˇilistov in der Nähe der Donau. Die Begrüßung ist herzlich, der Preis moderat, die Sanitäranlagen sind einfach, aber sauber. Wir fühlen uns gleich wohl und willkommen. Es gibt einen schönen Radweg, der kilometerlang an der Donau entlangführt. Bei 33 Grad, es ist Mitte August, lassen wir die Räder lieber verpackt. Ich schwimme stattdessen in der badewannenwarmen Lagune vor dem Platz.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter, bis in die Nähe von Banská Štiavnica. Das dortige Konibar Kemp ist für eine Nacht in Ordnung. Unweit vom Kemp liegt ein Badesee, der von Einheimischen gerne besucht wird. Banská Štiavnica ist eine alte Bergbaustadt, die zwischen längst erloschenen Vulkanen liegt. Einer der ältesten Stollen verläuft unter der Altstadt, die zum Weltkulturerbe zählt, und kann besichtigt werden. Wir bummeln nur ein wenig durch die Stadt, bevor wir unsere Reise fortsetzen.

Campingplatz Lazy

Als wir den Campingplatz Lazy, der von Holländern geführt wird, erreichen, ist er schon gut gefüllt. Obwohl er irgendwo im Nirgendwo liegt, bleiben nur noch zwei freie Plätze. Das liegt vor allem daran, dass hier ein Paradies für Kinder ist. Es gibt neben Schafen, Ziegen, Schweinen, Hühnern und Ponys auch Trampoline und einen Pool. Jeden Abend kann man der Chefin beim Melken der Schafe und Ziegen zusehen, aus deren Milch sie Joghurt und Käse herstellt. Beides schmeckt uns sehr gut, so dass wir uns für die Weiterreise eindecken. Im platzeigenen Gemüsegarten dürfen sich Gäste sogar kostenlos bedienen. Jede Standfläche hat eine Feuerstelle und so versteht es sich von selbst, dass wir abends am Lagerfeuer Würstchen grillen und den faszinierenden Sternenhimmel genießen.

Bauernhof-Camping Sedliacky Dvor

Auch unser nächstes Ziel ist ein Bauernhof-Camping unter holländischer Leitung: Sedliacky Dvor. Hier gefällt es uns noch besser. Die Gegend ist hügelig, die Sanitäranlagen und Gemeinschaftsräume wirken sehr ansprechend. Es gibt Schafe und Hühner, Letztere laufen frei herum, kommen auch bis ans Wohnmobil. Unsere Hündin Kimba nimmt es gelassen; sie widmet ihnen nicht mehr als einen Augenaufschlag. Die meisten Gäste auf dem Platz sind Slowaken, die mit Zelt oder Wohnwagen reisen. Auf dem Weg zum Campingplatz legten wir einen Stopp in Hronsek ein, um eine sogenannte Artikularkirche aus dem Jahr 1726 zu besichtigen. Damals wurde es den Lutheranern nur unter strengen Auflagen gestattet, eine Kirche zu errichten. Sie musste komplett aus Holz gebaut sein und durfte nicht innerhalb der Ortschaft stehen. Die Form des Gewölbes ähnelt einem umgestürzten Schiff und erinnert uns an Kirchen, wie wir sie aus Skandinavien kennen. Der Eintritt kostet zwei Euro und lohnt sich.

In der Nähe des Camping Sedliacky Dvor beginnen drei Wanderwege. Ich entscheide mich für den kürzesten mit sechs Kilometern. Die Hälfte der Strecke geht es steil bergauf, zu Beginn vorbei an kläffenden, freilaufenden Hirtenhunden. Angeblich gibt es in der Gegend Probleme mit Wölfen. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg eröffnet sich eine fantastische Aussicht über den Campingplatz und weit darüber, bevor es ebenso steil zurückgeht. Ich bereue es, ohne Stöcke unterwegs zu sein.

Podlesok: Der Eingang zum slowakischen Paradies

Cierny Balog heißt unser nächstes Ziel. Außerhalb des Ortes fährt eine historische Dampfeisenbahn ab. Es herrscht ein ziemliches Gedränge am Bahnsteig, das möchten wir unserer ängstlichen Hündin nicht antun. Sie im Wohnmobil zu lassen, ist keine Option. Auf dem Parkplatz gibt es keinen Schatten und wir haben wolkenlosen Himmel bei über 30 Grad. Deshalb fährt die Bahn ohne uns. Wir spazieren mit Kimba durch das angrenzende Freilichtmuseum und besichtigen eine ausrangierte Dampflok. Die sieht aus, als würden gleich Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer damit davonbrausen.

Nach einer Nacht auf dem Campingplatz am Hotel Chata Tále setzen wir unseren Weg auf der slowakischen "Route 66" fort. Eigentlich wollen wir die Eishöhle Dobšiná besuchen, aber einen halbstündigen Aufstieg bis zum Eingang der Höhle und dann ein Herunterkühlen auf minus drei Grad wollen wir uns nicht zumuten. Es gibt noch eine zweite Eishöhle in der Slowakei, so vertagen wir das Thema und fahren bis Podlesok, dem Eingang zum "Slowakischen Paradies". Dort gibt es über 300 Kilometer markierte Wanderwege. Autocamping Podlesok lädt uns zum Bleiben ein. Wie bisher alle slowakischen Plätze kommt er ohne Nummern und Parzellierung aus, das gefällt uns. Die Übernachtungskosten liegen zwischen 15 und 30 Euro, Strom kann man dazubuchen.

Wer die Natur und die Freiheit auf Campingplätzen liebt, wer sich mit einfachen, aber immer sauberen Sanitäranlagen arrangieren kann, dem gefällt es sicher in der Slowakei. Wer gerne Höhlen erforscht und von Burgen und Schlössern begeistert ist, dürfte ebenfalls nicht enttäuscht sein, davon gibt es mehr als 200. Die Autobahnen sind gut ausgebaut, aber über Land geht es manchmal recht holprig über Straßen, die aussehen wie Flickenteppiche. Es gibt viele Baustellen, in ein paar Jahren also sicherlich viele neue Straßen. Am Rande wechseln sich Häuser mit morbidem Ostblock-Charme und sehr schmucke, moderne Gebäude ab. Das Essen in den Restaurants ist von guter Qualität zu vergleichsweise günstigen Preisen. Alle Einheimischen, die uns begegnen, sind freundlich, die meisten sprechen gutes Englisch, einige auch Deutsch.

Wanderung zur Schlucht Suchá Belá

Vom Campingplatz in Podlesok führt die bekannteste Wanderung zur Schlucht Suchá Belá. Um sie zu bewältigen, muss man schwindelfrei und trittsicher sein. Es geht auf abenteuerlichen Holzleitern über Stromschnellen. Ein schwieriger vertikaler Aufstieg führt über schmale Trittstufen. Der Hin- und Rückweg dauert ungefähr sechs Stunden. Das trauen wir uns beide nicht zu, mein Mann Werner bleibt am liebsten beim Wohnmobil, ich packe mein Pedelec aus und starte eine Tour zur Klosterruine Kláštorisko. Es geht steil bergauf, über holpriges Gestein, was bergab fast noch schwieriger zu bewältigen ist. Oben bietet sich eine herrliche Aussicht auf unser nächstes Ziel, die Hohe Tatra. Unweit der Ruine steht ein Kiosk mit kleinen Speisen und Zapfstation für Bier und Kofola, dem slowakischen Pedant zu Coca-Cola. Der Ort ist gut besucht, es ist Wochenende.

Zurück am Wohnmobil liege ich in der Hängematte und beobachte Rehe, die am Waldrand äsen. In der Nähe des Platzes gibt es mehrere Restaurants, dort essen wir am Abend typisch slowakische Gerichte. Ich entscheide mich für Brimsen-Piroggen, die mit Schafskäse gefüllt sind und mit gebratenem Speck und Schmand serviert werden. Werner bevorzugt Brimsen-Nocken mit Sauerkraut und Schweinebauch.

Ausflug zum Štrbské Pleso See

Der Campingplatz Rijo liegt am Fuße der Hohen Tatra. Von dort fahren wir mit dem Zug nach Štrbské Pleso und umrunden den gleichnamigen See, der auf 1346 Meter Höhe liegt. Trotz leichtem Regen und einer in Wolken eingewickelten Tatra gefällt uns der Ausflug. Die Haltestelle für den Zug ist nur 900 Meter vom Campingplatz entfernt, insgesamt dauert die Fahrt eine Stunde. Am nächsten Tag mag Werner lieber wieder "zu Hause" bleiben. Ich fahre bei Kaiserwetter mit dem Zug in die andere Richtung, nur fünf Minuten bis Tatranská Lomnica. Von dort nehme ich die Gondel zum Skalnaté Pleso, der auf 1770 Höhenmetern liegt. Hier ist ein magischer Ort, es überwältigt mich, so nah unter dem Gipfel an dem kleinen Bergsee zu stehen. Die Lomnitzer Spitze liegt noch einmal 855 Meter höher, dorthin führt eine Seilbahn, die aber im Voraus gebucht werden muss. Eine weitere Option ist die Fahrt mit dem Sessellift bis Lomnické Sedlo. Da ich aber nicht höhentauglich bin und ein ordentlicher Wind weht, genieße ich die Bergwelt lieber von der Panorama-Terrasse aus, bevor ich mit der Gondel gemächlich ins Tal zurückschwebe. Ganz allein sitze ich in der Kabine, so kann ich in Ruhe noch mal den Blick auf die Berge auskosten.

Camping am Liptauer See

Mara Camping am Liptauer See ist der nächste Stopp. Inzwischen haben wir September und der Platz ist halb leer. Während der Saison gibt es Animation und Disco, das wäre uns zu laut. Ich schwimme im See, bevor ich mich von meiner Hängematte aus an dem Blick auf die Niedere Tatra erfreue. Um den Fluss Waag anzustauen, wurden mehrere Gemeinden überflutet, die Bewohner umgesiedelt. Bei einer Dampferfahrt kann man den See, dessen Hauptfunktion dem Hochwasserschutz dient, innerhalb einer Stunde umrunden.

Nicht weit von hier befindet sich die Eishöhle Demänovská. Wir wollen hier spektakuläre Eisgebilde besichtigen, erfahren aber kurz vor unserer Abfahrt, dass das ganze Eis wegen des zu warmen Sommers geschmolzen ist. Wieder nichts mit Höhlentour, dann besuchen wir eben ein Museumsdorf. In der Umgebung gibt es zwei davon, wir entscheiden uns für Vlkolínec. Es wird noch ganzjährig von 35 Einwohnern bewohnt. Insgesamt besteht es aus 40 originalen Holzhäusern und liegt auf etwa 750 Meter Höhe in der Großen Fatra. Die letzten Kilometer sind für größere Wohnmobile nicht geeignet. Besser bleibt man unterhalb des Bergs auf einem Parkplatz und läuft das letzte Stück. Mit unserem Sunlight V66 schaffen wir es gerade so bis zum Eingang des Dorfes. Wir bezahlen einen Obolus und schlendern durch das schnuckelige, kleine Bergdorf mit Museum, Restaurant und Souvenirshop.

Für uns geht es weiter in den Nationalpark Kleine Fatra, zum Camping Belá. Dieser liegt an einem brandneuen Radweg, allerdings leider auch direkt an einer vielbefahrenen Straße mit entsprechender Geräuschkulisse. Am Tag unserer Abreise findet auf dem Platz eine Veranstaltung des örtlichen Jägervereins mit verschiedenen Ständen von Jagdzubehör statt. In der näheren Umgebung sollen Wölfe und Bären leben, wir haben aber keine gesehen.

Hochsommerliche Temperaturen in Trenc ín

Auf unserer Weiterreise legen wir einen Stopp am berühmten Dorf Cicmany ein. Einzigartig sind die Holzhäuser mit weißen geometrischen Ornamenten verziert. Sie sehen aus wie überdimensionierte Lebkuchenhäuschen. Beim Golfclub in Koš finden wir einen ruhigen Stellplatz. Während wir vor dem Wohnmobil Kaffee trinken, beobachten wir die Golfspieler, die versuchen, ihren Ball einzulochen. In der Ferne sieht man das Schloss Bojnice vor dem Hintergrund der Karpaten, am Abend garniert mit einem malerischen Sonnenuntergang.

Trenc ín heißt unser nächstes Ziel, von dem wir angenehm überrascht werden. Die entzückende Altstadt hat es uns angetan, mit schön gestaltetem Marktplatz, trendigen Restaurants, romantischen Cafés und modernen Geschäften, dazwischen immer wieder der Blick auf die Burg. Man sieht sie auch von unserem Wohnmobil aus, für das wir auf dem städtischen Campingplatz eine Bleibe gefunden haben. Der Platz ist zwar sehr einfach, aber die Lage auf der Halbinsel im Fluss Waag einfach genial. In nur zehn Minuten erreicht man zu Fuß die Innenstadt. Am Tag unserer Ankunft findet ein fröhliches Markttreiben statt. Es gibt musikalische Darbietungen und Stände mit Kunstgewerbe und Leckereien. Nach kühleren Tagen in den Bergen herrschen hier wieder hochsommerliche Temperaturen, deshalb verzichten wir auf den steilen Aufstieg zur Burg, sondern testen lieber die heimische Gastronomie, von der wir nicht enttäuscht werden. In einer Brauereigaststätte bietet sich eine Bierprobe mit acht verschiedenen Sorten an.

Besuch des Kurortes Pieštany

Bevor wir die Slowakei verlassen und über Tschechien die Heimreise antreten, wollen wir noch den Kurort Pieštany besuchen, das bedeutendste Heilbad der Slowakei. Wir residieren selbstverständlich nicht in einem der monumentalen Jugendstilbauten, sondern auf dem Camping Pullmann. Der gefällt uns trotz aller guten Bewertungen nicht so gut. Ein modernes Sanitärgebäude macht für uns noch lange keinen guten Platz aus. Es ist zu eng und zu laut, nur das Restaurant am Platz kann uns überzeugen.

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Positiv zu erwähnen ist auch, dass wir am Fluss entlang in die Stadt laufen können. Dabei passieren wir die Bäderinsel mit Kurhäusern, Hotels sowie Trinkbrunnen mit heilendem Thermalwasser, bevor wir über die Kolonnadenbrücke flanieren. Auf dem Rückweg legen wir bei Kaffee und Kuchen im romantischen Café Elizabeth eine Pause ein. Wir blicken auf einen Seerosenteich und hören aus dem angrenzenden Vogelpark die Schreie des Pfaus, des Symbols des Heilbads.  © Promobil

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