Es geht wieder los: Das Oktoberfest 2023 steht in den Startlöchern. Was kostet die Maß Bier dieses Jahr? Ist Tracht Pflicht? Und wo gibt es sonst noch Oktoberfeste? Wir beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen rund um das berühmte Volksfest.
Bald herrscht in München wieder Ausnahmezustand. Das Oktoberfest beginnt - und damit der Ansturm aus aller Welt. Während sich die Politik im Freistaat nach der Flugblatt-Affäre in die heiße Phase des Landtags-Wahlkampfs stürzt, laufen auf der Theresienwiese die letzten Vorbereitungen.
Am Samstag heißt es dort wieder "Ozapft is". Bis zum 3. Oktober werden an die sechs Millionen Gäste erwartet. Wer nicht regelmäßig auf der Wiesn zu Gast ist, dürfte vor dem Besuch Fragen haben. Vorab deshalb ein wenig Wiesn-Wissen:
Was kostet das Bier?
Die Maß Bier kostet zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro, im Schnitt 14,18 Euro. Das sind durchschnittlich rund 6,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz aller Klagen über das teure Wiesnbier: Der Preisanstieg ist just dieses Jahr gar nicht so groß. Er liegt gleichauf mit der allgemeinen Inflation in Deutschland, die Stand August 6,1 Prozent betrug - und unter dem etwas höheren Anstieg der Preise für Lebensmittel und Gastronomie. Im Handel verteuerte sich Bier zuletzt sogar doppelt so schnell wie auf dem Oktoberfest. Im August war es dort 12,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.
Zudem bekommt man beim Wiesnbier mehr Alkohol fürs Geld - es ist etwas stärker. Angesichts der allgemeinen Teuerung soll es heuer erstmals kostenlos Trinkwasser geben. Ob das noch rechtzeitig klappt, ist aber nicht sicher. Der Liter Tafelwasser kostet dagegen in den Zelten im Schnitt 10,04 Euro, 2022 waren es 9,67 Euro.
Was zieht man zur Wiesn an - muss es Dirndl und Lederhose sein?
Nein. Erlaubt ist, was gefällt. Schotten kommen gern im Schottenrock, zum Gay-Sunday am ersten Wiesn-Sonntag stöckeln schon mal Drag-Queens übers Gelände. Hüte mit Plüschhendl bleiben unkleidsame, aber unverwüstliche Wiesn-Accessoires. Gesehen wurden auch US-Gäste im weiß-blauen Rautenkostüm.
Viele Einheimische wie auch ausländische Gäste kommen allerdings in Dirndl und Lederhose. Noch in der Nachkriegszeit trug die Dame Kleid oder Kostüm, der Herr Anzug. Später dominierten Jeans und T-Shirt. Mitte der 1990er-Jahre machten der damalige Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und die frühere Wiesnchefin Gabriele Weishäupl die Tracht salon- beziehungsweise Wiesn-fähig. Wer sich schnell auf dem Weg zur Wiesn noch umziehen möchte: Buden rund ums Festgelände verkaufen billige Varianten.
Wie bekommt man einen Platz im Bierzelt?
Am sichersten: Monate vorher im jeweiligen Zelt reservieren. Jetzt sind die buchbaren Plätze weitestgehend weg. Aber: Die Wirte dürfen nicht alle Plätze vergeben. Wer gut zu Fuß ist, stürmt gleich um 9.00 Uhr bei der Öffnung des Festgeländes zum Zelt seiner Wahl - die schnellsten bekommen die besten Plätze.
Im Graumarktverkauf, gegen den die Wirte teils gerichtlich vorgehen, sind noch manche Tische zu haben - für mehrere Tausend Euro. Bei den Wirten müssen für die Reservierung nur Verzehrgutscheine erworben werden. Keine gute Idee: "Bakschisch" an Ordner oder Bedienungen. Bekommt der Wirt es mit, kann es für die Mitarbeiter unangenehm werden.
Flohzirkus, Guillotine, Achterbahn: Welche Attraktionen gibt es?
Die Olympia Looping-Achterbahn ist legendär, ebenso das Riesenrad. Neu auf dem Volksfest ist "Mr. Gravity", bei dem zehn Gondeln mit bis zu 100 km/h auf einer Scheibe rotieren. Von 180 Schaustellerbetrieben haben etwa 90 Prozent ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert. Manches ältere, gemütlichere Fahrgeschäft gibt es nur noch auf der Wiesn, etwa die Rutsche Toboggan, das Teufelsrad oder die Krinoline, benannt nach dem Reifrock der Damen.
Legendär ist das Varieté Schichtl, das täglich mehrfach die "Die Enthauptung einer lebenden Person auf offener, hell erleuchteter Bühne mittels Guillotine" zelebriert, dieses Jahr wird die 15.000 Köpfung erwartet. Speziell auch der Flohzirkus, wo Flöhe Fußball spielen oder ein Mini-Karussell ziehen. Die Mahlzeit gibt's am Arm des Direktors.
Kann man die Wiesn auch aus der Ferne erleben?
Noch müssen Gäste für das Wiesn-Erlebnis leibhaftig kommen. Aber bald sollen sie virtuell übers Festgelände schlendern können. Derzeit wird ein Online-Spiel entwickelt, bei dem Oktoberfest-Fans als Avatare mit VR-Brille das Volksfest besuchen. Die Wiesn sei ein traditionelles Fest, verliere aber nicht den Anschluss an die Zeit, sagte Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU). Heuer wird es einen Prototyp für ausgewählte Nutzer geben. Als Vorsorge für die nächste Pandemie ist das Spiel laut Baumgärtner aber nicht gedacht. Er glaube auch nicht, dass die virtuelle Variante den Zulauf zum echten Fest schmälere. Die Wiesnmaß allein vor dem PC - das wäre doch etwas blutleer.
Wie öko ist die Wiesn?
Die Wirte haben ein ehrgeiziges Ziel: Die großen Festzelte sollen binnen fünf Jahren klimaneutral werden, wenn möglich sogar schon 2026. Nun ermitteln die Wirte ihren Verbrauch an Kohlenstoffdioxid, um den CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Seit langem wird auf dem Fest Ökostrom verwendet, Bierkrug-Spülwasser für Toiletten zweitverwertet und Abfall reduziert.
Zum Thema Nachhaltigkeit tagte im Juni erstmals ein runder Tisch mit Vertretern von Stadt und Bauern, Schaustellern, Marktkaufleuten und Wirten. Nach einer Debatte, ob die Wiesn nur mit Bio-Produkten oder zumindest einer Bio-Quote möglich wäre, bietet das Paulaner-Festzelt nun testweise nur Bio-Hendl an. In jedem Zelt soll es mindestens ein veganes Gericht geben, zudem mehr vegetarische Gerichte. Kufflers Weinzelt will auch die Lebensmittel-Abfälle messen. Daraus sollen fürs nächste Jahr Konsequenzen gezogen werden.
Warum findet das Oktoberfest im September statt?
Das erste Oktoberfest im Jahr 1810 feierte München mitten im Oktober. Es war die Hochzeit von Kronprinz Ludwig - später König Ludwig I. - und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen.
Höhepunkt der fünftägigen Feiern war ein Pferderennen am 17. Oktober - da ist das Oktoberfest heute längst vorbei. Es beginnt mittlerweile einen Monat früher und endet am ersten Oktoberwochenende oder am 3. Oktober. Schon im 19. Jahrhundert war das Fest vorverlegt worden - angeblich wegen des Wetters, das im September oft warm und relativ stabil ist.
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Wo sonst gibt es noch Oktoberfeste?
In aller Welt. Mehr als 2.000 Nachahmer gab es nach Schätzungen vor der Pandemie. Viele wurden wieder aufgenommen. Die wichtigsten und größten sind im brasilianischen Blumenau, in Cincinnati in den USA und in Qingdao in China. Auch in vielen deutschen Städten wird nach Münchner Art gefeiert: unter anderem in Frankfurt, Hannover, im Rheinland und in Leipzig. Berlin hat laut Hauptstadtportal sogar mehrere "Oktoberfeste". Stuttgart allerdings scheint weitgehend Oktoberfest-frei zu bleiben - es hat den Cannstatter Wasen. (dpa/mak)
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