Wo der Asphalt endet, fängt der Spaß für Ford Ranger Raptor und Crawler Batu 535 erst so richtig an. Was den Pick-up angeht, darf man sich dessen auch sicher sein: Als Raptor steht der Ranger auf einem elektronisch geregelten Rallye-Fahrwerk von Fox Racing, das so richtig einstecken kann. Die Grenzen dessen, was das Fahrgestell zu leisten imstande ist, lassen sich diesseits von Offroadparks oder, noch besser, weitläufigen Wüstengegenden kaum ausloten.
Und so erwischt man sich immer wieder dabei, breit grinsend kleine Kanten, Löcher, Absätze und Kuppen mit ein klein wenig mehr Schwung zu nehmen, als für die meisten anderen Vehikel gesund wäre. Und jedes Mal staunt man, dass der Raptor nicht aus der Ruhe zu bringen ist, die fetten BF-Goodrich-Pneus nur kurz Richtung Radhaus und zurück zucken und selbst in der Lenkung kaum mehr als ein leichtes Beben zu spüren ist.
Technische Daten
Crawler Batu 535
- Länge/Breite/Höhe: 7,35/2,05/2,91 m
- Leer-/zul. Gesamtgewicht: 1.710/2.700 kg
- Grundpreis: 81.937 Euro. Luftfederung 3.400 Euro, Angelruten-/Gewehrhalter je 150 Euro, Aufpreis Dieselheizung Truma Combi D 400 €, zweite Batterie 200 Ah 670 Euro, Klima 3.300 Euro, u. v. m.
- Testwagenpreis: 94.546 Euro
Ford Ranger Raptor
- Motor/Antrieb: V6-Biturbo-Benziner, 2.956 cm³, 215 kW (292 PS), max. Drehmoment 491 Nm, 10-Gang-Automatik, Allradantrieb.
- Stütz-/Anhängelast: 200/2.500 kg
- Verbrauch (solo/Gespann): 13,8/19,1 L Super/100 km
- Leergew./Zuladung: 2.454/676 kg
- Grundpreis: 80.266 Euro
Das Wohnwagen-Gespann
Die kinetische Energie für derlei Sperenzchen entsteht im Bug des Raptor. Zwei Turbos pressen Frischluft in sechs Brennkammern, wo enorme Mengen Super in 292 PS, 491 Newtonmeter Drehmoment und Abgase verwandelt werden, die trompetend in die Umgebung emittieren. Nur gut, dass man die Lautstärke des V6 per Auspuffklappen vierstufig bis nachbarschaftsfreundlich drosseln kann.
Ein wenig heruntergedreht hat Ford auch die Anhängelast: 2,5 statt 3,5 Tonnen stehen für den Raptor zu Buche – was ausreichend ist für seinen Spielkameraden aus der Türkei. Der heißt Crawler Batu 535 und wirkt, als sei er bereit für die Apokalypse.
Das kolossale Aluminium-Konstrukt rollt auf vier einzeln an mit Farbe behauchten Dreieckslenkern aufgehängten, von acht Stoßdämpfern im Zaum gehaltenen und auf Wunsch luftgefederten Rädern und ist leichter, als es den Anschein macht: 1.710 Kilo gibt Crawler an – ohne Gas und 136 Liter Frischwasser an Bord.
Robuste Möbel
Bei näherer Betrachtung ist das kein Wunder: Bis auf ein paar dünne Matratzen, die auch noch ohne Lattenroste auskommen müssen, und ein paar Hängetaschen ist alles im und am Batu und allen anderen Crawler-Modellen aus einschichtigem, ungedämmtem Aluminium. Hitze und könnte Kälte soll allein der "Speziallack" abhalten, der, so Crawler, technisch jenem einer Gasflasche entspricht. Zur Sicherheit ist trotzdem eine Truma Combi an Bord, die Kunden gegen Aufpreis auch mit Dieselbrenner haben können.
Überhaupt, die Technik: Die LED-Beleuchtung wird über ein opulentes Farbdisplay gesteuert, das aus dem kargen Innenraum förmlich heraussticht. Und so geht man im 535 umher, der sich mit Doppelbett vorn und Etagenbetten in der Mitte sogar Familien andient, und fragt sich, welche Absicht die Marke verfolgt. Dass es ihr Ernst ist, zeigt die Eröffnung eines eigenen Verkaufs- und Servicezentrums in Göppingen.
Robustheit und Reparaturfähigkeit weltweit standen zweifelsfrei ganz oben im Lastenheft. Dem hat sich alles unterzuordnen: die Verarbeitung im Detail, die mit "mäßig" am besten beschrieben ist und der Komfort, der sich im bloßen Vorhandensein von Betten, Küche, Bad und technischer Infrastruktur erschöpft.
Ein schönes Beispiel, aber nur eines von einigen, sind die Stufen am Bug hinauf zum Fahrradträger und weiter aufs Dach, für die Kenntnisse des Freikletterns ein großer Vorteil sind. Auch die schmalen Etagenbetten bieten nur wenig Komfort, weil sie sich auch zum Sofa umbauen lassen müssen. Gegenüber steht eine weitere Sitzbank. Der Esstisch steht auf einem Schwenkbein, das sich im Fotomodell nicht arretieren ließ. Entsprechend hinterließ die Tischplatte hässliche Andenken im Metallmobiliar.
Die Rahmenkonstruktion des Aufbaus erlaubt Crawler, beinahe die gesamte Außenhaut mit Klappen zu übersähen. Hinter der Heckklappe kommt die Küche oder beim Kochen die Natur zum Vorschein, auch das Bad ist von hinten links zu erreichen. Selbst die Sitzgruppe steht mit einem Handgriff halb im Freien.
Vorn rechts fahren Schubladen aus, hinter den Klappen auf der anderen Seite verbirgt sich die Bordtechnik mit Kompressor für die Luftfedern, zwei Akkus, der Heizung und den stählernen Tanks. Stehen alle Luken offen, ähnelt der Batu 535 einem Adventskalender kurz vor Heiligabend. Und sollte das Gespann einmal in misslicher Lage stecken, zieht die 1.300 Euro teure Fünf-Tonnen-Heckseilwinde am Crawler Batu 535 alles wieder aus dem Schlamm. © Caravaning
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