Beim Spezialisten für Campingbus-Aufstelldächer SCA gibt es Workshops zum Einbau eines Dachs in den eigenen Camper. Wir haben die DIY-Days begleitet.

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Tief im Osten der Schwäbischen Alb liegt Königsbronn. Wer seinem Fahrzeug ein Aufstelldach verpassen will, kann hier in zweieinhalb Tagen selbst Hand anlegen – unter fachlicher Anleitung, versteht sich. Die sogenannten DIY-Days der SCA Service GmbH machten das zum vierten Mal möglich.

Pünktlich um acht Uhr morgens am Mittwoch stehen die drei Anwärter auf ein neues Aufstelldach für ihre Campervans in der SCA-Montagehalle parat. Marco kommt mit seinem schwarzen VW T5 Multivan aus dem Sauerland, Caroline und Johannes reisen in einem roten T5 aus München an und Daniel mit seinem olivgrünen T4 Syncro aus dem Deutsch-Schweizer Grenzgebiet. Kaum sind die drei Bullis geparkt, geht es auch schon los. Die Schablonen liegen bereit, werden auf die Fahrzeugdächer aufgelegt und die Umrisse angezeichnet. Die beiden T5 bekommen jeweils das Modell SCA 290 und der T4 ein SCA 112 als neues Dach.

DIY-Anleitung auch für Anfänger

Schnell wird’s dann ernst und laut. Also fix den Lärmschutz in die Ohren, bevor die ersten Löcher in den Ecken gebohrt werden, damit im Anschluss die Karosseriesäge angesetzt werden kann. Es kostet schon Überwindung selbst ins eigene Dach zu schneiden, aber Johannes hat erstaunlich wenig Hemmungen – schließlich ist er genau deshalb hier – und führt das Sägeblatt souverän entlang der Markierung. Marco zögert noch, ihm geht es primär darum, hautnah dabei zu sein und genau zu sehen, was gemacht wird: "Ich habe übers Bulli-Board von den DIY-Days erfahren und mich dann gleich beworben." Daniel hat seinen T4 – wie auch Caroline und Johannes ihren T5 – inklusive Elektrik, Warmwasser und Heizung erst im letzten Jahr selbst auf- und ausgebaut. Keine Frage, dass er auch beim Dach selbst Hand anlegen wollte.

Die Beweggründe für ein Aufstelldach sind bei allen ähnlich: Stehhöhe und mehr Platz natürlich. Caroline und Johannes erwarten Ende 2024 Nachwuchs und wollen in ihrem selbst ausgebauten Bulli dann im nächsten Jahr zu dritt auf Tour gehen. Marco und seine Frau nutzen bisher die Schlafbank im Multivan und freuen sich auf einen Schlafplatz mit Ausblick oder auch mal vier Schlafplätze, falls die beiden Töchter nochmal mitreisen. Daniel, der viel Offroad und zu allen Jahreszeiten unterwegs ist, wünscht sich einfach mehr Bewegungsfreiheit im Fahrzeug-Innenraum.

Ablauf der Montage

Nach dem Aufsägen wird das Dach an den Ecken hochgebogen und dann mit einem Flaschenzug nach oben weggezogen. Bei den beiden T5 werden die Querträger rausgesägt – nur die Aufnahmen dafür bleiben stehen. Auf denen wird später das Dach inklusive integriertem Rahmen und Bett aufgesetzt und verschraubt. Beim T4 ist der Prozess wegen der abweichenden Dachkonstruktion und der fehlenden Auflagen deutlich aufwendiger. Das Dachmodell 112 besitzt keinen eigenen Rahmen. Stattdessen wird ein Verstärkungsrahmen in den Fahrzeug-Ausschnitt eingebaut, um später das Dach daraufzusetzen.

Beim roten Bulli geht es jetzt schon ans Entgraten und Schleifen des Ausschnitts. Johannes steht dabei entspannt im "Kurzzeit-Cabrio", während Marco noch das Abtrennen der Querträger verfolgt. Im Anschluss tragen Johannes und Caroline den Rostschutz auf die Kanten auf. Alle Arbeiten werden von den gut gelaunten SCA-Technikern genauestens angeleitet und verfolgt. Zwischen drei und vier Dächern werden hier wöchentlich für Kunden eingebaut. Da kommt seit Ende 2020, als man begann, die Montage für Endverbraucher anzubieten, eine Menge Erfahrung zusammen.

Nach dem Trocknen des Rostschutzes werden dort, wo vorher die Querträger endeten, die Auflagen für die spätere Verschraubung des Aufstelldachs montiert. Dann wird’s spannend, wenn die Hochzeit von Dach und Fahrzeug erfolgt: Das Aufstelldach wird probeweise aufgesetzt, justiert und geschaut, ob noch irgendwo etwas angepasst werden muss. Markierungen für die nächsten Schritte werden mit Klebeband angebracht. Jetzt muss der Primer am Dach und an der Karosserie als Grundlage für den Kleber aufgebracht werden. Ist auch der trocken, kommt der Kleber auf das, was vom Fahrzeugdach übrig geblieben ist – super gleichmäßig aufgetragen dank elektrischer Kartuschen-Pistole.

Dann wird das Dach final entlang der Markierungen aufgesetzt und von innen verschraubt, sodass schon am frühen Nachmittag des ersten Tages die Dächer bei beiden T5 festsitzen und die Trocknungszeit beginnt.

"Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht", sagt Johannes mit prüfendem Blick, während er schon die Klebeband-Markierungen für das Verfugen anbringt. Caroline und Johannes haben sich für die Standardfarbe Weiß entschieden, während Marco ganz begeistert ist von seinem schicken, schwarzen Dach in Wagenfarbe, das gegen Aufpreis erhältlich ist.

Bei Daniels T4 ist derweil noch einiges an Handarbeit angesagt. Der Rahmen wurde angefertigt und dann vernietet bzw. verschraubt, bevor das Dach probeweise aufgesetzt wurde. Es ist tatsächlich erstmal nur die GfK-Hülle mit dem Stoffbalg, denn auch die Platte für das Bett wird separat eingebaut. Doch auch auf dem T4 ist zum Feierabend das weiße Dach fest montiert. Lackieren wird er es selbst: "Ich habe noch genug von der olivgrünen Farbe übrig", grinst Daniel.

Tag zwei des Einbaus

Donnerstag: Heute stehen die Fugen und die Anpassungen im Inneren an. Das Verfugen ist relativ schnell erledigt, der zeitliche Aufwand für die Ausschnitte im Himmel und das Neuverlegen der Kabel ist deutlich höher. Besonders beim Multivan mit seinem Klimahimmel sind diverse kleine und größere Umarbeiten notwendig. Hier zahlt sich die Versiertheit der SCA-Mechaniker aus, denen Marco zur Hand geht. Beim T4 arbeiten die Jungs noch am Bett, das in das Aufstelldach eingepasst wird.

Als Teil des DIY-Programms steht vor dem Mittagessen noch eine Werksführung mit Werkstattleiter Marc Prüfer an. SCA gehört seit 1987 zur C. F. Maier Firmengruppe und ist der führende Anbieter von Hoch-, Aufstell- und Hubdächer. Die Firmengruppe mit mehreren Standorten im In- und Ausland stellt verschiedene Bauteile aus Kunststoff und faserverstärktem Kunststoff für Nutz- und Sonderfahrzeuge, für Reise- und Freizeitmobile, aber beispielsweise auch für die Medizin- oder Umwelttechnik her.

Historie SCA

2020 wurde die SCA Service GmbH gegründet, um die Dächer nicht nur an Wohnmobilausbauer zu vertreiben, sondern auch direkt bei Endkunden einzubauen. Normalerweise gibt man dann sein Fahrzeug für die Dachmontage für drei Tage ab, oder man bewirbt sich eben um einen Platz bei den DIY-Days, wenn einem der Selbstausbau in den Fingern juckt. Dafür muss man nicht zwangsläufig einen Bulli fahren, denn die Fahrzeugpalette umfasst zehn weitere Marken von Citroën bis Toyota.

Zusätzlich zum Dach kann bei der Gelegenheit auch diverses Zubehör auf- und eingebaut werden, wie z.B. Solarpanels oder eine Markise, aber auch Fenster, eine Standheizung oder zusätzliche Bordelektrik. 2023 montierte SCA inklusive der Vertragspartner etwa 5.000 Dächer, was auch zeigt, dass sich inzwischen die Wartezeiten wieder normalisiert haben – denn 2022 waren es noch rund 12.000 Dächer und Wartezeiten von mehreren Monaten.

Bei den drei Bullis steht am Nachmittag des zweiten Tages nur noch Feintuning und erstes Probeliegen an, bevor es ans gemeinsame Grillen aller Beteiligten geht. Vor Koteletts und Veggie-Würstchen schraubt Johannes aber noch schnell C-Schienen auf das Dach, an denen später Solarpanels befestigt werden, und Marcos Bus bekommt noch eine Top-Rail montiert. Jetzt fehlt nur noch die TÜV-Freigabe, die dank eingespielter Abläufe schnell vonstatten geht. Kurzer Check, neue Fahrzeughöhe messen, und schon können die Papiere klargemacht werden.

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Am Freitag ist gesichert, dass alles perfekt durchgetrocknet ist und der Heimfahrt nichts mehr im Wege steht. Damit das Dach und der Stoffbalg lange halten, gibt es noch ein Pflegeset. Das Fazit der drei: Schritt für Schritt ist es am Ende kein Hexenwerk, ein Aufstelldach einzubauen, aber die große Erfahrung der SCA-Mechaniker, das passende Werkzeug und die optimalen Arbeitsbedingungen machen es viel einfacher. Und die gute Laune der schwäbischen Dächlebauer gibt es gratis dazu.

Kosten für Dach und Einbau:

Die Preise für ein SCA-Dach variieren je nach Modell, Ausstattung, Basisfahrzeug.

Beispiele:

  • VW T4, SCA 112, ab 5.395 €
  • VW T5, SCA 194, ab 5.595 €
  • VW T5/T6, SCA 290, ab 6.695 €
  • Fiat Ducato 6 Meter Länge, SCA 214, ab 5.895 €
  • Für den Einbau beim VW muss man ca. 2.150 € einplanen, bei Klimahimmel eventuell mehr.
  • Beim Fiat Ducato beläuft sich der Aufbau auf ca. 2.000 €.

Bei den Preisen steht "ab", weil sich das auf die Standardfarbe bezieht (jeweils Gelcoat-Weiß), Optionen wie Mini-Heki in manchen Dächern (685 €) oder Lackierung in Wagenfarbe (ca. 1.000 €) machen das Dach dann teurer.

Beim DIY-Workshop entstehen keine Kosten, hierfür kann man sich aber auch nur bewerben und nicht anmelden.

SCA DIY-Days: Nächste Möglichkeit voraussichtlich im Frühjahr 2025.  © Promobil