Mit Rückmeldefahrten verbessern Senioren und Seniorinnen ihre Fahrsicherheit und damit die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer. Campende können damit ihre Fahrkompetenz im Alter erhalten.

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Mit der Freigabe des B-Führerscheins bis 4,25 Tonnen sticht bei der neuen EU-Führerscheinrichtlinie vor allem eine gute Nachricht für junge Wohnmobilfans hervor. Denn die Maßnahme betrifft nur Camperinnen und Camper, die nach 1998 den Führerschein gemacht haben. Für ältere Menschen ist dagegen ein anderer Punkt wichtig: Verpflichtende Gesundheitschecks im Alter sind endgültig vom Tisch. Das dürfte vor allem die Menschen freuen, die nach der Verrentung mit dem Wohnmobil oder Campingbus die Welt bereisen wollen.

Ältere Menschen häufiger an Unfällen Schuld

Gesundheitschecks sind als Überprüfung der Fahrtüchtigkeit umstritten, weil ihnen der Praxisbezug fehlt. Dass die Europäische Union zum Fahren im Alter jedoch gar keine Vorgaben macht, erzeugt auch Kritik. "Stattdessen braucht es wirksame und zugleich praxistaugliche Maßnahmen, um die sichere Mobilität älterer Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Rückmeldefahrten ab 75 Jahren bieten hier einen konstruktiven Ansatz", schreibt der TÜV-Verband in einer Pressemitteilung. Damit verbunden ist die Forderung nach verpflichtenden Rückmeldefahrten ab 75 Jahren.

Diese Forderung hat einen Hintergrund. Ältere Menschen haben zwar in Summe weniger Verkehrsunfälle als jüngere. Laut den Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) tragen Senioren aber häufiger die Hauptschuld bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden. Im Jahr 2023 waren mehr als zwei Drittel (68,1 %) der Unfälle, an denen über 65-Jährige beteiligt waren, durch sie verursacht.

Mit steigendem Alter steigt der Anteil: Bei den über 75-Jährigen wurden 76,7 % der Unfälle von ihnen verursacht, was der höchste Wert aller Altersgruppen ist. Zum Vergleich: Bei Fahrern unter 65 Jahren lag der Anteil der Hauptverursacher bei 54,8 %.

Rückmeldefahrten erhalten Mobilität

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Kompetenzen wie die Reaktionszeit, die Geschwindigkeits- und Umfeldwahrnehmung, das Sichtfeld nehmen im Alter durch die Abschwächung der Sehkraft, körperliche Beeinträchtigungen oder die zurückgehende Stressresistenz wieder ab. Niemand kann genau sagen, wann sich das auf die Verkehrstüchtigkeit auswirkt – manchmal früher, manchmal später.

Rückmeldefahrten sind ein effektives Mittel, um die Fahrtüchtigkeit von Senioren frühzeitig zu überprüfen. Bei dieser Methode wird die Fahrweise in verschiedenen Verkehrssituationen bewertet und gegebenenfalls auf Schwächen hingewiesen. Gerade für Wohnmobilfahrer ist dies wichtig, da das Fahren eines größeren Fahrzeugs mehr Aufmerksamkeit und präzise Reaktionen erfordert. Eine frühzeitige Überprüfung hilft, Unsicherheiten im Straßenverkehr zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern, um sowohl die eigene Sicherheit als auch die der anderen Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.

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"Die Rückmeldefahrt soll dabei nicht in erster Linie das etwaige Einstellen des Fahrens zum Ziel haben, sondern Möglichkeiten zum Erhalt einer sicheren Mobilität aufzeigen", sagt Dr. Thomas Wagner, Verkehrspsychologe bei DEKRA. Ihr Ziel ist es, die Mobilität der älteren Fahrerinnen und Fahrer länger zu erhalten. Freiwillige Rückmeldefahrten ermöglichen Senioren, ihre Fahrtechnik ohne Druck zu überprüfen und gegebenenfalls ihre Fahrweise anzupassen. Die Teilnahme trägt dazu bei, das Vertrauen in die eigene Fahrtüchtigkeit zu stärken. Wer freiwillig Rückmeldefahrten macht, zeigt Verantwortungsbewusstsein und erfährt rechtzeitig, an welchen Punkten er arbeiten muss, vermeidet eventuell den Unfall, der zum Entzug des Führerscheins führt. Das bedeutet nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch mehr und längeren Spaß auf Reisen mit dem Wohnmobil oder Campingbus.

Anbieter sind örtliche Fahrschulen und Prüfgesellschaften

In der Regel finden die freiwilligen Checks in der Nähe des Heimatorts und im Privatfahrzeug statt. Wer ein Wohnmobil oder einen Campingbus besitzt, kann damit fahren. Dabei fährt der Senior gemeinsam mit einem Experten, der das Fahrverhalten in verschiedenen Verkehrssituationen beobachtet und bewertet. Am Ende der Fahrt gibt der Experte eine Rückmeldung zur Fahrtechnik und weist auf mögliche Verbesserungspotenziale hin. Angeboten werden sie von ortsansässigen Fahrschulen oder von großen Automobilverbänden oder Prüfgesellschaften:

Wer seine Fahrsicherheit in Wohnmobil oder Campingbus noch über die Standard-Kompetenzen hinaus verbessern will, kann an speziellen Fahrsicherheitstrainings teilnehmen. Anbieter sind zum Beispiel der ADAC, die Regionalverbände der Deutschen Verkehrswacht und private Fahrschulen.  © Promobil