Südschweden – der Inbegriff für atemberaubende Natur mit endlosen Wäldern, kristallklaren Seen und einer wunderschönen Küstenlinie. Ein perfektes Ziel für einen Wohnmobiltrip, und hier soll uns der nagelneue schwarze Frankia MT7 GDK Neo Black Line ein guter Begleiter sein.
Auf der langen Anfahrt von Ludwigsburg über Dänemark nach Schweden macht uns der Neo im Alltagsbetrieb schon erste Freude. Die Mercedes Basis passt perfekt zum Fahrzeug und überzeugt durch guten Komfort. Zum einen ist der 3,5 Tonner mit den 150 PS adäquat motorisiert und verfügt über genügend Leistung. Zum anderen ist das typische Mercedes-Bedienkonzept auf hohem und sehr funktionalem Niveau. Die Neunstufen-Wandlerautomatik bleibt im Hintergrund und macht stets einen perfekten Job. Die zahlreichen Assistenzsysteme sorgen auf Langstrecken wie auch im Stadtverkehr immer für entspanntes Fahren. Auch das intuitive MBUX Infotainmentsystem mit Sprachsteuerung arbeitet zuverlässig und schnell. Einzig der dünne Sound aus den Lautsprechern überzeugt uns nicht.
Frankia bietet viel Stauraum
Fähre oder Brücke, diese Frage muss sich jeder Schwedenreisende stellen. Wir entscheiden uns für den Landweg, und so überqueren wir zunächst in Dänemark mit der beeindruckenden Storebeltbrücke den Großen Belt. Der Kostenfaktor für zwei Personen und das 6,99 Meter lange Wohnmobil liegt bei ca. 170 Euro hin und zurück.
Und da wir schon in Dänemark sind, machen wir noch einen lohnenden Abstecher nach Kopenhagen. Wir parken etwas außerhalb und nutzen unsere Fahrräder für eine Stadtrundfahrt. Dabei lernen wir eine weitere Besonderheit unseres Wohnmobils schätzen. Zusätzlich zur großen Seitentüre der Heckgarage hat der Frankia eine riesige Heckklappe zum leichten Be- und Entladen. Was mich zu einem absoluten Fan des Neo macht, denn selten war es einfacher Fahrräder rückenschonend zu verstauen. Erstaunlich, was alles in den gewaltigen Heckstauraum passt. Das i-Tüpfelchen zur Perfektion wäre eine Durchladeluke vom Innenraum zur Garage.
Kopenhagen begeistert mit seinem malerischen historischen Hafen, der von bunten Häusern gesäumt ist und zahlreiche Restaurants und Cafés bietet. Ein weiteres Highlight ist das Schloss Amalienborg, auf das wir zur Wachablösung stoßen. Auch sonst gibt es vieles zu sehen: die Freistadt Christiana, die Frelsers Kirche mit der gewundenen Kirchturmspitze, die Frederiks Kirche – eine Rundkuppel wie das römische Pantheon, die wunderschönen Kanäle, Tivoli und das Schloss Rosenborg. Und natürlich die kleine Meerjungfrau, das wahrscheinlich meistüberschätzte Wahrzeichen der Welt. Ein Tag ist für diese großartige Stadt definitiv zu wenig.
Erste Nacht im Frankia MT7 GDK Neo
Abends freuen wir uns auf Dusche und Bett. Das Bad wird durch einen kleinen Trick zur riesigen Nasszelle: Waschbecken und Toilette lassen sich an Auszügen geführt in der Wand versenken und verschaffen so zum Duschen zusätzlichen Raum. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass uns just diese Variabilität zum Verhängnis wurde. Noch vor der Abfahrt nach Schweden mussten wir einen Sondertermin bei der Werkstatt einlegen, da die filigranen Arretierungen der beiden Schubladen ausgebrochen waren. Die beiden Sanitärobjekte sind Mimosen und wollen mit viel Sorgfalt und Liebe nur sanft geschoben und gedrückt, nicht jedoch gezogen werden. Was nicht so einfach ist, da der Gegendruck nur mit einem gewissen Kraftaufwand zu halten ist. Dank des engagierten Frankia Service Partners Karhuja in Böblingen wurde das Problem aber schnell und unbürokratisch aus dem Weg geschafft.
Die Betten verfügen über keinen Lattenrost, stattdessen dient ein Abstandsgewirke als Unterlüftung. Zunächst waren wir skeptisch, doch tatsächlich hat uns nichts gefehlt. Im Gegenteil – die Matratzen waren superbequem. So gut und lange haben wir schon lange nicht mehr geschlafen. Ein kleiner Mangel stellt die Erweiterung der Bettfläche zwischen den Einzelbettren dar. Uns ist es mehrmals passiert, dass sich der Verschlusshebel, der das Unterstützungungsbrett an den Bettrahmen andockt, selbständig verschlossen hat und deshalb das Brett nicht mehr verankert werden konnte. Immerhin lässt sich der Verschluss mit einem Schraubenzieher wieder relativ leicht öffnen.
Kompakte und funktionale Küche
Auch sonst lässt die Ausstattung nur wenig Wünsche offen. Die Sitzgruppe, bestehend aus einer Rückbank in Fahrtrichtung und den drehbaren Fahrer- und Beifahrersitzen, ist nicht so ganz unser Fall. Zwei gegenüberliegende Längsbänke wie im vormaligen Chausson-Dauertestwagen, sind uns da lieber. Der Tisch ist abe gut nutzbar, insbesondere wenn die Zusatzplatte herausgeschwenkt ist.
Die Küche ist kompakt und funktional. Ein kleiner Arbeitsbereich ist vorhanden, und die beiden Brenner reichen für unsere Kochbedürfnisse vollkommen. In den vielen Ausziehschubladen für Geschirr und Kochutensilien findet sich genügend Stauraum. Der kleine Kühlschrank mit dem Mini-Gefrierfach irritierte uns anfangs. Wir haben aber im Laufe der Reise festgestellt, dass weniger manchmal mehr ist. Apropos mehr: was uns fehlte, ist ein Mülleimer. Und generell hätten wir gerne mehr Haken und Stangen für Handtücher etc. gehabt.
Und noch ein kleiner Malus: die Ablage über dem Fahrerhaus ist ein flaches Brett und mangels einer Mulde oder Reling für Krimskrams nicht nutzbar. Zumindest die Ablagen an den Seiten sind dank Spanngummis eine sinnvolle Einrichtung. Ansonsten gibt es über das ganze Fahrzeug verteilt genügend Fächer und Klappen. So findet sich für zwei Personen immer viel Platz für Schuhe, Kleidung und den weiteren Hausrat. Auch sonst macht uns der Frankia mit seinem modern gestalteten Innenraum, der harmonischen Abstimmung der Farben und der Qualitätsanmutung und Verarbeitung Freude.
Überqueren der Öresundbrücke
Ausgeruht geht es am nächsten Tag über die phänomenale 7,8 Kilometer lange Öresundbrücke. Mit 135 Euro für die einfache Mautstrecke (Brücke mit Tunnel) kein billiges Vergnügen, dafür kommen wir schnell und mit atemberaubendem Blick nach Schweden. Der Weg führt uns direkt nach Malmö, wo wir auf einem Wohnmobil-Stellplatz an einem innerstädtischen See parken. Was bei einem Stadtbesuch sofort ins Auge fällt, ist das markante Wahrzeichen der Stadt – der Turning Torso. Dieser architektonisch ungewöhnliche Skyscraper ist zugleich das höchste Wohngebäude Schwedens. Direkt im Anschluss befindet sich der hochmoderne Stadtteil Västra Hamnen mit seiner wunderschönen Uferpromenade und den zahlreichen Restaurants. Zudem lädt mitten im Herzen von Malmö die historische Altstadt mit ihren charmanten, bunten Gebäuden und lebhaften Cafés zum Verweilen und Genießen ein.
Frankia Neo überzeugt mit geringem Verbrauch
Unterwegs entlang der Westküste über Helsingborg und Halmstadt nach Göteborg freuen wir uns über die gemäßigten "Trinksitten" des Mercedes. Bei Autobahnverkehr auf den geschwindigkeitslimitierten Autobahnen in Schweden pendelt sich der Verbrauch zwischen 9 und 10 Litern ein, auf den Landstraßen genehmigt er sich nochmals 1 bis 2 Liter weniger. Unser durchschnittlicher Verbrauch lag bei 8,5 Litern, was in Anbetracht von Größe und Gewicht des Frankias ein toller Wert ist.
Auch im Fahrbetrieb beweist sich der kleine Schwarze als guter Kumpel. Der Motor wird nie brummig, und die Geräuschkulisse bleibt niedrig. Durch den Tiefrahmen des Alko-Fahrwerks zeigt er ein gutes Abrollverhalten. Am Fahrzeug selbst stellen wir keine großen Wankbewegungen fest, der Frankia bewegt sich stets souverän und stabil auf der Straße. Was auch gefällt sind die guten Frontsitze, welche auch bei langen Fahrten kein Ermüdungsgefühl im Rücken aufkommen lassen.
Von Helsinborg bis nach Göteborg
Helsingborg besticht durch die beeindruckende aus dem 14. Jahrhundert stammende Festung Kärnan, welche einen herrlichen Blick über die Stadt und die Öresundstraße bietet. Die charmante Fußgängerzone mit ihren zahlreichen Geschäften, Cafés und Restaurants lädt zum Bummeln ein. Von der Strandpromenade aus werfen wir einen Blick nach Dänemark – Helsingør mit dem Schloss Kronborg auf der anderen Uferseite liegt gefühlt nur einen Steinwurf entfernt.
In Göteborg einen geeigneten Parkplatz zu finden, ist eine Herausforderung. Entweder belegt, zu klein, oder aber – laut Kommentaren in Stellplatz-Apps – Einbruch-gefährdet. Wir parken deshalb etwas außerhalb und starten die Stadtrundfahrt wieder mit dem Fahrrad.
Bei der Flussüberquerung des Göta Älv blicken wir als Erstes auf den Läppstiftet – ein Hochhaus, das an einen Lippenstift erinnert. Dahinter befindet sich der Hafen mit Marinemuseum. Wir wollen jedoch die Kanäle in der Innenstadt und die Haga sehen. Dieses charmante Viertel ist für seine gut erhaltenen Holzhäuser, kleinen Boutiquen und gemütlichen Cafés bekannt. In der Markthalle kaufen wir ein Brot für 8 Euro. Sehr lecker, aber an die hohen Lebensmittelpreise können wir uns nicht so richtig gewöhnen. Den Tag schließen wir mit einem Besuch der Feskekörka ab. Diese markante Fischmarkthalle, die wie eine Kirche aussieht, bietet frische Meeresfrüchte und lokale Spezialitäten. Wir genießen ein leckeres Fischgericht und wissen: hier kannst du die schwedische Küche in ihrer besten Form erleben.
Zum Übernachten fahren wir weiter und suchen uns ein Plätzchen an einem See. Viele Kommunen bieten den mobilen Reisenden schöne Stellplätze zum Übernachten an. Entweder gegen geringe Parkgebühren, gelegentlich auch ganz ohne Kosten, und manchmal sogar mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Nur Stromanschluss fehlt eigentlich immer, was schade ist, da wir doch über eine perfekt in das Fahrzeug integrierte Kabeltrommel verfügen.
Ausstattung des Campers
Und wenn wir schon dabei sind, können wir noch einen genaueren Blick auf die Ausstattung werfen. Der flexible Schlauch zum Ablassen des Grauwassers ist eine gute Lösung. Der Zugang zum Frischwassertank ist perfekt. Es gibt einen Flaschenauszug für zwei Gasflaschen, eine Thule-Markise, ein Solarpanel und einen Ladebooster. Leider hat uns letzterer etwas Kopfzerbrechen bereitet. Während das Solarpanel bei Sonne seinen Job macht und den LFP-Akku auflädt, verweigert der Booster im Fahrbetrieb das zusätzliche Laden des Akkus. Richtig unangenehm wird es bei leerem LFP-Akku. In diesem Fall wird offenbar sogar Ladung von der Starterbatterie abgezogen, was schnelles Handeln und Laden am Feststrom notwendig macht. Dies schränkt uns in der Autonomie deutlich ein und zwingt uns über die gesamte Reise spätestens alle drei Tage an eine Camping- oder Stellplatzsteckdose.
Die Tour führt uns weiter quer durchs Landesinnere zum Vätternsee, dem zweitgrößten See Schwedens. Dort besuchen wir in Jönköping das Tändsticksmuseet (Streichholzmuseum), der Ort, wo im 19. Jahrhundert das erste Sicherheitszündholz entstand. Wer Süßes mag sollte in Gränna – der Heimat der rot-weißen Zuckerstangen – einen Stopp einlegen. Weiterhin ist ein Trip entlang des Göta Kanals empfehlenswert. Nicht nur die Landschaft ist reizvoll, insbesondere die insgesamt 58 Schleusen sind einen Besuch wert. Jede hat ihren eigenen Charme. Berg Slussar mit ihren insgesamt 7 Schleusenstufen, über die eine Höhendifferenz von 18,8 Metern überwunden wird, ist sicherlich die bekannteste.
Tolle Aussicht auf dem Svampen in Örebro
Einen weiteren Halt legen wir in Örebro ein. Neben dem Örebro Slott, einem Schloss aus dem 13. Jahrhundert, ist ein Besuch des Svampen empfehlenswert. In diesem alten pilzförmigen Wasserturm kann man kostenfrei die Aufzugfahrt und eine tolle Aussicht genießen. Weiteres Highlight in Örebro ist Wadköping, ein Freilichtmuseum mit vielen Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Unser letzter großer Tourstopp führt uns nach Stockholm. Die Stadt verteilt sich auf 14 Inseln, die durch über 50 Brücken verbunden sind. Die Altstadt Gamla Stan beeindruckt mit ihren wunderschönen Häuserfassaden und historischen Sehenswürdigkeiten wie dem Königlichen Palast. Unser Highlight ist das Vasa-Museum, das ein gut erhaltenes Schiffswrack aus dem 17. Jahrhundert beherbergt und einen faszinierenden Einblick in die maritime Geschichte bietet.
Und wer – wie wir – die Popgruppe ABBA liebt, muss unbedingt deren Museum besuchen. Beschwingt, mit dem Song "Money Money Money" im Kopf machen wir uns entlang des Schärengartens über Vimmerby (ein Muss für alle Astrid Lindgren Fans), Kalmar und Karlskrona wieder auf die Rückfahrt nach Hause und überlegen, wo wir 110.000 Euro für den schwarzen Neo auftreiben können. © Promobil
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.