Von der Adria, durch Umbrien bis an die ligurische Küste: Diese Tour durch Italien verspricht einmalige Frühlings-Erlebnisse.

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Chioggia ist mit vielen Kanälen durchzogen und wir kommen uns vor wir in Venedig, das fast in Sichtweite liegt. Es ist nur alles etwas kleiner, sogar eine Kleinausgabe der Rialtobrücke gibt es. An den Kanälen liegen unzählige Fischerboote und ein paar Meter weiter wird der frische Fang an kleinen Marktständen dargeboten. Entlang der Wasserwege und in verkehrsberuhigten Straßen freuen wir uns über kleine Geschäfte, Bars und Restaurants. Anders als Venedig ist die Lagunenstadt Chioggia vom Massentourismus verschont geblieben.

Am nahen Strand von Sottomarina ist nicht zu übersehen, dass die Saison noch nicht begonnen hat. Anfang Mai liegen hier noch überall Treibholz, Algen und angeschwemmter Unrat herum. Aufgeschüttete Sandberge warten darauf, verteilt zu werden. Dennoch fehlt es an nichts, um lange Strandspaziergänge zu unternehmen. Einige Lidos haben schon geöffnet und auch Strandverkäufer ziehen am Meer entlang, was dann doch eine nette Urlaubsstimmung aufkommen lässt. Maritimes Flair verbreitet auch der lange Kai von Sottomarina mit seinen vielen Fischerhäusern, an dem Senknetzfischerei betrieben wird.

Mit dem Wohnmobil nach Ravenna & San Marino

Ravenna ist unser nächstes Ziel. Wir nehmen die Landstraße. Eine unglückliche Entscheidung, denn die Fahrbahnen sind in einem schlechten Zustand und ziemlich schmal für ein ausgewachsenes Wohnmobil. Bei jedem entgegenkommenden Lkw halten wir die Luft an, ob wir nicht doch kollidieren. In Ravenna fahren wir zum fünf Kilometer entfernten Agriturismo Bio Camping und nutzen gleich das Mini-Restaurant für einen leckeren Mittagssnack. Der Padrone kocht persönlich und bereitet leckere Piadine zu. Dazu gibt es Wein aus eigenem Anbau. Piadine ist eine Art Fladenbrot, das mit Gemüse, Käse und/oder Schinken belegt wird. Man bekommt es fast überall in der Emilia-Romagna. Gut gestärkt fahren wir mit den Rädern in die Altstadt von Ravenna. Touristen sehen wir kaum, doch sind an diesem Tag umso mehr Schulklassen unterwegs, die alle in die berühmte Kirche San Vitale drängen. Wir verzichten dann doch auf einen Besuch und finden andere sehenswerte Kirchen und Plätze wie den Piazza del Popolo.

Von hier zieht es uns nach San Marino, in den fünftkleinsten Staat der Welt. Der Campingplatz liegt nur etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Wir nehmen den Bus, der direkt am Platz abfährt, da der Fußweg in Serpentinen steil hinauf in das Centro Storico geht. San Marino mit seinen drei Türmen ist hoch gelegen und wir haben eine wunderbare Aussicht bis zur Adria.

Da wir recht früh unterwegs sind, liegt noch Morgendunst in der Luft, der sich später zugunsten eines strahlend blauen Himmels verzieht. In San Marino fühlen wir uns wie in einer Miniaturwelt. In der mittelalterlichen Altstadt gibt es alles, aber kleiner und auf engstem Raum: Burganlage, Schloss, Casino, Kathedrale, Museen, Restaurants und Geschäfte. In den Shops wird größtenteils keine billige Touristenware angeboten. Es lohnt sich übrigens, mit leerem Tank anzureisen. Durch die niedrigen Steuern ist der Sprit in San Marino etwa 30 Cent pro Liter günstiger.

Menschenleere Strände im Frühling

Diesmal fahren wir über die Autobahn weiter, nach Scossicci bei Porto Recanati und quartieren uns für ein paar Tage auf dem Camping Bellamare ein. Der Platz liegt wirklich direkt am Strand. Kein Weg und keine Straße trennt ihn vom Meer. Es ist noch nicht viel los. Wie die meisten Campingplätze, die wir sehen, ist auch Bellamare nur zu einem Viertel belegt. Strandbars, Pools, Supermärkte sind größtenteils noch geschlossen. Für den Strand ist das von Vorteil, er ist fast menschenleer.

Erst Anfang Juni verwandelt sich offenbar der Küstenbereich in eine familienfreundliche Partyzone. Vergnügungs- und Wasserparks, Kartbahnen und Bars haben dann bis tief in die Nacht geöffnet. Hiervon bekommen wir glücklicherweise noch nichts mit. Wir fahren mit den Rädern in die benachbarten Örtchen Porto Recanati, Marcelli und Numana, mit toller Aussicht auf den Hafen und Fischerboote. Hier macht alles einen schönen, gepflegten Eindruck.

Ursprünglich wollten wir noch etwas weiter Richtung Süden fahren. Aber wir merken, dass die Straßen nicht besser und die Campingplätze für Wohnmobile ungeeigneter werden. Vans und Campingbusse sind hier besser dran. Vom Radfahren auf den engen und stark befahrenen Straßen rät man uns aus Sicherheitsgründen ab. So entscheiden wir uns, landeinwärts zu fahren, nach Umbrien, in die Toskana und an die ligurische Küste.

Die verborgenen Perlen in Umbrien

Wir landen in Umbrien am Lago Trasimeno, dem viertgrößten See Italiens, in Passignano. Camping La Spiaggia ist ein äußerst adretter Campingplatz direkt am Ufer gelegen, mit Pool und Restaurant. Die Sanitäranlagen sind im Vergleich mit den zuletzt besuchten Plätzen mal wieder von besserer Qualität und auch das Wasser zum Duschen ist endlich heiß. Schöne Radwege, meist geschottert, führen am See entlang und in hübsche Örtchen, wo es regionale Produkte zu kaufen gibt.

Die Isola Maggiore kann man von Passignano mit einem Traghetto besuchen. Wir sind an einem Wochenende hier und die Promenade und die Restaurants füllen sich mit fröhlichen Ausflüglern nach italienischer Art. Einziges Manko zu dieser Zeit: Der See ist zum Schwimmen nicht geeignet. Algen und tote Fische am Ufer trüben die Idylle.

Die Toskana ist von hier aus nicht weit. Uns erwartet eine Bilderbuchlandschaft wie im schönsten Reiseprospekt. Zypressen, Weinberge, bunte Felder, leuchtende Farben, alles sieht aus wie gemalt. Montepulciano empfängt uns mit engen Gassen und vielen einladenden Geschäften ohne Massenware. Die vielen Cantinas sind jedoch sehr hochpreisig und gut frequentiert. Wir haben Glück, plötzlich sind sämtliche Bustouristen verschwunden, vermutlich bei Führungen. So können wir locker durch die schönen Gässchen bummeln und finden noch eine günstige Cantina, wo wir eine kleine Weinprobe inklusive Piatto freddo für gut 30 Euro genießen. Für nur fünf Euro haben wir auf dem Parkplatz P5 tagsüber geparkt, der nur donnerstags für den Wochenmarkt gesperrt ist. Für 24 Stunden wären zehn Euro fällig. Die Altstadt von Montepulciano ist vom Parkplatz in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar.

Mittelalterliche Altstadt von Volterra

Als Nächstes besuchen wir Volterra. Der Campingplatz ist gerade wegen einer Baustelle für uns schwer erreichbar und wir nehmen den Stellplatz direkt am Stadttor. An einer alten Zisterne vorbei geht es über lange alte Treppenstufen hinauf in die Altstadt. Volterra wirkt noch mittelalterlicher als die bisher besuchten Städtchen. Auch hier wird noch gelebt, kein Massentourismus – obwohl im Frühjahr schon einige Besucher unterwegs sind. Einmal mehr stellen wir fest, wie gut wir bisher in Italien ohne Italienisch durchkommen. Nahezu jeder spricht hier ein gutes Englisch.

Nun steuern wir Cecina an der toskanischen Mittelmeerküste an. Da wir auch Pisa besuchen wollen, bleiben wir drei Tage, um dort nicht am Wochenende einzutreffen. Am Rand von Cecina finden wir den ruhig gelegenen Agricampeggio Ippocampo. Ein sehr gepflegter Platz, wieder mit guten Sanitäranlagen, Pool und kleiner Bar. Die Stadt Cecina und der Badeort Marina di Cecina sind jeweils nur knapp zwei Kilometer entfernt und über Radwege gut zu erreichen. Wir fahren direkt an den Strand und zur Promenade. Anders als kürzlich noch an der Adria hat hier Mitte Mai schon nahezu alles geöffnet.

Marina di Cecina verfügt über eine ansehnliche lange Promenade und gute Einkaufsmöglichkeiten. Dagegen wirken die einzelnen Strandabschnitte weniger einladend. Sie sind nur über die Bagnos gegen Gebühr betretbar, was wir schade finden, aber in Italien keine Seltenheit ist.

Naturschutzgebiet mit Pinienwald

Südlich von Cecina beginnt die schöne Riserva naturale Tomboli di Cecina. Wir fahren mit den Rädern viele Kilometer durch den Pinienwald entlang der Küste. Hier entdecken wir einige Strandzugänge, die nur per Rad oder zu Fuß erreichbar sind. Man kann am naturbelassenen Küstenbereich erkennen, dass es auch hier im Winter stürmisch wird. Dadurch sind die Strände sehr schmal und es gibt einiges an Waldbruch. Aber das türkisblaue Meer und der warme Sand lassen uns das schnell vergessen. Die warmen Abendstunden genießen wir mit leckeren italienischen Köstlichkeiten auf dem gastlichen Agricampeggio.

Von den Nachbarorten Vada, Mazzanta und Marina di Bibbona sind wir etwas enttäuscht. Auf uns wirken die Örtchen in der Vorsaison nichtssagend, viele Hotels und Apartmentanlagen sind noch geschlossen.

Touristenhochburg Pisa

Nach dem Wochenende fahren wir nach Pisa, genauer gesagt zum Camping Torre Pendente. Wir sind überrascht. Für einen städtischen Durchgangsplatz ist das Camping Village doch in vieler Hinsicht ein positives Erlebnis. Selbst für nur eine Übernachtung werden wir überaus freundlich empfangen und erhalten umfangreiches Infomaterial. Der berühmte Torre ist nicht weit, nach nur 20 Gehminuten sind wir schon da. Aber bevor wir den schiefen Turm zu Gesicht bekommen, müssen wir uns an vielen Straßenhändlern vorbeiwinden. Unsere Entscheidung, an einem Montag hierherzufahren, war richtig. Touristenfrei ist es hier wohl nie, aber alles hält sich doch sehr in Grenzen. Es ist interessant zu beobachten, welche Kapriolen Touristen anstellen, um ein "Stützfoto" in passender Perspektive mit dem Turm zu machen.

Nach dem Pflichtprogramm kehren wir noch in einer netten Bar ein und ziehen weiter auf die andere Flussseite Richtung Piazza Vittorio Emanuele II und gehen durch die sehenswerte Einkaufsstraße Corso Italia zurück. Die Restaurants locken Gäste mit ausgestellten Menüs oder übergroßen Aperol-Spritz-Gläsern an. Hier drüben auf dem anderen Ufer des Arno lässt auch gleich der Touristenstrom deutlich nach und alles wirkt wegen der vielen Studenten und Schüler gleich ein bisschen italienischer. Insgesamt hat Pisa uns sehr positiv überrascht und unser nächster Besuch fällt sicher länger aus, um die Stadt auch mal bei Nacht zu erleben.

Auf dem Rad durch Ligurien

Als letztes Ziel in Italien entscheiden wir uns für einen Radweg in Ligurien: die Pista del Fiori (Imperia-Radweg) an der Riviera di Ponente. Dieser, wie sich herausstellt, sehr schöne 30 Kilometer lange Radweg (unterteilt für Radfahrer und Fußgänger) verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse zwischen Imperia und Sanremo. Er ist direkt an der felsigen Küste gelegen und wird von Kakteen, blühendem Oleander und langen Tunneln gesäumt. Stopps zur Stärkung bieten angrenzende Dörfchen oder Bars, die direkt am Weg liegen.

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Als schwieriger erweist sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz. An der ligurischen Küste sind die Campingplätze recht rar und beengt. Oft reichen die Fläche und die schmale Zufahrt nur für kürzere Fahrzeuge. Wir sind froh, auf einem kleinen, einfachen Camping für unser Wohnmobil noch einen Platz zu bekommen. Damit haben wir den Endpunkt unserer Italientour erreicht. Nur 50 Kilometer trennen uns von der französischen Grenze und wir beschließen, durch das Nachbarland zurückzufahren.

Stellplatz Tipps entlang der Route

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