Im Vergleich mit anderen Verkehrsarten gilt das Fliegen als extrem sicher. Bis jetzt. Nach dem Abschuss des Fluges MH17 und dem Absturz einer Air-Algerie-Maschine über Mali, fragen sich viele Urlauber, wie sicher ihre Flugrouten sind.
Je nach Situation gibt die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) sogenannte "Notices to Airman" (Mitteilungen für Flieger) heraus, welche die Sicherheitslage in Krisenherden beleuchten. Für die Einstufung von gefährlichen Zonen gelten Kampfhandlungen, Waffensysteme, politische Ordnung und Vulkanaktivitäten als wichtigste Kriterien. In der Ausgabe vom 24. Juli stuft die FAA folgende Länder als verbotene Zonen für die US-Luftfahrt ein: Ostukraine, Krim, Irak, Libyen, Nordostäthiopien, Somalia und Nordkorea.
So reagiert die Lufthansa auf die Krise in der Ostukraine
Allerdings sind die Vorgaben der FAA für Fluggesellschaften außerhalb der USA nicht bindend. So lässt es sich erklären, dass Malaysia-Airlines-Flug MH17 - trotz Warnungen - über der Ukraine in die Katastrophe flog. Andere Airlines, wie beispielsweise die der Lufthansagruppe, hatten sich schon früher auf die zunehmend gefährliche Situation im ukrainischen Luftraum eingestellt.
"Aufgrund der verschärften Sicherheitslage und der Luftraumsperre umfliegen die Airlines der Lufthansa Group den ostukrainischen Luftraum seit dem 17. Juli weiträumig", berichtet Konzernsprecher Helmut Tolksdorf. "Darüber hinaus hatte Lufthansa bereits vor Wochen den Überflug über die Krim ausgesetzt und ihre Flugrouten entsprechend angepasst." Zu dem Firmenverbund gehören neben der Muttergesellschaft Airlines wie Austrian, Brussels, Swiss und Germanwings.
"Der Luftraum über der Ukraine wurde mittlerweile durch die Ukraine gesperrt, Flüge sind dort nicht möglich. Für Verbindungen von Europa nach Asien werden Alternativrouten, die um das betreffende Gebiet herumführen, zur Verfügung gestellt," fasst Vera Moosmayer, Sprecherin des Verkehrsministerium die Situation für die Region zusammen.
US-Luftfahrtbehörde gibt Tel Aviv wieder frei
Die FAA untersagte US-Flugzeugen Ende Juli außerdem kurzzeitig, den israelischen Flughafen in Tel Aviv anzusteuern. Dieser Einschätzung hatten sich die Lufthansa und ihre Tochtergesellschaften angeschlossen. Nachdem die FAA die Restriktion aufgehoben hat, ist die Lage derzeit unübersichtlich. Einige Gesellschaften wie Air France, Lufthansa und Air Berlin streichen weiterhin die Verbindungen nach Tel Aviv.
"Wir entscheiden das immer wieder neu nach Sichtung der Lage. Im konkreten Fall haben wir deutsche, israelische und andere internationale Kontakte genutzt, um die Situation zu bewerten", beschreibt Helmut Tolksdorf das Vorgehen von Lufthansa. British Airways ordnet die Situation offenbar anders ein: Die Briten kündigten an, wieder auf dem Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv landen zu wollen.
Gefährliche Flugrouten: Unterschiede bei den Höhen
Für etwas weniger gefährliche Regionen setzt die FAA den US-Maschinen unterschiedliche Flughöhen fest. Vor knapp zwei Wochen galt der Überflug der Ostukraine laut dem US-Politik-Magazin "New Republic" noch als "kritisch", aber nicht "verboten". Damals habe die ukrainische Regierung wegen Boden-Luft-Raketen vor Flügen unterhalb von 32.000 Fuß (9.753,6 Meter) gewarnt. Der MH17-Flug war 33.000 Fuß (10.058 Meter) über der Ostukraine unterwegs. Mittlerweile ist aber klar, das BUK-Raketen Ziele bis zu einer Höhe von 82.000 Fuß (24.994 Meter) abschießen können.
Für den Kongo existiert dagegen mit 15.000 Fuß (4.572 Meter) eine niedrige Untergrenze, weil die Rebellen technisch schlechter ausgerüstet sind als die prorussischen Separatisten. Auch bei anderen problematischen Regionen ist unter Umständen ein Überflug möglich. Die FAA stuft die folgenden Länder als Hoch-Risiko-Gebiete ein, deren Luftraum aber passiert werden kann: Kongo, Mali, Kenia, die Sinai-Halbinsel, Jemen, Iran und Afghanistan.
Wer sich über die momentane Situation am Himmel in seiner Urlaubsregion informieren möchte, findet auf "Flightradar24" die aktuelle Übersicht.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.