Seit September führt Deutschland vorübergehend Grenzkontrollen durch. Staus und Wartezeiten gehören für Pendler und Tagesreisende seitdem zum Alltag. Manche befürchten gar Auswirkungen auf den Tourismus in den Grenzregionen.

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Kilometerlange Staus, blanke Nerven: Viele Pendler hatten diesen Freitag regelrecht herbeigesehnt.

Eigentlich hätte da mit den Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze Schluss sein sollen. Weil das Bundesinnenministerium die Maßnahmen nun um weitere drei Monate verlängert hat, ist die Ernüchterung groß.

Riesige Staus auf A3 und A8

Auf bis zu 20 Kilometern Länge standen die Autos in den vergangenen Wochen auf der A3 bei Passau oder auf der A8 bei Bad Reichenhall aus Richtung Österreich, zwei besonders betroffene Übergänge.

"Ich kann den Unmut in der Bevölkerung schon verstehen, wenn durch die Grenzkontrollen der tägliche Ablauf beeinträchtigt wird und man an den Ausweichstrecken einer erhöhten Verkehrsbelastung ausgesetzt ist", sagte der Passauer Landrat Franz Meyer gegenüber der "Passauer Neuen Presse".

Da der Flüchtlingsstrom nicht abreiße, seien "Kontrolle und Registrierung hier zwingend auch weiterhin geboten", behauptete Meyer: "Wir müssen wissen, wer zu uns kommt."

Fahrzeuge nehmen Ausweichrouten

An der Effektivität der Maßnahmen sind allerdings Zweifel angebracht. Für Schleuser ist es ein Leichtes die Checkpoints zu umgehen, indem sie - wie viele andere Autofahrer auch - vor der Kontrollstelle von der Autobahn abfahren.

Auf der A3 bei Passau geschieht dies hauptsächlich auf der Abfahrt Pocking.

Folglich hat sich das Verkehrsaufkommen auf vielen Bundes- und Landstraßen in der Grenzregion erheblich erhöht. Genau wie die Lärm- und Schadstoffbelastung – zum Unmut der Anwohner.

"Das ist die reine Schikane!"

Manche ärgert auch, dass an den großen Straßen kontrolliert wird, aber viele Flüchtlinge wenige Kilometer daneben dennoch ins Land kommen, notfalls über die grüne Grenze.

"Das ist die reine Schikane", schimpfte eine Autofahrerin, die beruflich jeden Tag zwischen Passau und Pocking (Landkreis Passau) pendelt.

784 Kilometer verbinden Deutschland und Österreich, das wissen die Schleuser natürlich. Wenn sie das Risiko eines Grenzübertritts scheuen, schicken sie die Asylsuchenden eben entlang der Bahngleise, wo sie sich schlecht verirren können.

Wer mit der Bahn zwischen Österreich und Bayern verkehrt, sollte daher mit Verzögerungen rechnen: Auf behördliche Anweisung mussten Strecken schon mehrfach unterbrochen werden, weil Flüchtlinge auf den Gleisen unterwegs oder die Züge überfüllt waren.

Ski-Regionen befürchten Nachteile

Ob die Kontrollen den Tourismus beinträchtigen werden, ist derzeit noch unklar. Die Wintersaison steht erst noch vor der Tür.

Nach einem Bericht des "ORF" fürchten einige Skiorte und Seilbahnbetreiber in Österreich, dass bayerische Tagesgäste aus dem Großraum München ausbleiben und in Richtung Bayerischer Wald oder Tschechien abwandern könnten.

Schließlich ist das Ski- oder Snowboardvergnügen dort ebenfalls möglich. Was für die eine Seite einem Verlust entspräche, wäre für die andere ein Gewinn.

Am Großen Arber, dem größten Familienskigebiet im Bayerischen Wald, hält man höhere Besucherzahlen aufgrund der Grenzkontrollen für realistisch.

Bayerischer Wald könnte profitieren

"In Anbetracht der aktuellen Situation wäre es durchaus denkbar, dass die Skifahrer den Grenzübertritt vermeiden wollen", erklärte Thomas Liebl von der Arber-Bergbahn der "Passauer Neuen Presse".

Für die Gesamttourismus-Lage im Bayerischen Wald sei ein erhöhtes Wintersportaufkommen positiv.

Der wirtschaftliche Verlust durch ausbleibende Tanktouristen dürfte derweil kaum ins Gewicht fallen. Genaue Zahlen sind dazu nicht bekannt.

So viel ist sicher: Viele Anwohner der Grenzregion wünschen sich ein baldiges Ende der Kontrollen. Ob es im Februar tatsächlich dazu kommt, hieß es am Mittwoch aus dem Bundesinnenministerium, sei noch offen.

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