Einst musste ein Caravan leicht sein, denn das Wirtschaftswunder war eher bedächtig motorisiert. Heute weisen E-Autos und nachhaltiges Denken in dieselbe Richtung. Wir wagen zum Geburtstag mal den – nicht ganz ernsten – Vergleich der Generationen.
Freunde moderner Elektroautos und Fans klassischer Oldies haben mehr gemein, als man im ersten Moment denkt. Klar, in beiden Gruppen finden sich überzeugte Caravanisten, und das sind immer nette Leute. Doch geht es hie wie da stets um das, was man an den Haken nehmen darf. Denn sobald wir mal die Zugochsen vom Schlage eines dicken V8 US-amerikanischer Provenienz oder teure elektrifizierte SUV und Mittelklässler außen vor lassen, stehen Wohnanhänger mit dreistelligen Kilowerten hoch im Kurs.
Klassiker vom Schlage eines Dübener Ei oder eines Knaus Schwalbennest, beides rollende Legenden, schauen nicht nur gut aus, sie plagen auch den Trabbi oder Käfer vorne dran nicht zu sehr. Und zwar weder bergauf noch bergab: Man will ja weder mit glühendem Motor noch mit glühender Bremse stranden. Denn das ist nicht nur gefährlich, es geht auch ins Geld.
Was hat sich mit der Zeit verändert?
Moderne Stromer haben hier weniger Risiken im Gebälk, und doch begrenzt die oft eingeschränkte Anhängelast die caravanistischen Möglichkeiten. Nicht wenige E-Autos dürfen überhaupt keinen Anhänger ziehen, andere haben lediglich eine Kupplung zur Aufnahme eines Fahrradträgers. Dann ist zumindest eine Stützlast erlaubt, aber das hilft uns ja auch nicht weiter. Und wenn ich als Hersteller Anhängelast gestatte? Dann muss ich drauf achten, dass der Anhänger mein Antriebssystem nicht überlastet und wie gut sich die Batterie im Fall einer Dauerstromabgabe am Hang schlägt. Natürlich zieht ein Stromer bärig voran – doch stemmt das Thermomanagement des Akkus auch den Ritt über den Fernpass? Im Hochsommer?
Und schließlich reduziert sich die Reichweite im Gespannbetrieb massiv. Das fällt natürlich bei Elektroautos mit ihrem ohnedies geringeren Aktionsradius und der gleichzeitig längeren "Tankdauer" je nach Fahrstrecke stärker ins Gewicht. Denn wenn sich machbare Reichweiten auf 200 Kilometer oder so halbieren, sind längere Urlaubstouren nicht eben entspannt. Zumal der Stopp an der Stromquelle mitunter das Abkoppeln des Caravans erfordert, was selbst mit einem Mover nervt. Und: "Wo hab ich jetzt schon wieder dieses vermaledeite Deichselschloss?"
Vom T1 zum ID.Buzz
Hängt der Puck am T1, dann genügt ein Vorhängeschloss, wobei der urige Bulli von 1957 ohnedies keinen Strom braucht. Tapfer zieht der 1,2-Liter-Boxer die Fuhre, es wird gereist und nicht gerast, wobei der Puck sich gut im Windschatten des Dachträgers duckt. Freilich sind Steigungen kein wirklicher Spaß mit 30 PS: Voll beladen wiegt der Puck rund 400 Kilo, das sind 80 Prozent der offiziell eingetragenen Zugleistung. Beim ID.Buzz ist es nicht anders: Er darf 1.000 Kilo anhängen, der 310er wiegt rund 800, passt also. Das Gewicht spürt man kaum am bärigen Stromer mit seinen 204 PS, dank Antischlingerkupplung fährt dieses Gespann wie auf Schienen.
Der Fortschritt ist deutlich spürbar, keine Frage, die Reichweite indes halbiert sich gegenüber dem T1. Spannend: Als GTX mit 340-PS-Doppelmotoren und Allrad wird der ID.Buzz künftig 1.800 Kilo ziehen dürfen. Und wo wir schon Zahlen jonglieren: Der Puck kostet Ende der 1950er genau 3.190 Mark, also ziemlich exakt das Brutto-Jahreseinkommen eines bundesdeutschen Arbeitnehmers, das lag .1959 bei 3.144 DM. Der Bulli lag gut doppelt so teuer, für ihn musste man also flott zwei Jahre arbeiten.
Schauen wir in die Jetztzeit: Der Bruttomonatsverdienst rangierte laut Statistischem Bundesamt zuletzt bei 4.323 Euro, für einen Eriba in der hier zu sehenden Vollfettstufe zu rund 30.000 Euro muss Otto Normalverbraucher "nur" noch sieben Monate arbeiten, für den coolen ID.Buzz zu rund 77.000 Euro deren 17,8. Und das bezieht sich jetzt auf die Preise der gezeigten Fahrzeuge, bei den Basispreisen (Eriba Touring 310: ab 24.990 Euro; ID.Buzz Pro: ab 64.581 Euro) sieht man noch mehr, dass man heute spürbar weniger lang arbeiten muss, um sich ein Fernweh-Gespann leisten zu können, als dies Ende der 1950er Jahre der Fall war. War früher wirklich alles besser?
Vom Puck zum Touring
Nach diesem Exkurs zum Thema "Zugfahrzeug" kommen wir nun endlich zu den beiden Protagonisten dieser Geschichte. Beide Wohnwagen teilen sich Namen und Herkunft, beide haben ihre Wurzeln in Bad Waldsee, wobei der ab Februar 1958 ausgelieferte Puck schon 1960 um eine Handspanne wuchs, auch zusätzliche Fenster hielten Einzug, ursprünglich gab es die nur seitlich. Dennoch begründete das Wägelchen eine ganze Sippschaft an Fernwehlegenden: Puck, Faun und Troll machten den Anfang, später folgten Pan, Triton oder Titan.
Und auch der Puck wandelte sich, in den 1970er-Jahren verschwanden beispielsweise die Echtglasscheiben, wie sie das hier gezeigte Modell noch hat. Zwei seitlich, eine hinten, vorne gar eine geknickte, indes aus Plexiglas, sorgen für Licht in der Villa. Diese wurde uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Familie Prahl aus Heilbronn. Alex, Sandra und Söhnchen Oskar nutzen den historischen Wohnwagen freilich auch ganz normal als Urlaubsgefährt. Manchmal hängt er am Käfer, manchmal am Bulli, doch auch ohne Auto erregt der in außerordentlich gutem Zustand befindliche Caravan Aufsehen. Und oft kommt die Bitte auf, doch mal einen Blick ins wohnliche Innere werfen zu dürfen.
Klassisch findet sich die Küche im Bug, der zweiflammige Gaskocher wie auch die Heizung werden von einer Propanflasche versorgt, die Edelstahlspüle bedient sich aus einem Kanister, Wasser und Gas reisen im Küchenblock. Oben am Dach finden sich Hängeschränke, im Heck wartet die Sitzgruppe auf bis zu vier Personen. Ist das kleine Hubdach oben, ist das Raumgefühl überraschend opulent für einen so kompakten Wohnwagen. Für die Nacht wird die Sitzgruppe zum Bett umgebaut, eine klappbare "Extension" vergrößert die Liegefläche ein wenig.
Auch im zweifarbig lackierten Youngster findet sich das Dormitorium im Heck, hier misst das Bett 140 auf 188 Zentimeter, gegen 625 Euro Aufpreis gibt es eine Sitzgruppe. Mit weiteren 1.490 Euro wird die Ausstattungslinie "Urban" berechnet, das kratzfeste Dekor schaut aber auch gut aus! Und wo wir es schon vom Look haben: Das bunte Trio "Nugget Gold", "Tango Red" und "Harbour Blue" huldigt so herrlich lebensfroh dem Retrolook, dass es eine Freude ist.
Für die Editionsmodelle werden 3.690 Euro zusätzlich verlangt, dafür aber sind die Seitenwände, der Bug und das Heck aus Glattblech, das Chrompaket mit den passenden Außenanbauteilen sowie die Leichtmetallfelgen, das Steinschlagschutzblech oder der edelstählerne Bumper werten die Optik zusätzlich auf. Innen wiederum sorgt das Ambientelicht für die passende Stimmung, und auch die zusätzlichen Multifunktions-Akkuleuchten seien erwähnt.
Stehen die beiden Fahrzeuge nebeneinander, dann beginnt der Caravanist sofort zu vergleichen, das Auge des Betrachters freut sich über erkennbare Gemeinsamkeiten, man wird zum Kind im Wimmelbild. Dieselbe Gasflaschengröße für Heizung und Herd ist gesetzt, heute ist die Buddel eben gedoppelt, und das Fach ist von außen zugänglich. Doch das Alublech am Bug sorgt noch immer für Schutz vor Steinschlägen. Und erst das Hubdach: Während der Fahrt verbessert es die Aerodynamik, im Stand die Innenhöhe, selbst die Sicherungshaken haben sich seit Jahrzehnten kaum geändert. Und die dreieckigen Öffnungen im Balg schon gar nicht! Und wo wir schon hochschauen, da sehen wir außen an beiden Wagen die Tropfnasen der Regenrinne und innen die praktischen Stauschränke am Dach – es sind halt ein paar mehr geworden.
Aktuell ist der Eriba Touring 310 mit seiner Gesamtlänge von 5,06 Metern der kleinste im Programm, dennoch wirkt er im Vergleich zum zierlichen Oldie geradezu mächtig, mehr als doppelt so schwer ist er obendrein. Und doch wissen beide mit ihrem charmanten Design zu punkten. Das Original spielt mit der klassischen Holzoptik auf der Retro-Klaviatur, der Ur-Enkel der Jetztzeit zitiert mit seiner Urban-Ausführung und hellen Hölzern den Charme vergangener Jahrzehnte sehr gekonnt, übersetzt diesen aber in einen angenehm modernen Stil, der nicht kalt und steril, sondern heimelig wirkt. Ja, die moderne Ausführung ist würdig, den großen Namen zu tragen, den einst ein kleiner Caravan begründet hat. Hat sich eigentlich gar nicht so viel geändert, oder?
Der Allererste – Puck Prototyp
Der "Puck Luxus" war der erste in Serie gebaute Wohnwagen aus dem Hause Eriba/Hymer, schon 1957 entstand die Idee zu einem leichten Wohnanhänger. Nach den guten Erfahrungen, die das Ehepaar Bachem mit dem von Erwin Hymer gebauten "Ur-Troll" gemacht hatte, war der nächste Schritt quasi vorgezeichnet. Schon im Februar 1958 konnten die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden, während parallel an weiteren Modellen gewerkelt wurde, "Troll Luxus", "Faun Standard" und "Faun Familia" sollten schon bald in die Ferne rollen.
Auch der Ur-Puck traf den Geschmack der Kunden, in nur zwei Jahren wurden insgesamt 420 Exemplare verkauft. Einer aus dem ersten Baujahr steht im Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee, dessen Besuch sich freilich nicht nur wegen des Ur-Puck lohnt. Der begann übrigens schon 1960 zu wachsen, der "Puck Export" löste das Urmodell ab, er war 13 Zentimeter länger als der 338 Zentimeter kurze Vorgänger. © Promobil
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