Alte Klassiker erleben ihr Comeback, zugleich experimentieren Urlauber bei der Auswahl der Ziele. Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen - dank origineller Ideen, mit denen die Veranstalter auch 2015 Trends in der Tourismusbranche setzen wollen.
Urlaub im Jahr 2015 ist digital, individuell und manchmal auch luxuriös. Dieser Eindruck drängt sich Verbrauchern auf, wenn sie sich die Programme der Reiseveranstalter anschauen. So können Urlauber ihre Bilder von sogenannten Photowalks direkt per überall verfügbarem WLAN an die Daheimgebliebenen senden, Helikopterflüge sollen solvente Gäste anlocken und ortskundige Reisebegleiter für noch intensivere Erlebnisse sorgen.
Die Tourismusbranche in Deutschland boomt und soll dies, trotz Bedrohungen durch die digitale Welt, auch weiterhin tun. Fast drei Millionen Angestellte erwirtschaften laut der deutschen Tourismusanalyse 2014 der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) über vier Prozent des Bruttosozialprodukts in Deutschland. Und 10.000 Reisebüros vermarkten derzeit die Angebote von rund 2.500 Veranstaltern, die für etwa 25 Milliarden Euro Umsatz stehen.
Deutschland kämpft, das Mittelmeer siegt
Das Geschäft am Mittelmeer läuft, die Veranstalter müssen für 2015 nur für ausreichende Bettenkapazitäten sorgen. Mit einem Zuwachs von 70 Prozent liegt Tunesien dabei ebenso im Trend wie die übrigen Gewinner des Jahres 2014, darunter Portugal (plus 20 Prozent), Griechenland (plus elf Prozent) und Zypern (plus fünf Prozent).
Anders sieht es in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Bereits in diesem Jahr litten die drei Länder unter dem schlechten Wetter, Deutschland machte zusätzlich die von vielen Städten eingeführte Bettensteuer zu schaffen. Die sogenannte City-Tax konnte die Urlaubsrepublik aber nicht vom Siegertreppchen stoßen: Nach wie vor liegt Deutschland unter den beliebtesten Reiseländern hinter Spanien und der Türkei auf Platz 3.
Fokus auf Familienreisen und Digitales
Die digitale Welt erreicht den Urlaubsort: Veranstalter Thomas Cook will allen voran noch stärker auf das stetig zunehmende digitale Nutzungsverhalten der Deutschen eingehen. In ausgewählten Familienhotels bietet er kostenfreies WLAN, eine Poolbar mit Anschlussstationen zum Aufladen der elektronischen Geräte und Aktivitäten wie Geocaching sowie mobiles Spielen auf dem Smartphone an.
Individuelles Reisen liegt im Trend
"Das Angebot ist individueller denn je", erklärt Michael Frese, Sprecher der DER Touristik Frankfurt. Auch die anderen großen Veranstalter setzen auf individuelles Reisen.
Die Deutschen experimentieren etwa bei Fernreisen und sind möglichst individuell in weniger etablierten Zielen unterwegs. "Mit der wachsenden Vernetzung und der zunehmenden Reiseerfahrung steigt die Nachfrage nach Flexibilität und persönlich geplanten Reisen", sagt Steffen Boehnke von TUI. Besonders Costa Rica, Panama, Myanmar und Singapur seien im Kommen. "Wir stellen fest, dass die deutschen Urlauber immer mutiger werden, Länder fernab der Heimat zu entdecken."
Nachfrage im Luxussegment steigt
Im Luxussegment ist der persönliche Stil genauso wichtig: Wer New York wie ein Einheimischer erleben und die neuesten Geheimtipps zu Themen wie Shopping", Kultur und Restaurants bekommen möchte, der sollte laut Thomas Cook den neuen Service Localike buchen. Der Veranstalter fragt hier im Vorfeld nach den Interessen der Gäste, für die Thomas Cook dann ein maßgeschneidertes New-York-Programm entwickelt. In Monte Carlo bietet das Unternehmen außerdem den "Passeport Monte Carlo" an, bei dem unter anderem ein Helikopter-Transfer vom Flughafen Nizza in das Hotel und zurück inklusive ist.
Wie sieht der perfekte Urlaub aus?
Trotz der Vielzahl der Angebote sind laut GfK-Studie vor allem die natürlichen Voraussetzungen wie Sonne, gesundes Klima und schöne Natur für die perfekte Ferienzeit ausschlaggebend.. "Urlaub ist in erster Linie eine Erholungs- und Wohlfühlzeit", sagt Ulrich Reinhardt von der GfK. "Zu viele Angebote vor Ort stressen mehr, als dass sie glücklich machen."
Reinhardt fordert, dass sich die Branche wieder auf ihre Grundpfeiler konzentrieren und nicht versuchen solle, sämtliche Angebote des Alltags, bei denen es im Zweifel noch an Qualität mangele, auch im Urlaub bereitzustellen. "Freundlichkeit und Wohlfühlatmosphäre sind für die Gäste wichtiger als Wellness-, Shopping- oder Sportangebote", so der Experte.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.